Attentage
Irak stammt und dass du, obwohl Amerikaner, gegen die Gewalttaten der US-Truppen im Irak protestieren willst, indem du einem Hollywoodstar eine Torte ins Gesicht wirfst!“
„Und diesen Schwachsinn hat er geglaubt?“
Ahmad zuckt mit den Schultern. „Warum sollte er es nicht glauben? Es hat schon einmal ein eingeschleuster Journalist bei einer Pressekonferenz einen Schuh auf Bush geworfen und wurde dadurch zum Helden. Einige Gönner haben dem Schuhwerfer nach seinem kurzen Gefängnisaufenthalt sogar ein Auto und ein Haus gekauft! Und wir haben Sameer auch eine Geldsumme versprochen, mit der er mit seiner Familie in einem anderen Land neu beginnen kann, wenn er dich ins Rathaus bringt. Er hat keine Zukunft hier, da ihm die Asylgesetze nicht erlauben, seine Familie ins Land zu holen.“
In Abduls Kopf überschlagen sich die Gedanken: „Aber sie werden ihn lebenslang einsperren, weil sie denken, dass er mir bei meinem Auftrag geholfen hat.“
„Du musst dafür sorgen, dass er bei der Explosion in deiner Nähe ist. Er kennt mich und einen weiteren unserer Brüder und würde alles verraten, was er weiß.“ Ahmad scheint plötzlich größer zu werden und er spricht mit fester Stimme: „Er muss mit dir sterben.“
„Aber er ist doch ein Muslim“, protestiert Abdul.
„Er ist nicht besser als die Ungläubigen“, sagt Ahmad verächtlich. „Er vergnügt sich mit Huren, betrinkt sich jede Woche und er betet nicht und besucht keine Moschee. Nicht einmal zu Ramadan fastet er. Er ist ein Kˉafir, ein Lebensunwürdiger – wie die Juden und Christen.“
„Aber beim Jüngsten Gericht werden wir von dem Engel bei unserer rechten Schulter nach unseren guten Taten beurteilt, die er aufzeichnete, und von dem Schreiberengel zu unserer linken Schulter nach den schlechten Taten. Wenn Sameer den Rest seines Lebens mehr gute Werke als schlechte tut, dann könnte er doch noch ins Paradies kommen, weil seine guten Taten überwiegen. Aber wenn er jetzt stirbt, dann muss er in das ewige Höllenfeuer!“
Ahmad zuckt wieder mit den Schultern. „Inshallah!“ Er bemerkt, dass seine offensichtliche Gleichgültigkeit dem Schicksal eines Muslim gegenüber Abdul irritiert.
„Vielleicht kommt er ins Paradies, weil er dir bei deiner Tat geholfen hat, obwohl es unwissentlich war“, versucht Ahmad die Wogen zu glätten.
Er hat mit dieser Bemerkung ins Schwarze getroffen, denn Abdul entspannt sich bei dieser Vorstellung sofort und das Thema scheint für ihn beendet. Als ein junger Türke zwei Kisten Tomaten durch den Seiteneingang in die Küche des jüdischen Lokals trägt, verzieht Abdul missachtend sein Gesicht. Nachdem sie gezahlt haben, sagt er: „Ich hoffe, dassauch einige dieser protzreichen Israelis, die unseren Brüdern ihr Land gestohlen haben, bei dem Ereignis sind.“
„Das trifft auf halb Hollywood zu“, sagt Ahmad beinahe fröhlich und zieht dann eine Tortenschachtel unter dem Tisch hervor,. „Mabruk!“, gratuliert er und reicht sie mit beiden Händen über den Tisch. „Dein Geschenk!“
Abdul ist kurz verblüfft, als er es entgegennimmt. Als ihm das Gewicht die Hände hinunterdrückt, versteht er, dass ihm Ahmad gerade ohne Vorwarnung die Bombe übergeben hat. „Sei pünktlich bei deinem Termin nächste Woche“, sagt Ahmad, als er aufsteht. Dann umarmt er Abdul kurz und flüstert fast in dessen Ohr: „In dieser Welt werden wir uns nicht mehr begegnen.“ Ahmad scheint aufrichtig gerührt zu sein, denn Abdul sieht ein verdächtiges Glitzern in den Augen seines oftmals fast unhöflichen Gesprächpartners, das ihn mit seiner Schroffheit versöhnt. Bevor er antworten kann, hat sich Ahmad schon von ihm gelöst und verschwindet in dem Menschengewühl zwischen den Marktständen.
MITTWOCH, 4. APRIL, 18 UHR | WIEN, RATHAUS
„Nicht einmal eine Ratte wird in diese Räume kommen, ohne dass wir davon wissen“, sagt Leconte. Heather nickt zustimmend. Beide stehen im Sitzungssaal des Rathauses vor den 17 Monitoren der Überwachungskameras, die jeden Eingang, Raum und Stiegenaufgang abbilden. Zehn Beamte sitzen davor und können mit jeder Kamera schwenken und zoomen. Nur in den Toiletten sind keine Kameras montiert. Dafür werden männliche und weibliche Kriminalbeamte dort als Reinigungspersonal eingesetzt, um selbst hier jederzeit eingreifen zu können
Alle Gäste und das Personal müssen bei den Haupteingängen durch getarnte Nacktscanner, die jeden Besucher bis auf die Unterhose entblößen. In einem Nebenraum
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