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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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der sich auf die Unterlippe biss. Die Minuten flogen dahin. Einmal beugte sich Jurkowski vor, rief etwas und wies mit der Hand nach links. Bykow kam gerade noch dazu, durch den Staub eine merkwürdige, gläsern anmutende Stelle von einigen Dutzend Metern Durchmesser zu erspähen, in deren Mitte ein gewaltiges ausgezacktes Loch gähnte, dann donnerten die Raupen kurz über etwas Hartes. Fragend schaute er Dauge an, doch dieser hatte offenbar nichts gesehen und erwiderte mit einem verständnislosen Blick ... Gibt es denn wenig Rätsel auf der Venus?, dachte Bykow. Vorwärts! Vorwärts! Der zitternde Zeiger des Tachometers pendelte zwischen hundert und hundertzwanzig. Die geheimnisvolle schwarzrote Welt flog zu beiden Seiten dahin, vor den Augen flimmerte es.
    »Schneller, Alexej, schneller«, flüsterte Dauge.
    Bykow kniff die Lider zusammen und schüttelte den Kopf. In diesem Moment rief Jurkowski: »Links halten, links! Da ist es ja!«
    »Ein Raumschiff!«, flüsterte Dauge.
    Ja, es war ein Raumschiff. Und sogar Bykow, der in der Astronautik blutiger Laie war, begriff sofort, welche Katastrophe diesen gewaltigen Metallkonus ereilt hatte. Offenbar war er mit unheimlicher Wucht seitlich gegen einen flachen Basalthügel geschleudert worden. Dort lag er nun inmitten herausgebrochener zyklopischer Gesteinsblöcke. Die breiten Stabilisierungsflossen waren eingedrückt und zerfetzt, und durch den ganzen Achterteil zog sich ein gewundener, von schwarzem Sand verstopfter Riss. Unten, unmittelbar am Boden, klaffte eine runde Öffnung – eine weit aufgeklappte Luke.
    »Ja, die Zeichen kommen von einem automatischen Sender«, sagte Jurkowski mit dumpfer Stimme.
    Bykow sah die Kameraden an. Dauge hatte die Unterlippe zwischen den Zähnen. Das ebenmäßige Gesicht Jurkowskis war zu einer Maske erstarrt. Spizyn wiegte den Kopf hin und her wie ein Mensch, der sieht, was er erwartet hat. Jermakow strich sich übers Kinn und schaute finster zur Sichtluke.
    »Fahren Sie näher heran, Alexej Petrowitsch«, sagte er. »Wir müssen nachsehen!«
    Als sich der Knabe durch die Steinblöcke hindurchgearbeitet hatte und vor der offenen Luke des Raumschiffs hielt, setzten alle eilig ihre Helme auf und machten sich zum Ausstieg bereit. Doch Jermakow erklärte: »Unnötig, dass wir alle aussteigen. Mit mir gehen Bykow und Spizyn.«
    In der Finsternis mit den Taschenlampen leuchtend, krochen sie auf allen vieren durch den zur Seite geneigten Gang bis zu einer verbogenen Tür. Bykow vernahm das Knirschen des Silikets unter seinen Knien und spürte das harte Pochen des Blutes in den Schläfen.
    »Verdammt«, keuchte Jermakow. »Ich schaff’s nicht. Versuchen Sie es, Alexej Petrowitsch.«
    Bykow stemmte sich mit der Schulter gegen die Tür. Mit einem durchdringenden Kreischen gab sie nach, ein schmaler Spalt öffnete sich.
    »Hinein, Genossen ...«
    Sie kamen in einen kubischen Raum, allem Anschein nach die Schleusenkammer. Im Licht der Taschenlampen sahen sie die Überreste zerstörter Geräte. Jermakow bückte sich, hob einen schuppigen, metallisch glänzenden Skaphander auf und untersuchte ihn.
    »Die Sauerstoffbehälter sind leer«, murmelte er. »Alles klar.«
    »Schaut mal!«, rief Spizyn mit unterdrückter Stimme.
    Bykow blickte sich um und wich zurück. Etwas polterte unter seinen Füßen.
    Aus dem Schiffsinnern drang ein schmaler Lichtstreif in die Schleusenkammer.
    »Hier ist der Eingang«, sagte Jermakow. »Kommen Sie.«
    Der nächste Raum schien die Messe zu sein. Die Männer stiegen vorsichtig über Möbeltrümmer und halb verkohlte Stofffetzen – früher waren es wohl Tischtücher gewesen – und zwängten sich in die Steuerkabine durch.
    »Hier ...«
    An der Wand, die ursprünglich die Decke gewesen war, brannte eine matte Kugelleuchte. Das geborstene Steuerpaneel hatte sich verschoben, und darunter ragten verkohlte Kabelenden hervor. Aber der Sender war immer noch in Tätigkeit, in den geplatzten runden Glasfassungen zitterten grüne und blaue Signallämpchen. Davor saß, den mit grauen Binden umwickelten Kopf vornübergebeugt, ein toter Mann.
    »Sei gegrüßt, Pandit Bidhan Bondepadhai, du kühner Mann aus Kalkutta«, sagte Jermakow leise und straffte sich, die Hand auf die Sessellehne gestützt. »Hier also mussten wir uns begegnen ... Du bist auf dem Posten gestorben wie ein wahrer Mensch ...«
    Dann schwieg er, bemüht, seiner großen Erregung Herr zu werden. Schließlich hob er die Faust und sagte deutlich: »Ehre deinem

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