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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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befahl, beim Verlassen des Wagens doppelte Vorsicht zu üben, und kündigte an, dass er bei nächster Gelegenheit allen ein Serum aus starken Antibiotika injizieren werde.
    Dauge seufzte verhalten und sagte, er hoffe es noch zu erleben, dass die Venus in einen blühenden Garten verwandelt würde, in dem man ohne Skaphander spazieren gehen könnte und trotzdem keine widerliche Krankheit aufgabelte. Er dachte eine Weile nach und fügte hinzu: »Überhaupt ist es die Bestimmung des Menschen, jede beliebige Stelle, auf die er seinen Fuß setzt, in einen blühenden Garten zu verwandeln. Und sollten wir selber die Gärten auf der Venus nicht mehr erleben – unsere Kinder werden es bestimmt.«
    Dann diskutierte er lange mit Jurkowski. Sie erwogen, ob es möglich sei, die Natur eines ganzen Planeten umzuwandeln, vor allen Dingen die Atmosphäre und das Klima. Prinzipiell sahen beide nichts Irreales darin, doch ihre Meinungen über die praktischen Methoden gingen weit auseinander, so weit, dass sie sich beinahe gezankt hätten.
    Die Schlucht endete völlig unvermittelt. Die Felswände traten zur Seite, das Licht der Scheinwerfer verlor sich im rötlichen Leuchten des offenen Himmels. Bykow erhöhte die Geschwindigkeit. Der Knabe neigte sich, tauchte noch einmal in eine tiefe Mulde, donnerte mit den Gleisketten über Gestein, und eine endlose schwarze Ebene, glatt wie eine Tafel, tat sich vor den Augen der Raumfahrer auf.
    »Wüste!«, rief Bykow erfreut.
    »Halte doch mal, Alexej!«, bat Dauge mit erregt zitternder Stimme.
    Der Knabe hielt. Hastig schnallten die Raumfahrer ihre Helme an und stürzten zu den Luken. Bykow stieg als Letzter aus.
    Ja, die Berge waren zu Ende. Die gezackte Felsenkette lag hinter ihnen. Hinter ihnen lag auch der schmale, erstaunlich gerade Pass. Doch das, was zunächst als Wüste erschienen war, brachte wieder eine Überraschung. Zumindest für Spizyn, der noch niemals eine Wüste gesehen hatte und sie sich ohne gelben und braunen Sand, ohne vom Wind geriffelte Dünen gar nicht vorstellen konnte. Die Landschaft, die sich vor dem Knaben ausbreitete, war glatt wie eine Tischplatte und völlig schwarz. Feiner schwarzer Staub fegte ungestüm über sie dahin, und am fernen, rötlich gleißenden Horizont geisterten gleich gigantischen aufrecht stehenden Schlangen schmale, sich graziös windende Schatten umher. Und über allem – die orangerote Himmelskuppel, an der mit unheimlicher Geschwindigkeit chaotische purpurne Wolkenmassen dem Knaben entgegenglitten.
    »Wie gefällt Ihnen so ein Weg?«, vernahm Bykow Jermakows Stimme.
    »Eine Wüste«, gab er ruhig zur Antwort.
    »Versteht sich. Eine Landschaft, die Ihnen vertraut ist. Freilich, hier fehlt der Saksaul, doch sonst ist es ganz wie in der Gobi. Richtige Schwarze Sande.«
    »Schwarz sind sie ja ...« Bykow verhaspelte sich. »Na, und der Weg ist auch nicht schlecht. Glatt, breit ... Jetzt werden wir aber losschuckeln!«
    »Hurra!«, rief Dauge, mit den Armen fuchtelnd. »Und dann genießen wir die Weite!«
    In bester Laune stiegen die Raumfahrer in den Wagen zurück. Nur Bogdan Spizyn verweilte einige Augenblicke an der Luke. Er schaute sich um, seufzte tief und sagte: »Hier ist es genau wie bei Stendhal.«
    »Wieso?«, fragte Bykow verständnislos.
    »Alles rot und schwarz. Weißt du, Stendhal hat mir nie so recht gefallen ...«
    Bykow nahm wieder seinen Platz am Steuerpult ein. Der Knabe erbebte und jagte, sanft schaukelnd, mit zunehmender Geschwindigkeit vorwärts. Der Wind griff den Staub auf, der sich von den Ketten löste, und verwehte ihn. Die Wüste raste ihnen entgegen, der heiße Bodenwind blies die Staubfahnen daher. Vor dem roten Horizont bewegten sich die biegsamen, bis zu den Wolken aufstrebenden Säulen. Hin und wieder entstand in der Ferne ein kleiner Buckel, schwoll an, wirbelte trichterförmig bis zu den Wolken empor, und dann trieb noch eine schwarze Säule mehr über die Wüste.
    »Windhosen«, sagte Bykow. »Wie zahlreich sie hier sind!«
    »Bloß nicht in so einen Trichter geraten!«, bemerkte Dauge.
    »Ja, lieber nicht«, murmelte Bykow. Er erinnerte sich, wie einmal eine Windhose – bei Weitem kleiner als die hier auf der Venus, doch ebenfalls gewaltig – vor seinen Augen ein Geologenlager im Zentrum der Gobi in eine Sanddüne verwandelt hatte.
    Der Wind nahm an Stärke zu. Kaum merklich am Fuße der Basaltwand, hämmerte er jetzt gegen die Stirnpanzerung des Wagens und pfiff durchdringend in der Antennenanlage. Das

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