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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Andenken!«
    Sie nahmen den leichten, zur Mumie eingetrockneten Körper des Raumfahrers aus dem Sitz und legten ihn behutsam auf den Boden.
    »Nun, ein besseres Denkmal als dieses Schiff hätte er sich nicht wünschen können.« Jermakow senkte den Kopf. »Lassen wir ihn hier.«
    Bykow blickte auf den mit Stofffetzen umhüllten Leichnam Bidhan Bondepadhais und dachte daran, dass dieser Mensch, ein Kämpfer für die Wissenschaft, in seiner Todesstunde sicherlich keine Angst gehabt hatte, obwohl er allein, viele Millionen Kilometer von der Erde entfernt, sterben musste.
    Spizyn trat von dem Sender zurück. »Er hat die Anlage selbst repariert«, sagte er halblaut, »und das automatische Peilgerät wieder in Gang gebracht. Aber wie er bei diesem Aufschlag mit dem Leben davonkommen konnte, ist mir unbegreiflich. Hier ist ja alles völlig zerstört.«
    Von einem neuen Gedanken erfasst, zuckte Bykow zusammen. »Anatoli Borissowitsch, wo sind denn die anderen?«
    »Wer?«
    »Na, seine Gefährten.«
    »Bondepadhai-ji ist allein auf die Venus geflogen.«
    Nachdem sie das Bordbuch, die Filme aus den automatischen Laboratorien und die Tagebücher an sich genommen hatten, schlossen sie sorgfältig die Türen und begaben sich zum Ausgang. Draußen sagte Jermakow mit gesenkter Stimme: »Nachher im Wagen nicht so viel Einzelheiten erzählen. Spizyn, machen Sie einige Aufnahmen von dem Schiff, und dann los.«
    In der Kabine des Knaben nahm Jermakow den Platz am Steuerpult ein. Dann berichtete er mit knappen Worten von dem Ende Bondepadhais.
    Dauge fragte nur: »Ist das der Bidhan Bondepadhai, der das Observatorium auf dem Mond erbaut hat? Der aus Kalkutta?«
    Niemand antwortete ihm. Erst nach längerer Pause sagte Jermakow, ohne den Blick von der Sichtluke zu wenden: »Dieser Planet ist ein Ungeheuer ... Er hat wohl die Hälfte aller Opfer in der Geschichte der Raumfahrt gefordert. Und was für Opfer ... Aber wir werden ihn erobern! Wir werden ihn zähmen!«
    Da er den Helm aufhatte, konnte Bykow sein Gesicht nicht sehen, doch er sah die zu Fäusten geballten Hände, die auf der Tastatur des Steuerpults lagen, und wusste, dass die verkrampften Finger unter dem Siliketgewebe kalt und weiß wie Marmor waren.
    Rasch und sicher rollte der Knabe nordwärts, gegen den Wind. Die Windhosen wurden in weitem Bogen umfahren. Zwei von ihnen stießen geräuschvoll zusammen, zerstoben zu einer faserigen Wolke, die der wütende Wind ergriff und fortwehte, zum Horizont. Und da flammte vor ihnen, den rötlichen Schein des Himmels überdeckend, ein blendend blaues, unwahrscheinlich prächtiges Licht auf. Fern am Horizont zeichnete sich deutlich eine Kette blassvioletter Hügel ab. Der wunderbare Schein zitterte, schillerte mehrere Minuten lang in blauweißen Tönen, verblich schließlich und erlosch.
    »Die Golkonda hat uns mit einem falschen Lächeln begrüßt«, sagte Jermakow. »Ein Schwarzer Sturm naht. Alexej Petrowitsch, tauschen wir die Plätze. Wahrscheinlich werden wir Ihre Steuerkunst bitter nötig haben.«

Die Venus zeigt die Zähne

    Später konnte sich Bykow das, was kurze Zeit nach den Worten des Kommandanten geschehen war, nie von Anfang bis Ende ins Gedächtnis rufen. Noch weniger erinnerten sich daran seine Kameraden, die es versäumt hatten, sich an den Sitzen festzuschnallen. Ein Schwarzer Sturm der Golkonda zieht nicht heran, nicht einmal wie ein Orkan – er entsteht urplötzlich wie ein Bild im Spiegel, gleichzeitig rechts und links, vorn und hinten, oben und unten. Auf dem Schirm des Infrarotprojektors sah Bykow etwa hundert Meter voraus eine gigantische tintenschwarze Wand, und da brach auch schon völlige Finsternis herein. Die Eindrücke endeten, es begannen die Empfindungen.
    Der Wagen wurde mit D-Zug-Geschwindigkeit zurückgeschleudert, und Bykow prallte mit dem helmbewehrten Kopf gegen die Vorderwand. Funken tanzten vor seinen Augen, vor Schmerz zog er die Luft durch die Zähne. Er spürte, wie der Knabe den Bug hochhob und sich aufbäumte; die Gurte schnitten in den Körper, knirschten, hielten aber. Ringsum in der Finsternis heulte und donnerte es. Bykow war wie taub und blind. Von der furchtbaren Anstrengung beinahe erstickend, schaltete er den allerschnellsten Gang ein und fuhr alle vier Stützhebel aus. Der hintere rechte brach. Ein wahnwitziges Karussell erfasste den Knaben , warf ihn auf die Seite, schleifte ihn einige Dutzend Meter zurück und drehte ihn auf den Rücken. Doch die heil gebliebenen Stützen hoben

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