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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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dem Kommandostand hinausgeschickt hatte. Das Gespräch dauerte nicht lange. Bald kam Jermakow aus dem Steuerraum und zog sich schweigend in seine Kajüte zurück. Dauge und Jurkowski wollten sich in lustigen Vermutungen ergehen, doch Bogdan fuhr sie scharf an.
    Zwei Stunden später hatte Jermakow Wache. Auf dem Wege zum Steuerraum befahl er mir mitzukommen. Alle staunten sehr und begleiteten mich mit merkwürdigen Blicken. Ich kann’s verstehen. In der Tat, es sah so aus, als hätten Jermakow und Krajuchin über meine Person gesprochen. Ich selbst nahm es, ehrlich gesagt, auch an und machte mir große Sorgen.
    Im Steuerraum war es heiß. Durch das Titangehäuse drang das Brummen des Photonenreaktors. Jermakow fragte, ohne mich anzublicken, ob ich die Erde sehen möchte. ›Ich glaube, es war schon lange Ihr Wunsch, Alexej Petrowitsch ...?‹ Mein Herz machte einen schnellen Sprung, meine Lippen wurden trocken. Ohne ein Wort hinzuzufügen, führte mich Jermakow zu einem Gerät, das einem großen Kühlschrank glich und an dessen oberem Teil sich zwei Okulare befanden. Er forderte mich auf, hineinzuschauen. Meinen Blicken öffnete sich ein runder schwarzer Abgrund, umsäumt von zuckenden blass-violetten Lichtern. In der bodenlosen Tiefe waren Myriaden heller und trüber Punkte sichtbar. Im Zentrum hob sich deutlich ein leuchtendes Kreuz ab, und rechts darüber erblickte ich ein Kügelchen von warmem grünem Ton mit einem hellen Sternchen daneben. Das waren die Erde und der Mond ...
    ›Was Sie jetzt sehen, ist die untere Hälfte der Himmelssphäre‹, sagte Jermakow. ›Das Leuchten am Rand ist die Widerspiegelung thermonuklearer Explosionen im Fokus des absoluten Spiegels.‹
    Natürlich beruhigte ich mich sofort. Es war absurd zu glauben, man würde mich aus dem Schiff werfen und zurück zur Erde schicken.
    Ich fand nichts Erhabenes an dem sich mir bietenden Anblick, fast das Gleiche konnte man im Aschchabader Planetarium sehen. Ich sagte es Jermakow.
    Er nickte. ›Gewiss, es ist nur ein elektronisches Bild. Es dient dazu, die Genauigkeit der Kursberechnung zu prüfen. Das helle Kreuz in der Mitte zeigt die Richtung unseres Fluges innerhalb der Himmelssphäre.‹
    Ich erkundigte mich, in welcher Entfernung von der Erde sich jetzt die Chius befinde.
    ›Ungefähr dreißig Millionen Kilometer ... Wollen Sie einen Blick nach vorn tun?‹
    Er drehte am Schalter, und im Gesichtsfeld flammte eine grellgelbe Scheibe auf. Das helle Kreuz stand genau über ihrer Mitte, und ringsum in der schwarzen Leere leuchteten die Sterne.
    ›Die Sonne‹, sagte Jermakow. ›Und rechts davon – sehen Sie? – die Venus. Zu dem Zeitpunkt, da wir ihre Bahn erreichen, wird sie sich auch am Treffpunkt befinden.‹
    Er schaltete das Gerät ab, hieß mich Platz nehmen und warf einen flüchtigen Blick auf die Schalttafeln, die mit einer Unzahl von Skalen und Zifferblättern, bunten Lämpchen und Zeigern versehen waren. Dann begann er mit mir ein Gespräch. Ich werde mich bemühen, es wortwörtlich wiederzugeben.
    Sein Gesicht war dabei wie immer ruhig. Aber die dunklen Ränder unter den Augen und die finstere Falte auf der Stirn deuteten darauf hin, dass etwas Außergewöhnliches geschehen sein musste.
    ›Sagen Sie, Alexej Petrowitsch‹, begann er und blickte mir scharf in die Augen. ›Wie beurteilen Sie Ihre Stellung in der Expedition?‹
    ›Wie soll ich das verstehen?‹, fragte ich, und die frühere Unruhe beschlich mich wieder.
    ›Im Sinne der Subordination, der Unterordnung, beispielsweise.‹
    Ich überlegte und antwortete, ich sei gewohnt, bei der Arbeit die Befehle meines unmittelbaren Vorgesetzten auszuführen.
    ›Das heißt?‹
    ›In diesem Falle bin ich Ihr Untergebener, Anatoli Borissowitsch.‹
    Er schwieg eine Weile und fragte dann: ›Und wenn Sie zwei einander aufhebende Befehle erhalten?‹
    ›Dann wird der zeitmäßig letzte ausgeführt.‹
    Ich bemühte mich, ruhig zu sprechen, doch ich muss gestehen, dass mich bei diesem Gespräch eine Gänsehaut überlief, und ich begann die dümmsten Vermutungen anzustellen und mir schon einen Plan zurechtzulegen für den Fall, dass es Jermakow einfallen sollte, die schwarze Fahne zu hissen und auf den interplanetaren Verbindungswegen als Pirat umherzukreuzen.
    Er aber forschte weiter: ›Also, wenn mein Befehl dem des Staatskomiteevorsitzenden zuwiderliefe, würden Sie trotzdem mir gehorchen?‹
    ›Ja ...‹ An dieser Stelle, glaube ich, fuhr ich mir mit ziemlich verdatterter

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