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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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hatte gesagt, das sei das Ende, weiter dürfe man nicht gehen. Wenn es sich um eine Rakete vom althergebrachten Typ handeln würde und vor allem, wenn Krajuchin nichts damit zu tun hätte, dann hätte eine ganze Reihe von Misserfolgen nichts bedeutet. Doch bei ihm war es etwas anderes, und die Chius hatte eine andere Geschichte. Es gab im Ministerium zu viele Leute, die mit Freuden die kleinste Misshelligkeit bei dem neuen Planetenschiff ausnutzen, mit Fingern auf Krajuchin zeigen und durcheinanderkläffen würden: »Wir haben es gesagt! Wir haben ihn gewarnt!«
    Eigentlich wusste er ganz genau, dass nichts und niemand in der Welt die stürmische Entwicklung der Photonentechnik aufhalten konnte. Von dem Augenblick an, da die ersten Körnchen des »absoluten Reflektors« vorlagen, war das Schicksal der alten Impulsraketen besiegelt. Jetzt würde der Raum nur noch nachgeben, mehr und mehr – zähnefletschend, nach neuen Opfern greifend –, aber immerhin nachgeben. Er würde seine Grenzpfähle zuerst aus dem Sonnensystem zurückziehen und dann – wer weiß, vielleicht noch zu Krajuchins Lebzeiten – auch aus den interstellaren Öden.
    Doch das Beharrungsvermögen des Gedankens ist stark! Wie alles Neue fand auch das neue Prinzip des interplanetaren Verkehrs von seiner Geburtsstunde an zahlreiche Gegner. Solche, die sich auf den alten Lorbeeren ausruhten und nicht weitergehen wollten; solche, die ihr Lebensziel darin sahen, die Unrealisierbarkeit des Photonenantriebs zu beweisen; solche, die anfangs leichthin das Neue bemäkelten und später nicht den Mut aufbrachten, ihr Unrecht einzugestehen; und nicht zuletzt einfach solche, die aus ehrlicher Besorgnis das gewaltige Risiko mit Menschenleben und staatlichen Mitteln ablehnten ... Es waren ihrer viele, bedeutend mehr, als es Krajuchin und seinen Mitstreitern lieb war. Doch stets brach er ihren Widerstand. Sie schrien: »Haltlose Phantasterei! Zukunftsmusik!« und verlangten, er solle für Dutzende verbrannter Versuchsraketen Rechenschaft ablegen, er aber hob den unbemannten Drachen Gorynytsch über die Atmosphäre und lenkte ihn um die Erde. Sie gaben sich alle Mühe, den Untergang der Chius 1 gegen ihn auszuspielen, doch auch dies gelang ihnen nicht. Die zweite Chius ging zum Start. Vielleicht war es ein Fehler von ihm, ihr gleich zu Anfang eine so halsbrecherische Aufgabe zu übertragen. Vielleicht hätte man die Photonenrakete zunächst für einfache interplanetare Fahrten benutzen sollen, sich an sie gewöhnen, sie zu einem verbreiteten und verlässlichen Verkehrsmittel machen? Mag sein ... Doch wie viel Zeit wäre darüber vergangen! Und die Schätze der Golkonda warteten. Nur die Chius gab den Menschen die Möglichkeit, sie zu heben.
    Krajuchin ließ sich wieder in den Sessel fallen und blieb, die Schultern mit den Händen umfasst, reglos sitzen. Ihn fröstelte, und er dachte, dieser krankhafte Zustand sei durch das ihm so ungewohnte passive Warten und die Unruhe hervorgerufen worden. Hundertmal besser wäre es für ihn gewesen, hätte er die Expedition selber geleitet. Aber man hätte es ihm natürlich nicht gestattet. Wem würde er dort auch von Nutzen sein, auf diesem furchtbarsten Planeten des Sonnensystems – er mit seinen verbrannten Lungen, dem künstlichen Magen, dem verbrauchten Herzen? Nur mit einem hätte er helfen können – mit seinen immensen Erfahrungen, seiner Kaltblütigkeit und Umsicht, mit der Fähigkeit, im geeigneten Moment zurückzuweichen. Diese Fähigkeit war jeder anderen wert, aber die heutige Jugend hatte sie eingebüßt. Die sechs Männer auf der Chius waren ungeduldig, heißblütig und furchtlos, und die kostbare Gabe der Vorsicht fehlte ihnen. Sie würden bedenkenlos ihr Leben opfern, ohne erfasst zu haben, was für einen gewaltigen Schaden sie dem großen Werk mit ihrem ruhmreichen Untergang zufügten. Keine Golkonden würden diesen Schaden wiedergutmachen können. Niemand würde erfahren, was unter dem weißen Schleier, der das Gesicht dieses unzugänglichen Planeten verhüllte, geschehen war. Man würde alles der Unvollkommenheit der Chius zuschreiben, die Projekte und Berechnungen würden im Staub der Archive versinken, und für viele Jahre würde die alte Epoche der Impulsraketen zurückkehren.
    Besser, nicht daran denken. Es bestand auch kein Grund, diesen sechs Männern zu misstrauen.
    Jermakow ... Ein kluger, kaltblütiger Mann, die Ruhe selbst. Vielleicht ist er der Einzige von den sechs, der die wahre Lage der Dinge zu

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