Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
und Ihren Hund getötet hat.«
Corrie wurde knallrot. »Sie sollten sich keine Sorgen machen. Tut mir leid. Ich wollte es Ihnen nach getaner Arbeit sagen.«
»Sie wollten nicht, dass ich Sie aus Roaring Fork hinausschaffe.«
»Das auch. Und ich wollte den Dreckskerl finden, der meinen Hund getötet hat.«
»Das dürfen Sie nicht. Ich hoffe, Sie verstehen jetzt, dass Sie es mit gefährlichen und höchst motivierten Leuten zu tun haben. Die Sache ist viel größer als ein getöteter Hund – und Sie sind intelligent genug, um das zu erkennen.«
»Natürlich. Ich verstehe das vollkommen.«
»Ein Bauprojekt von zweihundert Millionen Dollar steht auf dem Spiel – aber es geht hier nicht nur um Geld. Es wird zu schweren strafrechtlichen Anklagen gegen alle Beteiligten führen, von denen einige zufällig zu den reichsten und mächtigsten Familien in diesem Land gehören, das beginnt bei Ihrer Mrs. Kermode und endet höchstwahrscheinlich bei den Angehörigen der Familie Stafford. Vielleicht können Sie jetzt verstehen, warum diese Leute nicht zögern werden, Sie umzubringen.«
»Aber ich will, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden –«
»Und das werden sie auch. Aber nicht von Ihnen und nicht, während Sie hier sind. Wenn Sie wieder in Sicherheit sind, in New York, ziehe ich das Bureau hinzu, und alles wird aufgedeckt. Sie sehen also, für Sie bleibt hier nichts mehr zu tun, außer dass Sie die Koffer packen und nach New York zurückkehren – sobald das Wetter das erlaubt.«
Corrie dachte an den herannahenden Schneesturm. Die Straße wäre dann wieder gesperrt. Wahrscheinlich könnte sie anfangen, alles aufzuschreiben, die Gliederung ihrer Arbeit zu entwerfen, bevor sie die Stadt verlassen musste.
»Na gut.«
»Bis dahin möchte ich, dass Sie das Hotel nicht verlassen. Ich habe mit der Sicherheitschefin gesprochen, eine ausgezeichnete Frau. Sie sind hier gut aufgehoben. Allerdings kann es sein, dass Sie ein paar Tage festsitzen werden. Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes.«
»Meinetwegen. Also … wollen Sie mir nun etwas über Ihre Fahrt nach Leadville erzählen?«
»Nein.«
»Und warum nicht?«
»Weil dieses Wissen Sie nur noch weiter in nicht notwendige Gefahr bringen würde. Bitte erlauben Sie mir, dass von jetzt an ich diese Sache erledige.«
Trotz seines freundlichen Tonfalls war Corrie verärgert. Sie war seiner Bitte nachgekommen. Sie würde nach New York zurückfliegen, sobald das Wetter aufklarte. Wieso konnte er sie da nicht ins Vertrauen ziehen? »Wenn Sie darauf bestehen.«
Pendergast erhob sich. »Ich hätte Sie gern zum Abendessen eingeladen, aber ich muss mich mit dem Polizeichef beraten. Die Polizei ist im Brandstiftungsfall kaum vorangekommen.«
Er verließ das Zimmer. Corrie überlegte einen Augenblick, dann ging sie hinüber zur Minibar. Sie hatte einen Riesenhunger und kein Geld für Lebensmittel. Ihr Frühstücks-Arrangement begann erst morgen früh. Die Dose Pringles kostete acht Dollar.
Scheiß drauf,
dachte sie und riss den Deckel ab.
52
D rei Uhr morgens, der 24 . Dezember. Nachdem er wie ein Gespenst an den abgenutzten Ladenfronten und dunklen Fenstern der Altstadt vorbeigehuscht war, benötigte Pendergast lediglich ein paar Sekunden, um in den Ideal Saloon einzubrechen und das pittoreske, aber ineffiziente Schloss aus dem 19 . Jahrhundert zu knacken.
Er betrat den schummrigen Raum der Bar, der zugleich als Museum fungierte. Das Innere wurde lediglich von mehreren Reihen von Not-Neonlampen erhellt, die gespenstische Schatten warfen. Der Saloon bestand aus einem großen, zentralen Raum mit runden Tischen, Stühlen und einem Bretterboden. Am gegenüberliegenden Ende befand sich ein langer Tresen. Die Wände waren mit senkrechten Dielen verkleidet, die auf Hochglanz poliert und mit der Zeit nachgedunkelt waren, darüber spannte sich eine Samttapete mit einem viktorianischen Blumenmuster. Die Wände zierten Wandleuchter aus Kupfer und Bleikristallglas. Hinter dem Tresen und zur Rechten führte eine Treppe hinauf zum ehemaligen kleinen Bordell. Und noch weiter rechts standen in einer Nische, teilweise unter der Treppe, ein paar Spieltische. Seile aus Samt, die zwischen den Schwingtüren gespannt waren, schufen einen Schauraum und hinderten die Besucher daran, weiter in den restaurierten Saloon zu gehen.
Mit einer lautlosen Bewegung bückte sich Pendergast unter den Seilen hindurch und schaute sich lange und nachdenklich in dem Raum um. Auf dem Tresen standen
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