Atomvulkan Golkonda
Mars.
Fünfundfünfzig Flugstunden waren vergangen, und Jermakow teilte mit, dass es an der Zeit sei, die Chius mit dem Spiegel zur Sonne zu wenden und mit dem Bremsen zu beginnen. Die Geschwindigkeit des Raumschiffs hatte tausendzweihundert Kilometer in der Sekunde erreicht. Im Laufe der nächsten vierzig Stunden musste die Chius mit negativer Beschleunigung in Bezug auf die Sonne fliegen, um mit Nullgeschwindigkeit an dem Punkt einzutreffen, wo sie der Venus begegnen musste.
Das hatte Dauge eilig Bykow erklärt, während sie die Messe für das Wendemanöver vorbereiteten. Sie verschlossen den Bücherschrank und das Büfett und machten alles fest, was fallen oder verrücken konnte. Danach schnallten sie sich auf ein Kommando aus dem Steuerraum an die Sessel.
Bykow erwartete Eindrücke, wie er sie während der Prüfungsfahrt mit dem Knaben gehabt hatte. Doch alles ging viel einfacher ab. Dank Spizyns außerordentlicher Geschicklichkeit wendete das Raumschiff gleichmäßig und rasch. Den sekundenlangen schwerelosen Zustand nahmen die Männer kaum wahr. Es kam ihnen nur vor, als drehe sich der Fußboden zur Seite, verharre einen Augenblick senkrecht und kehre dann langsam in die frühere Stellung zurück.
Jetzt raste die Chius mit den Reaktorringen voran auf die Sonne zu. Das Triebwerk arbeitete nach wie vor mit einer Beschleunigung von 10 m/s². Die Geschwindigkeit dagegen verringerte sich stetig. Nach dem Mittagessen erinnerte Bykow den Kommandanten daran, dass es notwendig sei, den Knaben auf Radioaktivität zu untersuchen.
»Wir haben zwar keinen Grund, an der Stabilität der Verankerung zu zweifeln«, fügte er hinzu, »aber es ist immerhin angebracht nachzusehen, ob sich nicht während des Wendemanövers etwas verschoben hat. Man müsste unbedingt hinausgehen.«
»Das wäre längst fällig gewesen«, murmelte Jurkowski.
»Hinausgehen?« Jermakow kniff die Augen zusammen. »Ich glaube nicht, dass das so einfach ist.«
»Aber wir sind doch ... Ich bin doch bei früheren Flügen öfters hinausgegangen«, mischte sich Jurkowski ein.
»Bei früheren Fahrten – da war es anders. Jetzt aber geht es darum, ein Raumschiff zu verlassen, das sich mit Verzögerung bewegt.«
»Hm ...« Jurkowski biss sich auf die Unterlippe.
»Stellen Sie sich vor, was mit Ihnen geschieht, wenn Sie abstürzen«, fuhr Jermakow fort.
»Die Chius fliegt davon, und du gerätst womöglich in den Fokus des Spiegels, wo das Plasma explodiert«, sagte Dauge.
Bykow trat entschlossen vor. »Anatoli Borissowitsch, gestatten Sie, dass ich es tue«, sagte er. »Der Knabe ist mein Inventar, und ich bin für ihn verantwortlich.«
»Paragraph achtzehn der Instruktion für Interplanetarpiloten besagt, dass es verboten ist, Passagiere während des Fluges von Bord zu lassen«, zitierte Jurkowski rasch.
»Jawohl, so lautet das Reglement.« Dauge nickte.
»Ich bin kein Passagier.«
Bykow sah ihn empört an.
»Einen Moment bitte«, sagte Jermakow. »Alexej Petrowitsch, ich habe tatsächlich kein Recht, Sie hinauszulassen. Ihnen fehlt die Erfahrung ... Aber selbst wenn Sie die Erfahrung hätten, würde ich es Ihnen nicht gestatten: Niemand kann Sie im Knaben ersetzen, falls Ihnen etwas zustößt.«
»Dazu das Risiko, einen solchen Koch zu verlieren ...« Jurkowski seufzte scheinheilig.
Bykow maß den »Fant« mit einem kühlen Blick, antwortete aber nicht und wandte sich wieder Jermakow zu.
»Den Reaktor schalten wir aus, das wird die Gefahr auf ein Minimum herabsetzen«, fuhr der Kommandant fort. (Jurkowski machte ein langes Gesicht.) »Was jedoch die Verantwortung anbelangt, so bin ich allein für alles auf dem Schiff verantwortlich – für die Besatzung und für die Ladung. Darum handelt es sich also nicht, Alexej Petrowitsch. Spizyn ist jetzt auf Wache, Krutikow will sich ausruhen. Übrigens könnte man Michail Antonowitsch ohnehin nicht hinausschicken. Er ist ... zu schwer für ein solches Unternehmen.«
Krutikow räusperte sich und wurde puterrot.
»Also ich?«, sagte der »Fant« lächelnd.
»Wladimir Sergejewitsch hat tatsächlich eine Spezialschule hinter sich und besitzt auch genügend praktische Erfahrung«, schloss Jermakow. »Also ich oder Wladimir Sergejewitsch ...«
»Paragraph sechzehn«, knüpfte Dauge sofort an. »Dem Schiffskommandanten ist es verboten, während der Fahrt von Bord zu gehen.«
»Jawohl, so lautet das Reglement!«, rief Jurkowski lachend und ging hinaus.
Bykow senkte finster den Kopf und trat
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