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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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erst, wenn wir den Spiegel der Sonne zugekehrt haben, ungefähr in vierundzwanzig Stunden.«
    »Wenn man sich das vorstellt ...«, brummte Dauge, dem das Erlebte offenbar immer noch zu schaffen machte, »... ein paar Minuten länger, und wir alle lebten nicht mehr! Die Chius mit toter Besatzung!«
    »Und fünfzig Stunden später würden wir uns als glühende Wolke in die Sonne bohren.«
    »Ein totes Raumschiff mit toter Besatzung ...!« Bogdan blickte Jermakow an. »So etwas soll es schon gegeben haben, nicht wahr, Anatoli Borissowitsch?«
    »Interplanetare ›Fliegende Holländer‹!«
    »Wie ist es dazu gekommen?«, erkundigte sich Bykow mit begreiflicher Neugier.
    »Das kann verschiedene Ursachen haben ... Krankheiten, die man sich auf anderen Planeten zugezogen hat, ebensolche Ausbrüche auf der Sonne ...«
    Dieses Gespräch fand in der Schiffsmesse statt. Jurkowski saß rittlings auf einem Stuhl, die Ellenbogen auf die Rückenlehne gestützt, und betrachtete die anderen mit seinen schönen, glänzenden Augen. Dauge ging von einer Ecke in die andere, blieb ab und zu am Tisch stehen, um aus einer Schale ein Stückchen kandierte Zitrone zu nehmen und sich ächzend die Taille zu reiben. Spizyn und Bykow hatten es sich auf dem Sofa bequem gemacht. Jermakow, der gerade von Wache gekommen war, saß im Sessel am Bücherschrank, und Michail Antonowitsch stand an der Tür, im Begriff, in den Steuerraum zu gehen.
    »Ja, das ist schrecklich«, seufzte Dauge. »Ein Raumschiff mit toter Besatzung ...«
    »Hm ...« Jermakow schaute auf die Uhr, dann auf Michail Antonowitsch. »Manchmal ist das zweifellos passiert, weil sich die Piloten zu sehr auf die Zuverlässigkeit der Steuerautomatik verließen.«
    Michail Antonowitsch lief vor Verlegenheit rot an, räusperte sich und ging eilends hinaus.
    Jurkowski lachte, ließ die weißen Zähne sehen. »Lass uns auch an die Arbeit gehen, Johannytsch, sonst verputzt du noch alles Konfekt.«
    Dauge schüttelte den Kopf. »Alles nur Neid. Neid und Gier. Mir tut nach der Injektion die Seite weh, verstehst du? Darf man sich denn nicht ein bisschen trösten? Na schön, gehen wir. Zu dir?«
    »Und ich werde mich vor der Wache noch etwas hinlegen«, sagte Bogdan. »Willst du nicht auch gehen, Alexej Petrowitsch?«
    »Nein ich bleibe hier, lese ein bisschen.«
    Jurkowski, Bogdan und Dauge gingen, und Bykow vertiefte sich in einen abgegriffenen Sammelband mit Artikeln über Funkleitsteuerung in der Raumfahrt.

    Das Leben an Bord nahm wieder seinen gewohnten Gang. Jermakow beobachtete die Funktionen der Photonentechnik und arbeitete gemeinsam mit Krutikow an irgendeinem neuen Problem der Raumnavigation; die Geologen studierten wohl zum hundertsten Male den Forschungsplan für die Golkonda. Bykow las Bücher über Astronomie; Bogdan Spizyn beschäftigte sich während seiner ganzen Freizeit mit der Radioapparatur.
    Einmal rief Bogdan alle vor dem Steuerraum zusammen.
    »Hört mal!«, sagte er lächelnd. »Der Mars spricht, die Sandbucht. Das ist für uns.«
    »... ganz kurze Zeit«, sprach eine hohe, angenehme Frauenstimme. »Und da haben wir in einem Tal, das durch die Ausläufer des Zentralgebirges vor den kalten Stürmen geschützt ist, einige flache Seen und ausgedehnte Wiesen entdeckt, wie aus dem Märchenbuch! Ach, Genossen, wenn ihr wüsstet, welch herrlicher Anblick! Ihr steigt auf einen Hügelkamm und seht: ein spiegelglatter, regloser zartvioletter See, ein wundersamer Teppich hoher orangeroter Gräser und riesiger grellgrüner Blumen, und über allem – der tiefviolette Himmel! Wir hatten Lust, uns die Skaphander vom Leibe zu reißen ...«
    Bykow sah, wie auf den Gesichtern der Kameraden Begeisterung, Freude und Zweifel miteinander kämpften.
    »Das ist der Mars!«, flüsterte Dauge. »Kinder, denkt euch nur, der tote Mars ...!«
    »... Wir haben dieses Tal ›Chiustal‹ genannt, euch zu Ehren. Wir können euch kein Wasser aus seinen Seen und keine Blumen von seinen Wiesen reichen, wir können euch das Tal nicht einmal zeigen. Aber es soll den Namen eures Schiffes tragen, tapfere Freunde! So ... Eine Minute ... Wir müssen Schluss machen. Auf Wiedersehen, wir wünschen euch allen Glück und Erfolg – dir, Anatoli Jermakow, dir, Wladimir Jurkowski, dir, Michail Krutikow, dir, Bogdan Spizyn, dir, Grigori Dauge, und dir, Alexej Bykow ...«
    An diesem Tage beim Mittagessen sprachen Jurkowski, Dauge und Spizyn, einander ins Wort fallend, von ihren Expeditionen auf dem

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