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Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
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erlittenen Schreckens“ auf einen Kaffee einladen. Purront war charmant und von ihr bezaubert. Allerdings war er weder besonders attraktiv noch vermögend. Seine Ohren waren leicht abstehend und die Nase für seine weichen und femininen Gesichtszüge viel zu kantig. Am nächsten Tag beobachtete sie ihn, als er vor einem Café auf sie wartete. Er schien in Gedanken zu sein, starrte ins Leere und sah aus wie ein Langeweiler. Nicole beschloss gerade, einfach unbemerkt zu gehen, als ein Windstoß durch seine dunklen Haare fuhr und er sie gleichzeitig auf der anderen Straßenseite bemerkte. Plötzlich strahlte er und wirkte spitzbübisch.
    An diesem Nachmittag erzählte er ihr erstmals etwas von seiner Arbeit. Es klang geheimnisvoll und beeindruckte sie. Außerdem schien es eine sichere und gut bezahlte Stelle im Staatsdienst zu sein, er war über beide Ohren verliebt und sie wurde nächste Woche 35. In der Parfümerieabteilung des Harrods’ war sie die älteste Mitarbeiterin und die betuchten männlichen Kunden zeigten offen ihr Interesse für jüngere Kolleginnen.
    Nach einem Abendessen am nächsten Tag ließ sie Amar noch eine Woche zappeln, bevor sie seinen Verführungskünsten „erlag“. Nicole kehrte nur mehr nach London zurück, um ihre Sachen zu holen. Sie zog zu ihrer Mutter, die seit vier Jahren als Witwe alleine in einer geräumigen Wohnung im lauten Quartier Latin lebte, und fand rasch eine Stelle als Verkäuferin in der riesigen Kosmetikabteilung im Erdgeschoß des Kaufhauses Galeries Lafayette am Boulevard Haussmann, wo sie gemeinsam mit anderen Französinnendie Touristen dazu animierte, mehr zu kaufen, als sie geplant hatten.
    Vier Monate nach ihrem Kennenlernen machte ihr Purront einen Antrag und zwei Monate später heirateten sie. Es war auch ihm klar, dass er die Gunst der Stunde nutzen musste und eigentlich nicht attraktiv genug für seine hübsche Frau war.
    Frustrierend ist für Nicole jedoch, dass ihr Plan eines gemeinsamen Kindes von ihm verhindert wird. Momentan ist diese Entscheidung aus finanzieller Sicht auch vernünftig. So bleiben ihr als einzige Lebensfreude die freien Tage und Urlaube, die sie mit Purront am liebsten in luxuriösen Hotels verbringt. In dieser Zeit ist Nicole immer wie ausgewechselt und sprüht vor Lebenslust. Der Alltag frustriert sie danach umso mehr.
    Purront weiß, dass dieses verpatzte Wochenende Nicoles schlechte Laune nicht gerade verbessern wird. Seit Tagen bricht sie ohnehin wegen jeder Kleinigkeit einen Streit vom Zaun, und manchmal fragt er sich, ob sie am Ende einen anderen Mann …
    „Dieses Haus, Monsieur?“ Die Frage des Taxifahrers, der abrupt gebremst hat, reißt Purront aus seinen deprimierenden Gedanken. Er nickt kurz und öffnet die Wagentür. „15 Minuten!“, sagt Leconte.
    Purront läuft die Stiegen vom Erdgeschoß in den 3. Stock hinauf, da der Lift in einem der oberen Stockwerke steht. So ist er erfahrungsgemäß schneller und der kräfteraubende Sprint bringt ihn nicht nur außer Atem, sondern hilft ihm auch, seine Anspannung vor der kommenden Auseinandersetzung abzubauen.
    Nicole öffnet die Tür, als er eben den Schlüssel ins Schloss stecken will. Sie trägt ihre halblangen dunkelbraunen Haare mit dem etwas gewagten asymmetrischen Schnitt offen und ist wie immer tadellos geschminkt. „Ich habe es schon im Radio gehört“, sagt sie und wirkt aufgeregt. Purront vermeidet es, ihr direkt in die Augen zu sehen. „Ich muss zum Flughafen“, sagt er mehr zu sich selbst als zu ihr und wartet auf ihren Wutausbruch.
    „Kann ich dir beim Packen helfen?“, fragt sie sanft und legt ihre Hand beruhigend auf seinen Unterarm. Purront zuckt zusammen, und als Nicole kurz darauf neben ihm im Schlafzimmer seine Hemden zusammenlegt und im Koffer verstaut, macht ihn diese unerwartet entspannte Situation noch nervöser.
    „Ich werde vermutlich vier Tage, vielleicht auch länger, in Amsterdam bleiben“, sagt er unvermittelt. „Amsterdam?!?“, ruft Nicole und Purront merkt, wie sich sein Magen verkrampft. „Sie haben dich in Holland als Hilfe angefordert? Ich bin so stolz auf dich!“ Hatte sie getrunken? Purront schnuppert unauffällig in ihre Richtung, saugt aber nur den Duft eines neuen Parfüms ein, das sich mit dem Geruch ihrer Haut vermischt und ihn erregt. „Danke“, antwortet er mit etwas heiserer Stimme.
    „Ich scheine dir heute ja besonders gut zu gefallen“, sagt sie und greift ihm unvermittelt zwischen die Beine. Offensichtlich hat sie

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