Atomvulkan Golkonda
Prüfung für heute abzusagen.«
»Wird nicht wieder vorkommen«, murmelte Bykow betreten.
»Das hoffe ich. Die Karenzvorschriften für die Weltraumfahrer sind von den besten Ärzten des Landes festgelegt. Und jeder einigermaßen erfahrene Mensch kann Ihnen genug Fälle nennen, wo geringste Verstöße gegen diese Vorschriften zu traurigen Resultaten geführt haben. Wären Sie Pilot, hätten Sie mit dem heutigen Tage Ihre Teilnahme an der Expedition verwirkt. Zum Glück sind Sie kein Pilot. Nehmen Sie zehn Tonintabletten. Und jetzt gehen wir, die anderen warten auf uns.«
Oben in Krajuchins Zimmer hatte sich die ganze Besatzung der Chius versammelt. Bykow sah auch zwei unbekannte Männer. Es waren der Vorsitzende des Stadtsowjets und der Sekretär des Stadtparteikomitees. An dem Respekt, den sie Krajuchin entgegenbrachten, war zu merken, dass der Stellvertretende Vorsitzende des SKIPV in der Stadt ein gewaltiges Ansehen genoss.
»Wir wollen keine Zeit verlieren, Genossen«, sagte Krajuchin, kaum dass Bykow alle begrüßt und in der Ecke Platz genommen hatte. »Alexej Petrowitsch, heute sind Sie es, der die Hauptrolle spielt. Wollen Sie so nett sein und sich hierher, sozusagen zur Rampe, bemühen. Ich bitte Sie ...«
Bykow trat an den Tisch und stellte sich neben Krajuchin. Der Sekretär und der Vorsitzende sahen ihn freundlich lächelnd an. Dauge zwinkerte ihm zu. Auf dem Tisch lag eine Landkarte in Großmaßstab.
»Die Prüfung werden wir hier in diesem Quadrat durchführen ...« Krajuchins Finger beschrieb einen Kreis in der nordöstlichen Ecke der Karte. »Wie weit ist es bis dorthin?«
Bykow beugte sich über die Karte.
»Etwa fünfzig Kilometer.«
»Richtig. Wie lange braucht der Knabe dafür?«
»Dreißig bis vierzig Minuten ...«
»Schön. In dem erwähnten Abschnitt gibt es gegenwärtig eine Menge verschiedener künstlicher Formationen, auf der Karte sind sie ... hm, nicht verzeichnet. Ihre Aufgabe: Uns alle auf dieser Höhe hier abzusetzen – wir werden die Fahrt von dort aus beobachten –, danach das Gebiet auf geradem Wege von Süden nach Norden zu durchqueren und an diesem Bach entlang wieder zur Höhe zurückkehren. Ist Ihnen die Route klar?«
»Jawohl.«
»Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie unterwegs auf allerlei Überraschungen stoßen können. Für eine jedenfalls garantiere ich ... Sind die Leute hingeschickt?«, wandte er sich an den Vorsitzenden des Stadtsowjets.
Dieser nickte.
»Überhaupt, es ist eine ziemlich schwierige Prüfung. Genosse Jermakow fährt mit Ihnen. Seien Sie vorsichtig. Mut und Vorsicht! Ohne überflüssige Bravour, sozusagen.«
»Zu Befehl.«
»Das wäre alles. Haben Sie noch Fragen?«
»Nein.«
»Wo haben Sie Ihren Spezialanzug?«
»Ich hole ihn sofort, Nikolai Sacharowitsch.«
»Tun Sie das und kommen Sie gleich runter, wir werden inzwischen unsere Plätze einnehmen.«
Eine Viertelstunde später hatte der Knabe die nördliche Hügelkette passiert, und Bykow sah zum ersten Mal den Raketenflugplatz. Ringsum erstreckte sich immer noch die gleiche grasbedeckte Tundra, eben wie eine Tischplatte, mit vereinzelten, stoppeligen Höckern bedeckt. Nur hier und da erblickte Bykow runde oder sternförmige kahle Stellen, auf denen kein Hälmchen wuchs. Er steuerte den Knaben auf einen dieser braunen Flecke zu. Das weiche Schmatzen unter den Raupenketten wurde sekundenlang von dumpfem Geratter abgelöst – als rolle eine eiserne Tonne über Kopfsteinpflaster.
»Hier sind einmal Schiffe gelandet«, erklärte Dauge, der hinter Bykow saß.
»Und das dort?«
Zur Linken waren rostige Schienen aufgetaucht, Reste eines Stacheldrahtzaunes und eine windschiefe Stange mit einem dreieckigen Blechschild, auf dem noch die Aufschrift »1 R« zu erkennen war. Jenseits des Stacheldrahtes gewahrte Bykow eine Art riesigen Kessel, angefüllt mit klumpiger brauner Masse.
»Vor fünf Jahren ist hier der Drache Gorynytsch gestartet«, sagte Dauge. »Siehst du, der Startplatz war eingezäunt, weil der Boden zu radioaktiver Schlacke zusammengebacken ist. ›1 R‹ bedeutet ›ein Röntgen‹.«
»Das immerhin weiß ich«, brummte Bykow.
Der Knabe umfuhr erratische Blöcke und jagte ungestüm durch flache kleine Sumpfseen. Als der Kilometerzähler dreißig anzeigte, bat Jermakow den Fahrer, den Platz am Steuerpult ihm zu überlassen. Bykow ging in die Kabine. Alle Luken waren geöffnet. Der Vorsitzende des Stadtsowjets stritt sich mit Krutikow, der Parteisekretär hörte ihnen
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