Attentat auf Georgia
straffen Mund. Als er sich mir mit den beiden Gläsern
näherte, sah ich, daß seine Augen von einem leuchtendhellen Blau waren.
»Danke«, sagte ich und nahm
meinen Drink entgegen.
Er deutete auf einen Sessel und
versank in einem anderen. Ich nahm Platz und zugleich einen Schluck von meinem
Whisky. Es war eine ausgezeichnete Marke.
»Fragen! In welcher
Angelegenheit?«
»In der Angelegenheit Georgia
Brown.«
»Was ist denn los?«
»Georgia Brown hat heute früh
die Unvorsichtigkeit begangen, sich in die Luft sprengen zu lassen.« Ich
schilderte ihm kurz, was vorgefallen war.
»Warum erzählen Sie mir das
alles? Ich habe die Abendblätter gelesen.«
Ich erwähnte Mannings
Selbstmord, Georgias geplantes Auftreten in Paula Reids Programm, die
Drohbriefe. Es machte keinen Eindruck auf ihn.
»Sie sind verrückt«, sagte er.
»Oder jemand anders ist verrückt. Was habe ich mit der Sache zu tun?«
»Das wollte ich eben von Ihnen
hören.«
»Immer dasselbe. Passen Sie
auf, Leutnant, ich habe eine weiße Weste. Vor einigen Jährchen habe ich mich
von allen zweifelhaften Geschäften zurückgezogen und leite jetzt ein
respektables Unternehmen. Das wissen Sie — das weiß die gesamte Polizei. Aber
sowie etwas passiert, fängt man an, meinen Namen hineinzuzerren.«
»Sie hatten doch mit Manning
Kontakt — zu der Zeit, als er Selbstmord beging.«
»Ich?«
»Sie haben durch Vermittlung
Hilary Blains seine Filme finanziert.«
Er richtete sich kerzengerade
auf. »Wer hat Ihnen das erzählt?« fragte er mit leiser Stimme.
»Ich habe es gehört«,
antwortete ich.
»Ich möchte gern wissen, von
wem. Darf ich Ihnen noch einen Whisky anbieten?«
»Sie sollen mir lieber ein paar
Antworten anbieten. Bisher haben Sie Fragen gestellt, und das paßt nicht
in das Schema, das ich mir zurechtgelegt habe.«
Ich hörte die Eingangstür
aufgehen und zufallen. Einen Augenblick später wurde die Wohnzimmertür
geöffnet, und eine Figur trat ein.
»Kent«, sagte die Figur, »ich
habe mit Joe gesprochen, und er sagt, daß Steve schon seit einiger Zeit...
Verzeihung, ich habe nicht gesehen, daß du Besuch hast.«
»Das ist Leutnant Wheeler«,
erklärte Fargo in kühlem Ton. »Und das ist Charlie Dunn, einer meiner
Angestellten.«
Dunn war ein großer, magerer
junger Mann mit ausdruckslosem Gesicht. »Guten Abend, Leutnant«, sagte er.
»Dito«, erwiderte ich.
»Soll ich gehen und
wiederkommen oder warten?« fragte Dunn.
»Du kannst warten«, antwortete
Fargo. »Toni schaut sich ein Fernsehprogramm an — du kannst reingehen und sie
dir anschauen, aber nicht zu nahe.«
»Das verbietet mir meine
Einkommensklasse«, sagte Dunn und ging, sich das silberblonde Mädchen
anzuschauen.
Warum er dazu noch das
Fernsehen nötig hatte, entzog sich meiner Beurteilung.
Fargo lehnte sich wieder
zurück. »Na schön, ich habe also die Filme finanziert. Das ist nicht strafbar.«
»Leider nicht«, antwortete ich.
»Bisher hat nur der Mörder Georgia Browns sich strafbar gemacht.«
»Soll ich Ihnen ein Alibi
liefern?«
»Kennen Sie sechs Personen, die
bereit sind, zu beeiden, daß Sie in Ihrem ganzen Leben niemals eine Bombe
fabriziert haben?«
Fargo sah mich finster an,
lächelte dann säuerlich. »Schön. Wenn Sie kein Alibi haben wollen — was dann
sonst?«
»Georgia hatte die Absicht, mit
der Wahrheit über Lee Mannings Tod herauszurücken. Sie — «
Er unterbrach mich schroff.
»Was soll das heißen? Die Wahrheit über Mannings Tod! Er hat Selbstmord
begangen, oder wie?«
»Es handelt sich um die
Umstände, die ihn zum Selbstmord getrieben haben«, verbesserte ich mich. »Die
Fünfzehnjährige mit dem schwachen Herzen — ich kenne die Geschichte. Sie waren
damals mit dabei. Vielleicht können Sie mir verraten, wer einen triftigen Grund
gehabt hätte, Georgia Browns Auftreten zu verhindern.«
Er dachte eine Weile nach.
»Meiner Meinung nach dürfte es
eine Menge Leute gegeben haben, die den Vorfall nicht gern publik machen
wollten.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ein Mord? Ich kann mir nicht
vorstellen, daß irgendeiner dieser Leute so weit gehen würde.«
»Niemand kann es sich
vorstellen«, sagte ich bekümmert. »Das ist der Jammer. Nicht Coates, nicht Kay
Steinway, nicht Blain. Ich würde es selber nicht glauben wollen — wenn nicht
Georgia Brown tot wäre.«
»Leider kann ich Ihnen nicht
helfen, Leutnant. Sonst noch etwas?«
Ich leerte mein Glas und stand
auf. »Ich glaube kaum. Besten Dank für Ihr
Weitere Kostenlose Bücher