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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Russe?«
    »Nein. Mit Ihnen spricht der Kommandant des Raumschiffs der ChSR Yangzi Jiang , Lu Shi’er.« (»Der gute alte Lu!«, flüsterte Jurkowski.) »Wir hören Sie schon lange, haben aber nur einen Richtfunksender an Bord, und es ist uns jetzt erst gelungen, Sie anzupeilen. Mit wem spreche ich?«
    »Professor ... University of Cambridge ... Robert Lloyd. An Bord des Raumschiffs Star . Furchtbare Havarie ...«
    »Wir sind auf dem Wege zu Ihnen«, teilte Lu mit.
    (»Ein Wagehals!« Dauge sah Jurkowski mit großen Augen an.)
    »Vielen, vielen Dank ... Wo befinden Sie sich jetzt?«
    »Vor einer halben Stunde haben wir von der internationalen Basis auf dem Phobos abgelegt.«
    Ein schmerzlicher Aufschrei war die Antwort. »Sie schaffen es nicht. Nein, nein, Sie schaffen es nicht! Wir sind verloren ...«
    »Wir werden unser Möglichstes tun. Auf der Basis machen sich Hilfstanker startbereit. Wir werden Sie aus Ihrer Notlage ...«
    »Sie schaffen es nicht.« Die Stimme des Engländers klang jetzt fast ruhig. »Sie kommen zu spät. Wir haben Sauerstoff ... nur noch für zwei Stunden.«
    »Ja, wo sind Sie denn? Die Koordinaten!«
    »Heliozentrische Koordinaten ...«
    Der Professor nannte einige Bykow unverständliche Zahlen. Schweigen trat ein. Aus dem Steuerraum drang hastiges Papierrascheln, dann surrte die elektronische Rechenmaschine.
    »Das ist im Asteroidengürtel. Ein Drittel Astronomische Einheit vom Mars«, teilte Krutikow schließlich mit.
    »Fünfzig Millionen Kilometer«, sagte Jurkowski finster. »Sogar die Chius , auch wenn sie in Marsnähe wäre, könnte es nicht schaffen.« Er erhob sich.
    »Mir ist alles klar«, ertönte wieder Lus Stimme. »Gibt es denn keine Möglichkeit, wenigstens zehn Stunden durchzuhalten? Überlegen Sie.«
    »Nein. Die Glyzerinanästhesatoren sind zerstört, die Luft entweicht ständig – anscheinend hat die Schiffshülle mikroskopische Risse.« Nach einer kurzen Pause fügte der Professor hinzu: »Wir sind nur noch zwei, der andere ist bewusstlos. Wenn es ihn würde retten, würde ich sterben ... von eigener Hand ... Aber jetzt hat das keine Bedeutung.«
    »Seien Sie tapfer, Professor!«
    »Ich bin ruhig.« Man hörte ein nervöses Lachen. »Oh, jetzt bin ich vollkommen ruhig ... Mister Lu!«
    »Ja, Professor?«
    »Sie sind der Letzte, der meine Stimme hört.«
    »Professer, es sind wahrscheinlich Hunderte von Menschen, die Sie hören ...«
    »Ganz gleich, Sie sind der Letzte, mit dem ich spreche. Nach einigen Stunden werden Sie unser Schiff und unsere Leichen finden. Ich bitte und beschwöre Sie, das ganze Material, das wir während dieser Fahrt gesammelt haben, dem Internationalen Astronautischen Kongress zu übergeben. Versprechen Sie es mir?«
    »Ja, ich verspreche es Ihnen, Robert Lloyd.«
    »Alle, die uns hören, sind Zeugen. Das Material finden Sie in der Aktentasche ... in der Aktentasche aus Krokodilleder. Sie liegt auf dem Tisch im Steuerraum. Hören Sie mich?«
    »Ich höre Sie gut, Professor.«
    »So. Im voraus vielen Dank, Mister Lu. Jetzt habe ich noch eine Bitte. Wenn Sie zur Erde zurückkehren ... zurückkehren ...« Es folgte eine Pause, man hörte Lloyds hastiges, stoßweises Atmen. »Entschuldigen Sie, Mister Lu ... Wenn Sie zurückkehren, wird Sie wahrscheinlich meine Frau aufsuchen ... und mein Sohn. Richten Sie ihnen meinen letzten Gruß aus ... und sagen Sie ihnen, ich sei auf meinem Posten gewesen, bis zum Schluss. Hören Sie mich, Mister Lu?«
    »Ich höre Sie, Professor.«
    »Das ist alles ... Leben Sie wohl, Mister Lu! Lebt wohl, alle, die mich hören! Wünsche allen Glück und Erfolg!«
    »Verzagen Sie nicht, Professor. Meine Hochachtung vor Ihrem Mut.«
    »Wozu solche Worte, Mister Lu ... Hören Sie?«
    »Ja, ich höre.«
    »Der Peilsender wird weiter arbeiten.«
    »Gut.«
    »Die Luken werden Sie offen finden.«
    Pause.
    »Gut, Professor!«
    »Das ist wohl alles. Once more, good bye!« Stille trat ein.
    »Hätten wir’s nicht doch schaffen können?«, fragte Bykow, kaum die starren Lippen bewegend.
    Niemand antwortete. Schweigend stiegen sie in die Messe hinab, schweigend setzten sie sich in die Sessel, jeder bemüht, dem Blick des anderen auszuweichen. Bald gesellten sich auch Jermakow und Krutikow zu ihnen. Bykow nahm kaum wahr, was um ihn herum geschah. Seine Gedanken kreisten um das Bild, das ihm sein Vorstellungsvermögen bereitwillig malte: Ein grauhaariger Mann kriecht atemringend den Gang entlang und öffnet eine nach der anderen die

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