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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Gelände stieg spürbar an. Der Wagen näherte sich einem ausgedehnten Plateau. Stellenweise war der Grund vom Sand entblößt, und dann rasselten die Raupen über rissiges weißes Gestein.
    »Eine seltsame Nacht ist das doch auf der Venus«, sagte Jurkowski und zeigte auf den purpurroten Horizont. »Denn wenn ich mich nicht irre, sind wir ja jetzt auf der Nachtseite, Anatoli Borissowitsch?«
    Jermakow lächelte. »Ja, das ist die Nacht ... Roter Himmel, rote Wolken, rotes Dämmerlicht. So sieht die Nacht an den Ufern der Urangolkonda aus. Dreihundert Kilometer südlich von hier herrscht ewige Finsternis, hier aber, wie Sie sehen ...«
    »Ewiger Sonnenuntergang«, murmelte Spizyn.
    »Ja.« Jermakow warf ihm einen raschen Blick zu. »Ja. Genau so hat es Tachmasib gesagt: ›Die Sonne geht nie über der Golkonda unter ...‹ Das alles – die Schwarzen Stürme, die ewige Dämmerung –, das alles ist die Golkonda, das alles ist ihr Rätsel. Wir werden beginnen, es zu lösen.«
    »Hoffentlich bald«, sagte Jurkowski halblaut, knackte mit den Fingern und ging nach hinten zu Dauge, der sich an einem kleinen Klapptisch eingerichtet hatte und etwas schrieb.
    Spizyn steckte mehrere verschiedenfarbige Kabel in den Helm und beugte sich über das Funkgerät, bemüht – zum wievielten Male schon –, die Verbindung mit der Chius herzustellen. Dauge und Jurkowski begannen den Forschungsplan zu beraten; bisweilen gingen sie zur Zeichensprache über, um die anderen nicht zu stören.
    Bykow überließ die Steuerung Jermakow, gab ihm einige Ratschläge, kletterte auf die Ballen und schickte sich an, die anderthalb bis zwei Stunden Fahrt, die nach Jermakows Worten bis zur Golkonda noch verblieben, zu schlafen. Doch die wohlverdiente Ruhe blieb ihm versagt.
    Bogdan hob plötzlich die Hand und gebot Schweigen.
    Jurkowski fragte erfreut: »Was gibt’s? Ist die Verbindung da?«
    »Nein .. Aber ... Wartet mal einen Augenblick.«
    Er drehte eilig an den Knöpfen des Funkgeräts und lauschte gespannt. »Peilzeichen ...«
    »Wessen? Von der Chius ?«
    »Nein. Hört mal.«
    Dauge und Jurkowski beugten sich über seine Schulter. Jermakow brachte den Knaben zum Stehen, verließ die Steuerung und neigte sich ebenfalls über das Funkgerät. Dauge stieß einen leisen Pfiff aus. »Ist etwa schon jemand hier?«
    »Scheint so.«
    »Rechts von unserem Kurs ... Interessant!« Jermakow wandte sich an Bykow: »Alexej Petrowitsch, übernehmen Sie bitte die Steuerung.«
    »Jawohl ...«
    Der Kommandant setzte sich neben Spizyn und ließ sich einen Kopfhörer geben. Sein Gesicht hatte einen besorgten Ausdruck.
    »Drei Punkte, Strich, Punkt. Wer mag das sein?« Er nahm den Hörer ab und erhob sich.
    »In den letzten zehn Jahren sind sechs Expeditionen und mindestens ein Dutzend verschiedener unbemannter Sonden in das Gebiet der Golkonda entsandt worden.«
    Dauges Augen weiteten sich. »Vielleicht ... Vielleicht sind dort Menschen? Sie haben Schiffbruch erlitten und bitten um Hilfe?«
    »Höchst unwahrscheinlich.« Jurkowski schüttelte den Kopf. »Was meinen Sie, Anatoli Borissowitsch?«
    »Kriwizki hat sich auf dem Mars drei Monate in seiner Rakete gehalten, aber er fand Wasser.«
    »Ja, Wasser ...«
    »Also kann es nur ein automatischer Sender sein.«
    Bykow, der auf seinem Sitz ungeduldig hin und her rutschte, mischte sich ein: »Nun, sollen wir den Kurs ändern?«
    »Hm ...«
    Jermakow überlegte. Zum ersten Male sah Bykow den Kommandanten schwanken, doch die Gründe waren schwerwiegend genug, das wussten alle.
    »Wasser«, murmelte Jermakow.
    »Wasser!«, echote Jurkowski.
    »Vielleicht ist es gar nicht allzu weit«, sagte Dauge bittend. Jermakow entschloss sich.
    »Gut. Wenn es nicht länger als zwei Stunden dauert, bin ich einverstanden. Alexej Petrowitsch, schwenken Sie ab. Nehmen Sie Kurs nach dem Kreiselkompass.« Er beugte sich erneut über das Funkgerät. »Annähernd sechzig Grad. Und holen Sie aus dem Motor das Letzte heraus.«
    Munter lief der Knabe quer durch die Staubbänder, die von Norden her angefegt kamen. Der Wind blies gegen die linke Wagenseite, und bisweilen waren seine Stöße so stark, dass Bykow wie mit einem »sechsten Sinn« die Unsicherheit des Fahrzeugs spürte. Dann änderte er ein wenig den Kurs, bemüht, dem staubgeschwängerten Luftstrom die Stirnpanzerung zu bieten, oder er fuhr einen rechten Stützhebel aus. Bogdan saß am Funkgerät und korrigierte halblaut die Richtung. Im Spiegel schaukelte das bleiche Gesicht Dauges,

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