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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Miene mit der Zungenspitze über die Lippen und fügte hinzu: ›Wir sind nicht bei der Armee, aber ich führe jeden Ihrer Befehle aus, sofern er nicht den Interessen unseres Staates widerspricht ... und der Partei, versteht sich. Ich bin Kommunist.‹
    Er lachte. ›Sie denken wohl, ich sei ein Verschwörer? Nichts dergleichen. Glauben Sie nicht, dass ich an Ihrer Bereitschaft zweifle, meine Befehle zu befolgen. Ich möchte einfach wissen, an welche Linie Sie sich halten würden, wenn die Umstände uns zwingen sollten, dem Befehl des Komitees zuwiderzuhandeln. Ich bin sehr froh, dass ich in Ihnen einen disziplinierten und dienstkundigen Menschen gefunden habe.‹
    Ich war ebenfalls froh, Ehrenwort.
    ›Immerhin hätte ich gern gewusst ...‹, wagte ich die Frage.
    ›Ich will es Ihnen erklären, richtiger gesagt, andeuten ... Sie verstehen. Es handelt sich darum, dass weniger von der Erfüllung der Aufgabe der Expedition als von der erfolgreichen Rückkehr unseres Schiffes sehr viel abhängt. Zu viel, möchte ich behaupten. Und wir werden möglicherweise kein Recht haben, uns bei der Erforschung der Golkonda einem allzu großen Risiko auszusetzen, sogar, wenn es darum geht, einen strikten Befehl des Komitees auszuführen ...«
    Er nickte mir zu und geleitete mich zum Ausgang. In der Tat, das ist etwas, worüber man sich den Kopf zerbrechen muss. Halte die Ohren steif, Alexej Bykow! Du begreifst doch absolut nichts. Übrigens, Krajuchin und Jermakow sind nicht die Menschen, die etwas schrecken könnte. Solche brauchen für einen Rückzug sehr viel Mut. Was ist denn überhaupt los?«

    Bykow klappte das Heft zu, steckte es in seine abgeschabte Meldetasche und begab sich in die Messe. Dort traf er Jurkowski, Dauge und Spizyn an. Johannytsch saß brütend über der Venuskarte, während Jurkowski und Spizyn eine erbitterte Polemik miteinander führten, deren Sinn Bykow anfangs nicht erfasste. Es kam ihm vor, als ginge es um Dinge, die sein Begriffsvermögen überstiegen, weil die Streitenden mit Formulierungen aus dem Arsenal der Tensorrechnung operierten und einer den anderen immerfort mit Zitaten von Klassikern überschüttete, was übrigens keine besondere Klarheit in das Problem brachte. Aber einige ihrer Bemerkungen waren sehr interessant und ungewöhnlich, und bereits wenige Minuten später saß Bykow im Sessel am Bücherschrank und hörte, seine Unruhe fast vergessend, begierig zu.
    »Mit einer solchen Einstellung wirst du unweigerlich im Sumpf des Newtonianertums versinken«, sagte Jurkowski. »Das ist doch dasselbe, als wenn du behaupten wolltest, es gäbe den absoluten Raum. Was hat man dir bloß in der Schule beigebracht!«
    »Aber die Folgerungen von Lorentz ...«
    »So viele Tatsachen, so viele unumstößliche Tatsachen! Und du wagst es noch, das alles anzufechten! Jetzt! Fast hundert Jahre nach der Schaffung der Relativitätstheorie!«
    »Aber die Erkenntnisse von Lorentz will ich doch gar nicht anfechten«, sagte Bogdan. »Bilde dir ja nicht ein, dass du der einzige Nachfolger und Ideenhüter des alten Einstein bist. Ich will nur sagen, dass ...«
    »Lass hören! Lass hören!«
    »Also: Beim heutigen Stand der Technik ist es noch sehr weit bis zum praktischen Zusammenstoß mit den Folgerungen der Relativitätstheorie ... Innerhalb unserer Arbeit natürlich.«
    »Ach, so ist das?«
    »Ja, genau so!«
    »Weit?«
    »Ja. Der Raum für den interplanetaren Raumfahrer ist Raum. Eine homogene Leere.«
    »Wenn man die Meteoriten außer Acht lässt«, warf Dauge ohne den Kopf zu heben ein.
    »Jawohl, Leere! Ich fliege beinahe schon zehn Jahre, und nicht ein einziges Mal habe ich meine Berechnungen korrigieren müssen.«
    Sie schwiegen eine Weile und blickten einander wie Kampfhähne in die Augen.
    »Sag mal bitte«, fing Jurkowski mit einschmeichelnder Stimme wieder an. »Hast du dir den Rechenschaftsbericht der Expedition zum Weiyang angehört?«
    »Wohin?«
    »Zum Weiyang. Hast ihn dir also nicht angehört. Und hörst auch zum ersten Mal den Namen. Du tust mir leid, Bogdan.«
    »Aber wirklich, was soll denn das sein?«, fragte Dauge.
    »Der Weiyang ist ein winziger Planet, der sich innerhalb der Merkurbahn bewegt. Seine mittlere Entfernung von der Sonne beträgt etwa zehn Millionen Kilometer. Vor drei Jahren haben chinesische Genossen ihn entdeckt und Weiyang genannt, was ›Leibwächter der Sonne‹ heißt oder so ähnlich. Wegen seiner Sonnennähe verdampft er sehr schnell, und man muss annehmen, dass er in

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