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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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würden klirren.
    Und dann, ebenso jäh, wie sie verschwunden war, kehrte die eisige Selbstbeherrschung zurück. Diese Schwankungen – zwischen mörderischen, brutalen, kaum beherrschten Tiraden und kalter, berechnender Distanziertheit – waren unerträglich. »Du solltest dankbar sein«, sagte er, wandte sich ab und klang eine Minute lang wie der alte Ted. »Ich habe dir Weisheit geschenkt. Jetzt verstehst du alles. Die anderen – die anderen, denen ich’s gezeigt habe –, die haben nichts begriffen.«
    Dann drehte er sich blitzartig um und starrte sie mit einer grässlichen, fragenden Grimasse an. »Hast du schon mal Robert Frost gelesen?«
    Corrie brachte kein Wort heraus.
    Er trug das Gedicht vor:
     
    »So mancher sagt, die Welt vergeht in Feuer;
    So mancher sagt, in Eis.
    Nach dem, was ich an Lust gekostet,
    halt ich’s mit denen, die das Feuer vorziehn.«
     
    Er streckte die Hand aus, nahm einen langen, trockenen Stock aus altem Holz aus den vielen, die auf dem Boden verteilt lagen, und hob mit dem Ende den Riegel der Klappe des Holzofens an. Die Flammen darin warfen ein flackerndes gelbliches Licht in den Raum. Er schob den Stock ins Feuer und wartete.
    »Ted,
bitte.
« Corrie atmete tief durch. »Das musst du nicht tun.«
    Er begann, eine tonlose Melodie zu pfeifen.
    »Wir sind Freunde. Ich habe dich nicht abgewiesen.« Sie schluchzte einen Moment und nahm ihre fünf Sinne zusammen, so gut sie konnte. »Ich wollte nur nichts übereilen, das ist alles …«
    »Gut. Das ist sehr gut. Ich habe dich auch nicht abgewiesen. Und – ich werde nichts überstürzen. Wir lassen der Natur einfach ihren Lauf.«
    Er zog den Stock aus dem Ofen, dessen Ende jetzt hell brannte und Funken fallen ließ. Teds Augen, die sich im tanzenden Licht des Feuers spiegelten, wandten sich langsam Corrie zu, das blutunterlaufene Weiß erschreckend groß. Und da erkannte Corrie, die von ihm zu der brennenden Fackel und wieder zurück schaute, was gleich passieren würde.
    »O mein Gott!«, rief sie mit kreischender Stimme. »Bitte nicht.
Ted!
«
    Er trat einen Schritt auf sie zu und wedelte mit dem brennenden Stock vor ihrem Gesicht herum. Noch einen Schritt näher. Corrie spürte die Hitze der Fackel. »Nein.« Mehr brachte sie nicht über die Lippen.
    Eine Minute lang starrte er sie nur an, während der Stock in seiner Hand Funken sprühte und glühte. Und als er schließlich etwas sagte, klang seine Stimme so ruhig, so beherrscht, dass es sie fast um den Verstand brachte.
    »Es ist Zeit, dass du brennst«, sagte er schlicht.

60
    P endergast betrat sein Büro im Keller der Polizeiwache und legte die Akkordeon-Akte auf den Schreibtisch. Sie enthielt die Dokumente, die er sich zuvor im Stadtarchiv besorgt hatte, die jedoch, dem Archivar zufolge, vor einigen Jahre auf rätselhafte Weise verschwunden waren. Wie erwartet, hatte er sie – beziehungsweise Kopien davon – im Aktenschrank im Heimbüro von Henry Montebello, dem Architekten, gefunden, der sie überhaupt erst präpariert hatte. Die Akte enthielt alle Unterlagen über das Bauprojekt The Heights, Dokumente, die von Rechts wegen öffentlich einsehbar sein mussten: Bebauungspläne, Vermessungen, Bauanträge, Karten zur Unterteilung der Grundstücke und Pläne zur Flächennutzung.
    Pendergast griff in die Akkordeon-Akte, holte mehrere braune Mappen hervor und legte sie in Reihen aus, mit den Reitern nach oben. Er wusste genau, wonach er suchte. In den ersten Schriftstücken, die er durchblätterte, ging es um die ursprüngliche Landvermessung, die Mitte der siebziger Jahre vorgenommen wurde, mit entsprechenden Fotos. Diese Dokumente enthielten eine detaillierte topographische Vermessung des Terrains, hinzu kam ein Stapel Fotos, die genau zeigten, wie das Tal und die Bergrücken aussahen, bevor die Erschließung begann.
    Das Ganze war überaus erhellend.
    Das ursprüngliche Tal war sehr viel schmaler und enger gewesen, beinahe eine Schlucht. Auf ganzer Länge, hineingebaut in ein Terrassenland dreißig Meter oberhalb des Bachs mit Namen Silver Queen Creek, standen die Überreste eines weitläufigen Gebäudekomplexes zur Erzverarbeitung, der in den 1870 er Jahren von den Staffords gebaut worden war – die Quelle eines großen Teils ihres Reichtums. In dem zuerst errichteten Gebäude war die Betriebsanlage untergebracht, in der die Ergiebigkeit des Erzes überprüft wurde, sobald es aus der Mine kam; als Nächstes wurde ein sehr viel größeres »Konzentrator«-Gebäude

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