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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Flüchtig dachte Krajuchin daran, dass die Funkwellen bereits Sekunden brauchten, um das Bild bis zur Erde zu tragen.
    »Na, wie geht’s, Junge?«, rief er. »Siehst du mich gut?«
    »Ausgezeichnet, Nikolai Sacharowitsch.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Vor einer halben Stunde sind wir auf die gerade Bahn gegangen. Zum ersten Mal im Leben fliege ich im Raum auf einer Geraden. Doch es hat lange gedauert, bis wir die Bahn der ersten Etappe festgelegt hatten. Die elektronischen Kursberechner wird man in der Tat vervollkommnen müssen. Krutikow hat sich hingelegt und schläft wie ein Toter. Geschwindigkeit – fünfzig Kilometer in der Sekunde. Der Reaktor arbeitet gleichmäßig. Temperatur des Spiegels – praktisch Null. Strahlung – der übliche Hintergrund.«
    »Was macht die Besatzung?«
    »Fühlt sich ausgezeichnet.«
    »Bykow?«
    »Hält sich gut. Ist bedrückt, dass er die Erde nicht sehen kann.«
    »Zeig sie ihm doch.«
    »Zu Befehl.«
    »Wie ist der Start verlaufen?«
    »Großartig. Jurkowski ist enttäuscht. Er meint, ein solcher Start hätte nicht einmal ein Kind aus dem Schlaf geweckt.«
    »Dafür musst du Bogdan danken. Das Werk lobt seinen Meister.«
    »Gewiss, Nikolai Sacharowitsch.« Sie schwiegen und blickten sich aus einer Entfernung von Millionen Kilometern in die Augen.
    »Nun ... und du selbst?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Nikolai Sacharowitsch.« Jermakows Antwort kam rasch. So rasch, als sei er auf diese Frage vorbereitet gewesen.
    Krajuchin runzelte die Stirn. »Wachhabender!«, rief er laut.
    »Hier!«
    »Verlassen Sie für zehn Minuten den Saal.«
    Der Wachhabende zog sich eilig zurück.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, wiederholte Jermakow.
    »Ich mache mir keine Sorgen«, sagte Krajuchin langsam. »Ich habe einfach Angst, mein Lieber.«
    Jermakows Augen verengten sich. »Sie haben Angst? Ist etwas passiert?«
    Wie sollte Krajuchin es ihm erklären? Er nahm die Brille ab und putzte sie mit geschlossenen Augen. »Im Allgemeinen bitte ich dich: Sei vorsichtig. Jawohl ... Besonders dort auf der Venus. Du bist kein dummer Junge und musst es verstehen. Wenn es sehr schwer und gefährlich wird – pfeif drauf und zieh dich zurück. Jetzt ist nicht die Golkonda entscheidend.«
    Er sprach und fühlte: Jermakow verstand ihn nicht. Doch er brachte es nicht übers Herz, ihm einfach zu sagen: »Reduziere das Risiko bis zum Minimum. Hauptsache – ihr kommt wohlbehalten zurück. Wenn euch etwas passiert, ist es mit den Photonenraketen für lange Zeit aus.« Er war immer der Ansicht gewesen, dass man die Raumfahrer so weit wie möglich von dem Meinungsstreit im Komitee fernhalten müsse. Es schien ihm, ihr Vertrauen zu den leitenden Köpfen könnte sonst ins Wanken geraten.
    »Gott behütet den Behutsamen«, fuhr er fort und fühlte mit Schrecken, dass er zusammenhanglos und keinesfalls überzeugend sprach. »Gehe kein unnötiges Risiko ein ...«
    »Wenn große Schwierigkeiten auftreten oder wenn es gefährlich wird?«
    Das war Jermakow, Anatoli Jermakow, der die Abneigung gegen Zweideutigkeiten und Umschweife mit der Muttermilch eingesogen hatte. Er schämte sich für Krajuchin und bemitleidete ihn. Besorgt schob er seinen Kopf vor und schaute Krajuchin aufmerksam an. Dieser wich hastig zurück. Einige Sekunden währte eine peinliche Pause.
    »Also«, sagte Krajuchin, bemüht, seiner furchtbaren Schwäche Herr zu werden, »hör zu, was ich dir sage, Genosse Jermakow. Ich will mit dir nicht in scharfsinnigen Redensarten wetteifern. Jawohl ...«
    »Gut«, erwiderte Jermakow leise. »Ich werde nichts riskieren. Ich werde mir stets bewusst sein, dass die Hauptaufgabe der Expedition darin besteht, das Schiff und die Leute zu erhalten. Ich werde das Schiff erhalten. Aber die Leute kann ich doch nicht zurückpfeifen ...«
    »Du bist der Kommandant.«
    »Ja, das bin ich. Aber jeder von ihnen hat doch seinen eigenen Kopf und sein eigenes Herz. Sie werden mich kaum verstehen, und ich weiß nicht, ob ich sie zum Rückzug werde zwingen können. Ich besitze nicht Ihre Autorität.«
    »Du hast mich nicht verstanden ...«
    »Doch, Nikolai Sacharowitsch. Und auf Ihren Befehl hin bin ich bereit, alles, sogar meine Ehre, preiszugeben. Aber ob die anderen es tun werden ...?«
    Jermakows klare Augen blickten Krajuchin direkt ins Gehirn – und begriffen, begriffen alles.
    »Ich kann nur ahnen, was Sie bewegt ...«
    Krajuchin senkte den schweren Kopf und sagte heiser: »Gut, handle ganz nach deinem Ermessen. Was anderes

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