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Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
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kann es kaum glauben, dass er diese Frage gestellt hat, und ärgert sich über seine unprofessionelle Neugier.
    „Sie wissen, dass das verboten ist?“, antwortet Bruno und versucht aus Purronts Mimik abzulesen, ob hinter dessen Frage eine feindliche Gesinnung steckt. Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu. „Jeder Idiot kann einen anderen schlagen und foltern, um seinen Willen kurzfristig zu brechen. Ich überzeuge Menschen davon, dass sie falsch gehandelt haben, und das verändert ihr Leben. Und verschafft uns die Informationen, die wir sonst nie bekommen würden.“
    „Klingt wie eine Sonntagspredigt“, sagt Leconte, der seit seiner Schulzeit keine Kirche mehr von innen gesehen hat.
    „Freitagspredigt“, sagt Bruno. „In der Moschee wird am Freitag gepredigt.“
    „Sie sind Moslem?“, fragt Purront erstaunt.
    „In meinen Verhören bin ich für jeden alles“, lächelt Bruno. „Für den katholischen Terroristen aus Belfast bin ich Katholik, für den Extremisten in Indien bin ich ein Hindu, und für unseren Attentäter hier bin ich jemand, der den Koran besser kennt als er selbst.“
    Leconte schüttelt ungläubig den Kopf, während er etwas von „Resultaten statt Reden“ murmelt. Er wendet sich abrupt mit einer angedeuteten Verabschiedung zum Gehen.
    Purront sieht sich genötigt, seinen Chef zu entschuldigen. „Er ist übernächtigt und meint es nicht so“, sagt er.
    „Doch, er meint es genau so“, antwortet Bruno, „aber das ist für mich in Ordnung. Andere kritisieren meine Methoden hinter meinem Rücken. Da ist mir Ihr mürrischer Boss eigentlich sympathischer.“
    So hat Purront das noch nie gesehen. Theoretisch hätte er es also noch schlechter erwischen können und würde dannnicht vom mürrischen Leconte, sondern von einem intriganten Emporkömmling schikaniert. Er sieht dem Commissaire nach, der gerade zielstrebig den Ausgang ansteuert, ohne sich zu vergewissern, ob ihm sein Assistent folgt. „Sie sind auch nicht beinahe täglich mit ihm zusammen“, sagt Purront und beeilt sich, seinen Chef noch einzuholen, bevor er ohne ihn zum FISA-Meeting fährt.

SAMSTAG, 10. MÄRZ, 19.40 UHR | ZAANSTAAS, GEFÄNGNISZELLE
    Ahmed sitzt auf der Pritsche und starrt abwechselnd auf die kahle, getünchte Betonwand und auf seine Füße in den Leinenschuhen, die ihm ein mürrischer Gefängniswärter vor einigen Minuten ohne Schnürsenkel kommentarlos durch die Luke in der Zellentür geworfen hat. Er versucht etwas Klarheit in seine Gedanken zu bringen, die sich überschlagen. Das immer wieder aufsteigende starke Gefühl, versagt zu haben, versucht er zu ignorieren.
    Die Aktion war nicht wie geplant verlaufen. Der korpulente Sicherheitsbeamte im Jüdischen Museum hatte ihn völlig unerwartet von hinten umklammert, als er vor dem Betreten der Räumlichkeiten im 1. Stock noch den Sprengstoff und die Spritze im Rucksack griffbereit nach oben verstaut hatte. Es war unmöglich, dass der Wachmann aus der Entfernung etwas Verdächtiges gesehen hatte. Ein Verrat war ebenso völlig ausgeschlossen. Nur die Führer im Lager waren über Attentatsziel und Zeitpunkt des Zuschlagens informiert. Nicht einmal sein bester Freund Hassan wusste über diese Details Bescheid.
    Diese Übereifrigkeit des Sicherheitsbeamten war ein unheimlicher Zufall, ein Sieg der Finsternis.
    Vor allem nagt der Zweifel an Ahmed, ob seine Bombe jemanden getötet hat. Er ist sich zwar sicher, im Augenblick der Detonation Schreie gehört zu haben, aber Menschen schreien auch aus Angst.
    Als er mit dem schwitzenden Sicherheitsbeamten um den Rucksack gerungen, die Bombe dann doch noch gezündet und den Rucksack mit letzter Kraftanstrengung über die Brüstung des offenen Gangs hatte fallen lassen, hatte er aus den Augenwinkeln einige Menschen im Innenhof unten gesehen und innerlich gejubelt. Im selben Moment hatte ihn jedoch ein fürchterlicher Schlag knapp oberhalb der linken Schläfe getroffen. An mehr kann er sich nicht mehr erinnern.
    Als er danach die Augen öffnete, befand er sich in einer zirka 6 mal 3 Meter kleinen Zelle und entdeckte ein Fußeisen an seinem linken Knöchel. Es war mit einer Kette an einem Metallring, der in der Mitte des steinernen Fußbodens verankert war, befestigt. In Ahmeds Kopf dröhnte es furchtbar und als er versuchte, sich aufzurichten, wurde ihm schwindelig. Es war ihm schleierhaft, womit der Wachmann zugeschlagen hatte. Vielleicht war ihm auch jemand zu Hilfe gekommen. Ahmed berührte die schmerzende Stelle auf seinem

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