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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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dicht an Bykows Ohr.
    Wie gebannt starrte er auf das heftig flackernde Indikatorlämpchen, das einem aus der Wand ragenden Finger glich. Dsann, dsann, dsann! , schrillte wie rasend die Alarmglocke. Die Tür flog auf, und Krutikow stürzte herein.
    »Strahlung!«, schrie er. Sein eingefallenes Gesicht war schweißüberströmt.
    »Wir sehen und hören es«, sagte Jermakow ruhig, kaum die bleichen Lippen bewegend.
    »Wieso, woher?«, murmelte Bogdan.
    Jurkowski zuckte die Achseln. »Müßige Frage.«
    »Wieso müßig, wieso?«, brachte Dauge atemringend hervor. »Vielleicht können wir uns noch irgendwie schützen?«
    »Spezialanzüge?«
    »Unsinn!«, sagte Bogdan überzeugt. »Wenn sogar die Hülle und die Schutzschicht des Schiffes durchschlagen sind ...« Dsann, dsann, dsann.
    »Davor kann man sich nicht schützen«, flüsterte Krutikow. Dauge lächelte schief.
    »So«, sagte er. »Nun, dann wollen wir warten.«
    Krutikow richtete mit einer seltsamen pedantischen Feierlichkeit das umgekippte Glas auf und setzte sich zwischen Jermakow und Bykow.
    »Etwa hundert Röntgen, nicht weniger«, bemerkte Jurkowski.
    »Reicht nicht«, meinte Bogdan.
    »Hundertfünfzig. Wer gibt mehr?« Dauge nahm einen Löffel vom Tisch und bog mit zitternden Fingern daran herum. »Ehrenwort, ich fühle, wie sich die Protonen in mich hineinbohren.«
    »Bin gespannt, wie lange das dauern wird«, brummte Jurkowski, zu dem Warnlämpchen hinaufblinzelnd.
    »Wenn länger als fünf Minuten, sind wir erledigt ...«
    »Zwei Minuten sind bereits vergangen«, teilte Jermakow leise mit. Krutikow rückte den Kragen seiner Kombination zurecht, zog den Reißverschluss auf der Brust zu und fuhr mit der Hand in die Tasche, um seine Pfeife hervorzuholen.
    Dsann, dsann, dsann.
    »Sie saßen unter dem Todesstrom und lauschten bezaubernden Klängen«, deklamierte Jurkowski. »Hört mal, kann man denn dieses verdammte Geläut nicht abschalten? Ich bin nicht gewöhnt, unter solchen Bedingungen zu sterben.«
    Dsann, dsann, dsann.
    Dauge hatte endlich den Löffel zerbrochen und warf die Stücke auf den Tisch. Alle starrten sie an.
    »Das erste Opfer der Strahlenattacke«, sagte Jurkowski. »Johannytsch, sei so gut und steck die Hände in die Taschen ...«
    Bykow schloss die Augen. Fünf Minuten – und Schluss. Und man konnte nichts dagegen tun, nichts ...
    Plötzlich hörte das Klingeln auf. Das rote Indikatorlämpchen erlosch. Stille trat ein. Lange saßen sie schweigend, niemand wagte sich zu rühren. Sie waren allzu benommen, um sich freuen zu können. Endlich sagte Jermakow zu Jurkowski: »Und doch sind Sie ein Angeber, Wladimir Sergejewitsch. Ein Poseur ...«
    Dauge lachte nervös. Krutikow bekam den Schluckauf. Er verzog den Mund und langte nach dem Siphon mit Sodawasser.
    »Bekenne mich schuldig, Anatoli Borissowitsch! Ich gestehe, ich habe so etwas an mir. In der Jugend glänzte ich im Laienspiel ...« Er reckte sich, dass die Gelenke knackten. »Wollen wir hoffen, dass alles ohne Folgen abgeht. Habe sowieso schon eine ganze Portion dieser Röntgen auf meinem Konto.«
    Bykow drehte fassungslos den Kopf hin und her.
    »Waren es wirklich nur zwei Minuten?«, fragte er.
    »Freunde«, sagte Jermakow mit dumpfer Stimme und stand auf, »betrachten wir den Fall als erledigt. Und jetzt heißt es: Sofort den Innenschutz prüfen.«
    »Ausgerechnet! Solche Dinge passieren alle zehn Jahre einmal«, sagte Krutikow. »Übrigens, was kann die Ursache gewesen sein? Was meinen Sie?«
    »Ist doch sonnenklar: kosmische Strahlung«, antwortete Jurkowski.
    »Fein, wenn es das war. Ich muss gestehen, ich fürchtete zuerst, die Reaktorhülle sei geplatzt.«
    Bogdan blickte auf die Uhr. »Mein Wachdienst beginnt, Anatoli Borissowitsch. Außerdem ist es auch Zeit, zur Erde zu funken. Soll ich den Vorfall melden?«
    »Nein«, schnitt Jermakow trocken ab. »Warum die Leute unnütz aufregen? Melden Sie wie üblich: Alles in Ordnung. Und noch eins: Ich bitte Sie der Reihe nach zur Ambulanz – zu Injektionen und Desaktivierung. Dauge als Erster. Und dann – gründlich die Isolation überprüfen.«
    »Inzwischen könnte man sich einen Schluck Kaffee genehmigen«, bemerkte Krutikow frohgelaunt. »Ach, der ist ja schon ganz kalt! Aljoscha, sei so gut, schalte ein ...«
    »Und dennoch müssen die kühnen Raumfahrer mannhaft Schwierigkeiten überwinden«, sagte Bykow mit einem herausfordernden Seitenblick auf Jurkowski.
    Dieser lachte sorglos. »Nicht Schwierigkeiten, mein lieber Alexej

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