Atomvulkan Golkonda
Körper bebte und die Zähne klapperten. Aufreizend schepperte irgendein nicht festgezurrter Metallgegenstand.
»Die Golkonda ist nah«, wiederholte Jermakow.
»Wollen wir aussteigen?«, fragte Jurkowski.
»Wozu? Sie sehen doch – der Staub ist radioaktiv. Nachher geht zu viel Zeit für die Desaktivierung verloren.«
»Es wäre gut, eine Probe von diesem Zeug mitzunehmen.«
»Das kann man mit den Manipulatoren bewerkstelligen«, meinte Bykow. »Sie gestatten es doch, Anatoli Borissowitsch?« Er drehte sich zu Dauge um. »Wirf einen Behälter hinaus.«
Dauge und Jurkowski verschwanden in der Schleusenkammer, die zur Oberluke führte, und eine Minute später rollte ein Bleizylinder mit Schraubdeckel in den schwarzen Staub. Bykow legte die Hände auf die Hebel der Manipulatoren. Lange Gelenkarme schoben sich unter dem Knaben hervor, tasteten langsam, wie ängstlich, in der Luft umher und senkten sich auf den Zylinder. Bykow machte eine groteske Bewegung mit der rechten Schulter und zog mit einem Ruck beide Ellbogen an. Die Greifscheren der Manipulatoren erfassten den Behälter.
»Na, mal los!«, rief Spizyn fröhlich.
»Quatsch nicht dazwischen«, knurrte Bykow.
Die wendigen Scheren schraubten den Deckel ab, hielten den offenen Behälter einige Sekunden unter den herabrieselnden schwarzen Staub, verschlossen ihn dann wieder und beförderten ihn mit einer präzisen Bewegung zurück in die Oberluke.
»Ich hab ihn!«, rief Dauge aus der Schleusenkammer. Bykow zog die Manipulatoren in die Nester und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Jermakow sagte leise: »Zweimal habe ich den Schwarzen Sturm beobachtet. Und jedes Mal waren zuvor starke Bodenstöße zu spüren.«
»Doch jetzt hat es meiner Ansicht nach keine gegeben«, sagte Bykow.
»Beim Fahren haben wir es vielleicht nicht bemerkt.«
»Aber die Vibration des Bodens wird immer stärker.« Spizyn horchte. »Am Eingang der Schlucht war das Zittern kaum zu spüren, und jetzt ...«
»Wir sind der Golkonda näher gerückt.«
Lebhaft plaudernd kamen Jurkowski und Dauge aus der Schleusenkammer, und Jermakow befahl weiterzufahren. Bykow schaltete den Infrarotprojektor ein. Wieder zogen schaukelnd die Felswände vorüber. Nach einer halben Stunde hörte der »schwarze Schneefall« auf, und der Himmelsstreifen wurde orangerot wie vordem. Die Hand auf den Steuertasten, lauschte Bykow mit halbem Ohr den Stimmen hinter seinem Rücken.
»... Vulkanasche, ist doch sonnenklar ...«
»Erzähl das deiner Großmutter! Radioaktive Vulkanasche! Vielleicht mal nachdenken? Geologe!«
»Schön, und deine Meinung?«
»Es ist klar, dass sich dieser Dreck nicht von dem unterscheidet, den wir unter den Füßen haben ... unter den Ketten.«
»Eine sehr ausgeprägte Meinung, alles was recht ist.«
»Beachte übrigens ...«
»Er ist auf zweihundert Grad erhitzt.«
»Wahrscheinlich.«
»Und was denken Sie, Anatoli Borissowitsch?«
»Tachmasib meinte, das Auftreten eines Schwarzen Sturms hänge mit der Aktivität der Golkonda zusammen. Aber Genaues kann man natürlich nicht sagen.«
»Wenn wir nur bald da wären ... Anatoli Borissowitsch, eine Tasse Kakao?«
»Ja, da werden wir Platz genug haben ...«
»Vor allem Erkundung ... Warte, warum gießt du so viel ...«
»Ein erstaunliches Rätsel ist das doch, diese Golkonda!«
»Bogdan, reich das Sandwich weiter ...«
»Nimm, Aljoscha ...«
Bykow verlangsamte die Fahrt, schlang in aller Eile zwei Stück Schinken mit Brot hinunter und trank eine ganze Thermosflasche Kakao leer.
»Danke.«
»Lass uns notieren ... Ach, es ruckelt zu sehr.«
»Notier es später ...«
»Johannytsch! Was machst du? Eiferst du in Sachen Verpflegung Mischa nach?«
»Wieso denn? Das zweite Sandwich ...«
»Sagen wir, das vierte!«
Nach der Mahlzeit entnahmen Jermakow, Dauge und Jurkowski dem Express-Labor die Ergebnisse der Analyse. Mit zunehmender Entfernung vom Sumpf hatte sich die Feuchtigkeit der Atmosphäre stark verringert; sie war fast bis zum Nullwert herabgesunken. Der Gehalt an radioaktiven Edelgas-Isotopen, an Kohlenmonoxid und Sauerstoff hatte zugenommen, die Temperatur schwankte zwischen fünfundsiebzig und hundert Grad. Zur allgemeinen Überraschung und zu Jurkowskis Freude fand das Express-Labor in der Atmosphäre Spuren von lebendem Protoplasma; irgendwelche Mikroorganismen, Bakterien oder Viren, lebten sogar in dieser trockenen, glühenden Luft. Das hatte für die Expeditionsmitglieder eine unmittelbare Folge: Jermakow
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