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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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ihn etwas an, der Sturm besorgte das Übrige – und schon stand der Wagen wieder auf den Raupen.
    Wie immer in Augenblicken höchster Gefahr arbeitete Bykows Gehirn rasch und präzise. Der Fahrer, fest verwachsen mit seinem Wagen, wehrte sich aus Leibeskräften. Mit geweiteten, glasigen Augen verfolgte er, wie auf dem Bildschirm in der bodenlosen Finsternis hellblaue, wabernde Büschel aufflammten. Durchhalten, durchhalten ... Blendend helle Kugeln tanzten auf dem Bildschirm, explodierten lautlos, spuckten Feuer, und im Donnern und Tosen des Sturmes mahlten die Gleisketten der vieltonnenschweren Maschine mit rasender Schnelligkeit im Sand; die festen Titanstützen bohrten sich in den Boden, doch wieder gab der Knabe nach, wieder schleuderte ihn der Sturm auf die Seite und schob ihn vor sich her. Durchhalten, durchhalten! Von dem Brüllen, Heulen und Krachen platzte schier das Trommelfell, auf den Lippen haftete klebriges Zeug. War es Blut? A-ah! Bykow hing mit dem Kopf nach unten, doch seine Hände drückten auf die Tasten. Über den Bildschirm hüpften zottige Feuerbälle. Kugelblitze? A-ah! Durchhalten um jeden Preis ... Und wieder wurde der Knabe aufs Heck geschleudert ...
    Dann endete alles ebenso plötzlich, wie es angefangen hatte. Bykow stellte den Motor ab und nahm mit Mühe die Hände vom Steuerpult. Durch die Sichtluke ergoss sich wieder das rötliche Licht; es kam Bykow unvergleichlich schön vor. In der eingetretenen Stille hörte er die Strahlungsmesser ticken.
    Bykow schaute sich um. Der Kommandant nestelte mit ungehorsamen Fingern an den Gurten. Bogdan Spizyn saß ohne Helm auf dem Fußboden neben dem Funkgerät und schüttelte wie von Sinnen den Kopf. Sein Gesicht war derart schwarz verschmiert, dass Bykow sogar erschrak – der Pilot und Funker war kaum zu erkennen. Jermakow hatte sich endlich losgeschnallt. Er stand auf, doch seine Beine knickten ein.
    »Na ... wisst ihr ..., das war aber eine Strapaze«, brachte Bogdan mühselig hervor und lächelte; seine weißen Zähne blitzten. »Ob unsere Erde in ihrer Jugend ebenso stürmisch war?«
    Unter dem Wandtischchen kroch Dauge hervor. Er stützte sich auf Ellbogen und Knie und versuchte aufzustehen, überlegte es sich jedoch offenbar anders. Auf Lettisch fluchend, setzte er sich, lehnte sich an die Ballen und nahm langsam den Helm ab. Brechreiz würgte ihn. Jurkowski war lange nicht aufzufinden. Endlich entdeckten ihn die Kameraden unter einem Haufen eingestürzter Ballen. Er war bewusstlos, kam jedoch sofort zu sich, schlug die Augen auf und erkundigte sich: »Wo bin ich?«
    Bykow lächelte erleichtert, während Bogdan mit ernster Miene sagte: »Du bist im Knaben . Der Knabe , weißt du, das ist so ein Geländewagen ...«
    »Keine Einzelheiten! Auf welchem Planeten?«
    »Eine erstaunliche Fähigkeit, in jeder Lage steinalte Witze zu zitieren«, sagte Dauge boshaft. Er saß immer noch da und fingerte am Helm herum, der auf seinen Knien lag.
    Sofort erhob sich Jurkowski und blickte ihn abschätzend an. »Cher Dauge! Weißt du, welche Farbe du jetzt hast?«
    »Ich weiß. Gelb. Die Brote waren mit Käse belegt ...«
    Spizyn lachte los, verschmierte den schwarzen Schmutz übers Gesicht, Jurkowski legte die Hände an die Hosennaht und stellte sich neben Dauge, der den Helm möglichst weit von sich hielt und damit wie mit einer vollen Schale zum Ausgang ging. »Zum Parademarsch – Augen rechts!«
    Dauge stolperte über einen Ballen, hätte seinen Helm beinahe fallen lassen und fluchte.
    »Die windumtoste Hebe lacht;
    sie hat, wie sie Zeus’ Adler nährt,
    die Schale, drin der Donner kracht,
    herab zur Erde ausgeleert«,
    verkündete Jurkowski triumphierend.
    Die scharfe Stimme Jermakows unterbrach ihn. »Genossen Raumfahrer! Sofort die Helme auf! Alarm!«
    Bykow, der gerade seinen Helm abnehmen wollte, drehte sich erstaunt um.
    »Staub! Radioaktiver Niederschlag!« Jermakow beugte sich in gespannter Haltung vor. »Die Helme aufsetzen! Spizyn, sofort waschen! Alles zur Desaktivierung bereitmachen.«
    Bykow begriff. Die Wände, die Kisten und die Ballen, die Geräte, die Anzüge und Spizyns Gesicht – alles war mit einem Anflug feinsten schwarzen Puders bedeckt, den der ungeheure Druck des Sturmes durch die mikroskopisch schmalen Spielräume der Luken hereingepresst hatte. Die bestaubte Schutzglocke des Indikatorlämpchens blinkte hell, und nun vernahmen auch die anderen das rasche Ticken der Strahlungsmesser. Jurkowski hantierte eilig an den Schnallen

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