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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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eine Whiskeyflasche und ein paar Schnapsgläser, außerdem waren mehrere Tische mit Flaschen und Gläsern dekoriert. Hinter dem Tresen stand ein langer Spiegelschrank, darin uralte, mit gefärbtem Wasser gefüllte Schnapsflaschen.
    Er ging durch den Barraum in den Glücksspielbereich. In einer Ecke stand ein mit grünem Filz bezogener Pokertisch, darauf waren zwei Pokerblätter offen ausgelegt: vier Asse gegen einen Royal Flash. Ein Blackjack-Tisch, ebenfalls kunstvoll mit Spielkarten dekoriert, stand neben einem prächtigen antiken Roulettekessel mit Intarsien aus Elfenbein, rotem Jaspis und Ebenholz.
    Pendergast ging weiter zu einer Tür unter der Treppe. Er versuchte sie zu öffnen, stellte fest, dass sie abgeschlossen war, und knackte schnell das Schloss.
    Hinter der Tür lag ein kleines verstaubtes Zimmer, das nicht renoviert worden war, mit rissigen Gipswänden und abblätternder Tapete, ein paar alten Stühlen und einem kaputten Tisch. In die Wände waren Graffiti gekratzt, einige trugen Daten aus den 1930 er Jahren, als Roaring Fork noch eine Geisterstadt war. In einer Ecke lag ein Haufen zerbrochener Whiskeyflaschen. Im rückwärtigen Teil des Zimmers befand sich eine Tür, die – wie Pendergast wusste – zu einem Hinterausgang führte.
    Er zog Schal und Mantel aus, legte beides sorgfältig über einen der Stühle und schaute sich um, langsam und aufmerksam, als wollte er sich alles genau einprägen. Lange stand er ganz still da, schließlich regte er sich. Er wählte eine leere Stelle auf dem Boden aus, legte sich auf die schmutzigen Dielenbretter und faltete die Arme auf der Brust, wie eine Leiche in einem Sarg. Langsam, ganz langsam schloss er die Augen. In der Stille konzentrierte er sich auf die Laute des Schneesturms: der Wind, der draußen vor den Mauern pfiff und heulte, das Knarren des Holzes, das Scheppern des Blechdachs. Die Luft roch nach Staub, Trockenfäule und Schimmel. Er verlangsamte Puls und Atmung und leerte sein Bewusstsein.
    In diesem Hinterzimmer, da war er sicher, war das Komitee der Sieben zusammengekommen. Doch bevor er diesen Weg einschlug, wollte er noch einen anderen Ort aufsuchen – ein Besuch, der ausschließlich in seinem Kopf stattfinden würde.
    Pendergast hatte einmal längere Zeit in einem entlegenen tibetanischen Kloster zugebracht und dort eine esoterische Meditationslehre studiert, die unter dem Namen Chongg Ran bekannt war. Sie gehörte zu den geheimnisvollsten tibetanischen Meditationstechniken. Ihre Lehren wurden nie schriftlich niedergelegt und konnten nur auf direktem Weg vom Lehrer auf den Schüler übertragen werden.
    Pendergast hatte den Kern des Chongg Ran übernommen und mit mehreren anderen Geisteslehren kombiniert, darunter das Konzept des Gedächtnispalasts, wie es in einer italienischen Handschrift aus dem 16 . Jahrhundert des Giordano Bruno mit dem Titel
Ars Memoria
beschrieben wurde. Das Ergebnis war eine einzigartige, esoterische und hochkomplexe Form der geistigen Visualisierung. Mittels Übung, sorgfältiger Vorbereitung und einem geradezu fanatischen Maß an mentaler Disziplin erlaubte ihm dieses Exerzitium, ein vielschichtiges Problem mit Abertausenden Fakten und Vermutungen zu einer kohärenten Erzählung zusammenzufügen, die danach verarbeitet, analysiert und vor allem
erlebt
werden konnte. Mit Hilfe dieser Meditationstechnik löste Pendergast schwer fassbare Probleme, stellte er sich Orte mit der Kraft des Verstandes vor, die im körperlichen Sinne unerreichbar waren – weit entfernte Orte oder sogar Orte in der Vergangenheit. Allerdings handelte es sich um eine äußerst kraftraubende Meditationstechnik, weshalb er sie nur selten anwendete.
    Mehrere Minuten lang lag er reglos wie eine Leiche da. Als Erstes brachte er eine ungemein komplexe Gruppe von Tatsachen in eine Reihenfolge, dann richtete er seine Sinne auf seine unmittelbare Umgebung, während er gleichzeitig die innere Stimme zum Verstummen brachte und jenen ununterbrochen laufenden Kommentar ausblendete, den alle Menschen in ihrem Kopf mit sich trugen. Diese Stimme war in letzter Zeit besonders redselig gewesen, so dass es großer Anstrengung bedurfte, sie zum Schweigen zu bringen. Pendergast sah sich gezwungen, die meditative Einstellung von der Dritten Ebene auf die Vierte Ebene zu verlagern, wobei er komplexe Gleichungen im Kopf löste und gleichzeitig vier Blätter Bridge spielte. Schließlich war die Stimme verstummt, und dann begann er mit den uralten Meditationsschritten

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