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Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
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seine Erektion bemerkt, denn das ist sonst nicht ihre Art. Purront keucht: „Leconte wartet unten“, während er ihr gleichzeitig den Rock über ihre schmalen Hüften nach oben schiebt und seinen Gürtel öffnet. Nicole lässt sich rücklings aufs Bett fallen und zieht sich gleichzeitig mit einer schnellen, katzenartigen Bewegung ihren Slip aus, währender Hose und Unterhose bis zu den Kniekehlen herabzieht und schon Sekunden später in sie eindringt.
    Er kommt so schnell, dass sie keine Chance hat, einen Orgasmus vorzutäuschen. Erschöpft bleibt er auf ihr liegen. „Du musst gehen“, sagt sie mit einem beschwörenden Unterton und streicht durch sein dichtes Haar. „Mach dich noch frisch. Ich packe inzwischen deinen Koffer fertig.“
    Zum Duschen ist keine Zeit mehr. Purront wischt sich im Bad notdürftig mit einem feuchten Handtuch ab. Was ist in Nicole gefahren? Vielleicht ist doch kein anderer Mann im Spiel?
    Wahrscheinlich hatte sie es aber vor allem darauf angelegt, ihn zu überrumpeln, um schwanger zu werden. Purront starrt in den Spiegel. Trotz der dunklen Hautfarbe sieht man, dass seine Wangen gerötet sind. Er spritzt sich kaltes Wasser ins Gesicht, zieht ein frisches Hemd an und eilt hinaus. Nicole wartet bereits im Flur, wo der gepackte Koffer bei der Tür steht.
    „Gute Reise, Chéri, pass auf dich auf“, lächelt sie und küsst ihn zärtlich. Purront löst sich widerstrebend. „Ich rufe dich sofort vom Hotel an, wenn wir angekommen sind“, erwidert er etwas unbeholfen.
    Als der Aufzug vor ihm hält, steht sie noch immer in der Tür und sieht ihn an. „Amar!!“ So eindringlich hat sie seinen Vornamen noch nie ausgesprochen und er dreht sich irritiert um, während er die Aufzugtür öffnet. „Ich bin schwanger“, sagt sie. Purront denkt an die Szene zuvor im Schlafzimmer, begreift gleichzeitig jedoch die Unsinnigkeit dieses Gedankens. Er will zu ihr zurück. Sie wehrt ihn mit einer entschiedenen Handbewegung ab. „Nein, wir reden am Telefon darüber oder wenn du zurück bist. Du musst jetzt los.“
    Purront kommt die Fahrt im Aufzug wie eine Ewigkeit vor. Nicole schwanger! Einer dieser unfruchtbaren Tage Nicoles war anscheinend falsch berechnet gewesen. Wobei Berechnung hier vielleicht eine ganz andere Bedeutung hatte. Wie in Trance geht er zum wartenden Taxi, öffnet den Kofferraum und stellt seinen Koffer hinein. Als er sich in den Fond fallen lässt, sagt Leconte: „Ganz genau 15 Minuten!“ Purront registriert es nicht einmal. Leconte mustert ihn genauer. „Hast du da oben noch gevögelt?“, fragt er dann mit einer Stimme, die zwischen Zweifel und Belustigung schwankt. „Ja“, sagt Purront einfach, ohne auch nur eine Sekunde über die möglichen Konsequenzen seiner ehrlichen Antwort nachzudenken. Er schließt die Augen, denkt an den sanften Tonfall von Nicole und lächelt. Leconte stößt ein verächtliches Schnauben aus: „Wir sind auf der Jagd nach Wahnsinnigen, die sich mit Unschuldigen in die Luft jagen, und Amooooor träumt von seinem Quickie!“
    Purront hat keine Lust zu diskutieren und er fühlt sich gerade überlegen. „Amaaaaar!“, sagt er und erst als der Wagen vor der Wohnung des Commissaires hält und dieser beim Aussteigen die Autotür zuknallt, öffnet er wieder die Augen. Wahrscheinlich wird Leconte seinem griesgrämigen Kater eine Wochenration Trockenfutter und genügend Wasser hinstellen und in vorbildhaften fünf Minuten mit seinem abgewetzten Lederkoffer wieder auftauchen. Purront fällt ein, dass er noch immer nicht weiß, welche E-Mails der Grund dafür sind, dass sie diese Reise antreten.

SAMSTAG, 10. MÄRZ, 14.50 UHR | AMSTERDAM, JÜDISCHES MUSEUM
    Das Museum in der Amstelstraat scheint völlig unbeschädigt zu sein. Bis zum Abschluss der Erstermittlungen ist es geschlossen. In zahlreichen Vitrinen aus Glas und dunklem Holz liegen Schriftrollen und alte Gebetsbücher mit hebräischen Schriftzeichen. Es ist gespenstisch ruhig und Leconte hat das Gefühl, dass hier die Zeit im 17. Jahrhundert einfach stehen geblieben ist. Die gebündelten Sonnenstrahlen, die durch die hohen Seitenfenster der alten Synagoge, um die das Museum gebaut wurde, fallen, tauchen den Raum in ein sakrales Licht.
    Leconte fühlt sich plötzlich müde, setzt sich auf eine Holzbank vor einem altarähnlichen Pult und schließt kurz die Augen.
    Die Bilder des Grauens vom Pariser Bahnhof aus der letzten Nacht tauchen wieder auf und er fühlt, wie die Wut erneut in ihm hochkriecht. Dieses

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