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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Karte sitzen unsere Geologen stundenlang, vergleichen etwas mit ihren Eintragungen und knurren sich gegenseitig halblaut an, bis die Essenszeit heran ist, Jermakow aus dem Kommandostand kommt und sie vom Tisch verjagt. Krutikow schiebt jetzt Wache, Bogdan sitzt in seiner Kajüte und liest. Er hat nicht vergessen, sich vorschriftsmäßig anzuschnallen – das macht offenbar die Gewohnheit. Was Jermakow anbetrifft, so hat er sich bereits seit zwei Stunden in seiner Kajüte eingeschlossen. Doch das ist ein Kapitel für sich ...
    In den letzten vierundzwanzig Stunden hat sich nichts Besonderes ereignet. Die Piloten und die elektronischen Maschinen mussten sich mächtig abmühen, ehe das Schiff auf den sogenannten ›geraden Kurs‹ gebracht war und die gerade Richtung zum Zielpunkt eingeschlagen hatte. Zu diesem Zweck hatten der Kommandant und Michail Antonowitsch noch auf der Erde eine wahre ›Teufelskurve‹, eine dreidimensionale Spirale berechnet, auf der die Chius die Rotations- und Bahngeschwindigkeit der Erde egalisierte und in die Bahnebene der Venus gelangte. Krutikow sagte später, der elektronische Kursberechner sei nicht ganz den Ansprüchen gewachsen. Wir – Jurkowski, Dauge und ich – saßen zu der Zeit in der Messe und ließen uns durchschütteln. Doch die Stoßdämpfer der Sessel sind wundervoll, und ich verspürte lediglich eine leichte Übelkeit. Später bereitete ich das Mittagessen. Wir haben einen reichlichen Vorrat an fertigen Mahlzeiten in Thermosbehältern, aber auch Frischfleisch, durch Gamma-Bestrahlung sterilisiert, und eine beträchtliche Menge Obst und Gemüse. Ich beschloss zu glänzen. Alle äußerten sich lobend über die Gerichte. Doch Jurkowski sagte: ›Es ist gut, dass wir jetzt wenigstens einen anständigen Koch haben.‹ Ich war wütend, aber Jermakow versetzte: ›Dafür kann man sich Ihrer Küche nur mit dem Wind nähern, Wladimir Sergejewitsch.‹ ›Haben Sie’s versucht?‹, fragte Dauge. ›Krajuchin hat mich davor gewarnt.‹
    Kurz gesagt, ich werde wohl bis zum Ende des Fluges den Smutje spielen müssen. Mit Vergnügen! Der ›Fant‹ lächelt boshaft. Aber was geht mich letzten Endes dieser Einzelgänger mit Husarenallüren an?
    Überhaupt sind das alles Belanglosigkeiten. Es gibt drei Dinge, die mich mehr beunruhigt haben: erstens die Begegnung mit einem Meteoriten, zweitens der Einblick in den Raum und drittens – das Wesentliche – ein Gespräch mit Jermakow. Ich erzähle alles der Reihe nach.
    Wir hatten nicht so viel Glück wie Ljachow bei seinem Probeflug. Bald nach dem Start begegnete die Chius einem Meteoriten. Jermakow meldete es aus dem Kommandostand, sonst hätten wir anderen es überhaupt nicht erfahren. Plötzlich sank uns einfach der Boden unter den Füßen weg, und sekundenlang setzte der Herzschlag aus, wie beim Hinunterfahren im Schnelllift. Der Raum um die Chius wird nämlich ständig von einem ultrakurzwelligen Ortungsgerät abgetastet. Wenn in bedrohlicher Nähe ein Meteorit auftaucht, stellt eine Rechenmaschine seine Bahn und seine Geschwindigkeit fest, vergleicht sie mit denen des Schiffs und gibt entsprechende Kommandos an die Steuerung. Völlig automatisch beschleunigt oder reduziert das Schiff sein Tempo und lässt den Meteoriten an sich vorbei oder kreuzt seine Bahn, ehe er herangeflogen ist. Unsere Meteoritenschutzanlage arbeitet vorläufig untadelig ...
    Trotz der Gelassenheit der Kameraden und des durchaus alltäglichen Milieus – alle arbeiten intensiv, ruhen sich aus, lesen, streiten – spüre ich eine dumpfe Unruhe in mir. Dauge meint, das käme bei Neulingen häufig vor, es sei ein ›instinktives Empfinden des Raumes‹, ähnlich wie die Seekrankheit bei Menschen, die an die See noch nicht gewöhnt sind. Aber das nehme ich ihm nicht ab! Wie kann ein Mensch, der nicht einen einzigen Blick in den Raum getan hat, ein Empfinden des Raumes haben? Die Chius besitzt ja keine Bullaugen, und das einzige Beobachtungsgerät befindet sich im Kommandostand, wo der Aufenthalt für Nichtpiloten streng verboten ist. Doch während ich über diese Frage nachdachte, wurde für mich eine Ausnahme gemacht, zudem unter Umständen, die meine Unruhe noch vergrößerten. Es geschah folgendermaßen: Einige Stunden zuvor hatte die Funkstation des Siebenten Testgeländes mit uns die Fernsehverbindung aufgenommen. Krajuchin verlangte Jermakow zu einer Unterredung. Worüber sie sprachen, wusste niemand, weil Jermakow Bogdan, der gerade den Wachdienst versah, aus

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