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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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seines Spezialanzuges. Dauge zögerte ein Weilchen, fühlte aber dann den schweren Blick des Kommandanten auf sich ruhen und steckte entschlossen den Kopf in den Helm.
    »Alexej Petrowitsch, untersuchen Sie bitte den Knaben von außen«, befahl Jermakow und setzte ebenfalls den Helm auf.
    Draußen war es ungewöhnlich still. Der Wind hatte sich ganz gelegt. Die gigantischen Windhosen am Horizont waren verschwunden. Bykow sprang von Bord des Knaben und versank knietief in dem weichen schwarzen Staub. Der Boden zitterte so stark, dass Bykow die Zähne aufeinanderschlugen. Ein dumpfes Getöse erfüllte den Kopfhörer.
    Die Golkonda! Bykow bohrte seinen Blick in den hügeligen Horizont.
    In dem flimmernden glutroten Glast zeichnete sich bisweilen ein ferner Gebirgszug ab, der immer wieder von brodelnden Dämpfen verdeckt wurde. Ein unheimliches Grollen drang von dort herüber.
    Der Knabe stand aufgebäumt mit einer leichten Schlagseite nach rechts; er glich einer riesigen, verstümmelten Spinne. Der Sturm hatte einen großen Hügel unter das Fahrzeug geweht, und die Gelenkstützen staken tief im Staub.
    Als Bykow um den Bug watete, sah er breite halbverwehte Furchen, die sich viele Meter weit hinzogen – es waren die Spuren des Rückzuges. Sie schienen nicht tief zu sein, doch als er eine davon betrat, versank er bis zum Gürtel.
    Der hintere rechte Stützhebel hing »an einem Faden«. Der Sturm hatte das Titangelenk aus dem Gehäuse gedreht. Mit einiger Mühe ließ sich der Schaden zwar reparieren, doch die frühere Festigkeit war unwiderruflich dahin. Bykow seufzte bekümmert und machte sich an die Arbeit.
    Die Reparatur näherte sich bereits ihrem Ende, als der Ingenieur, ganz in seine Arbeit vertieft, Jermakows Stimme über sich hörte.
    »Na, wie klappt’s? Wir sind schon fertig ...« Der Kommandant sprang vom Wagen und hockte sich neben Bykow. »Wir sind noch glimpflich davongekommen. Ich sehe, Sie haben’s ja auch bald geschafft.«
    »Ja ...« Bykow schnaufte. »Schade bloß um den Knaben , hat sich das Beinchen ausgerenkt, der Ärmste.« Er kniete nieder und betrachtete kritisch seine Arbeit. »Taugt höchstens noch für Vergnügungsfahrten! Schlimm, Anatoli Borissowitsch, Sie sehen’s ja selbst.« Er seufzte und begann das Werkzeug einzusammeln. »Ich hätte dem Sturm ein wenig nachgeben sollen, dann wäre alles heil geblieben.«
    Der Kommandant winkte ab. »Wissen Sie, wie lange der Sturm gedauert hat?«, fragte er.
    »Na, vielleicht zwanzig Minuten ... Schwer zu sagen, ich habe nicht auf die Uhr gesehen.«
    »Aber ich ... Drei und eine halbe Minute.«
    »W-wie?«
    »Drei und eine halbe Minute, Alexej Petrowitsch. Während dieser Zeit hat uns der Sturm über tausend Meter zurückgeworfen. Wenn Sie nachgegeben hätten, läge der Knabe jetzt hundert Kilometer weit von hier ... und wäre ein Trümmerhaufen. Sie ahnen ja gar nicht, was für ein Prachtkerl Sie sind, Alexej Petrowitsch!« Er strich zärtlich über den Stützhebel. »Und jetzt vorwärts, der Weg ist frei! Bis zur Golkonda ist es nur noch ein Katzensprung. Hören Sie das Rummeln? An die fünfzig Kilometer. Man sieht sie schon – da, die schwarzen Tupfen ... Nein, es sind keine Berge, es sind die Rauchwolken der Golkonda.«
    Bevor Bykow dem Kommandanten zur Luke folgte, schaute er sich noch einmal um und sah in weiter Ferne wie durch Nebel breite violette Streifen entstehen. Vor seinen Augen flimmerte es. Er kniff die Lider zusammen und schüttelte den Kopf. Plötzlich waren die Streifen verschwunden.
    »Das fehlte noch«, murmelte er, über die Panzerung kletternd. »Halluzinationen ... Schöne Bescherung!«
    In den Kabinen des Knaben blinkte alles vor Sauberkeit. Die Ladung war sorgsam aufgestapelt und festgezurrt. Struppig, mit feuchtem Haar, saß Bogdan vor dem Funkgerät und drehte an den Knöpfen. Die Geologen hatten ihre Plätze in der Ecke am Klapptischchen eingenommen. Jurkowski blätterte in einem Handbuch und pfiff leise vor sich hin. Es herrschte Ruhe und Behaglichkeit. Plötzlich wurde Bykow so müde, dass er nicht mehr die Augen aufhalten konnte – die unmenschlichen Anstrengungen der letzten Stunden hatten ihn vollends erschöpft.
    »Anatoli Borissowitsch ...«
    »Schlafen, schlafen!«, unterbrach ihn Jermakow rasch. »Sofort schlafen.«
    »Zu Befehl!«, sagte Bykow erfreut, setzte sich auf die Ballen und nahm den Helm ab.
    Dauge beobachtete ihn mit wohlwollendem Lächeln. Kaum aber hatte Bykow den Helm abgenommen, sprang Dauge auf

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