Attentat auf Georgia
sagte ich. »Fühlen Sie sich einsam, langweilt Sie das Leben? Ist
die Liebe an Ihnen vorbeigegangen? Da brauchen Sie bloß Wheeler anzurufen, den
Seelentröster, und gleich wird es lustig...«
»Bitte, Leutnant!« sagte sie
kühl. »Es ist spät, ich bin müde, und Paula ist ein nervöses Wrack — nach
dieser empörenden — «
Ich unterbrach sie in ebenso
kühlem Ton. »Wenn es sich um eine berufliche Angelegenheit handelt, haben Sie
genau zehn Sekunden Zeit, um mir zu erklären, warum, zum Donnerwetter, Sie mich
mitten in der Nacht anrufen.«
»Ich bitte um Entschuldigung.
Ich bin schrecklich aufgeregt... Ich wollte nur so gern wissen, ob Sie bereits
etwas erreicht haben. Vielleicht würde das Paula aufmuntern.«
»Bisher Null Komma Null«,
erwiderte ich. »Aber morgen ist wieder ein Tag.«
»Was Sie nicht sagen,
Leutnant!«
»Ich fahre morgen früh nach
Long Beach. Vielleicht werde ich dort das Große Los ziehen.«
»Aus Ihrer eigenen Nase?«
»Vielleicht finde ich das eine
Beweisstück, das mir noch fehlt.« Mir fällt das Lügen leicht, weil es eine alte
Gewohnheit ist. »Das eine Kettenglied, das ich brauche, um den Fall zu
komplettieren.«
Ihre Stimme taute ein wenig
auf. »Das klingt ja geradezu aufregend.«
»Sagen Sie mal...« Ich tat so,
als wäre ich eben erst auf diesen Gedanken verfallen. »Wenn Sie morgen früh
nichts Wichtiges vorhaben, fahren Sie doch mit mir mit.«
»Nein, danke«, erwiderte sie
entschieden. »Ich kann mir ungefähr vorstellen, was dabei herauskommen würde,
Leutnant.«
»Aber gar nichts — oder
vielleicht doch — , immerhin — «
»Gute Nacht, Leutnant!« sagte
sie. Dann hielt sie inne, fuhr fort: »Wollen Sie im Ernst, daß ich mitkomme?«
»Warum nicht? Ich fahre allein
— mit meinem eigenen Wagen. Vielleicht werden Sie Paula etwas zu erzählen haben.«
»Ja — hier kann ich eigentlich
nicht viel ausrichten. Paula braucht vor allem Ruhe. Ich — vielleicht könnte
ich’s schaffen.«
»Fein. Um acht Uhr hole ich Sie
vom Hotel ab.«
»Um acht?!«
»Acht kommt nach sieben.«
»Ein bißchen früh, nicht?«
»Sie kennen das Sprichwort:
Morgenstunde hat den reichen Ehemann im Munde — vor wie nach der Hochzeit. Aber
ich bin zu einem Kompromiß bereit. Sagen wir fünf Minuten nach acht.«
»Schön. Mir bleibt keine Wahl.
Ich erwarte Sie.«
Ich hängte ab und griff nach
meinem Glas.
Ich bin zur Liebe aufgelegt..., sang Julie mit tiefer Stimme.
»Ich auch, meine Süße«,
murmelte ich. »Aber es ist zu spät, um Kay Steinway noch einmal anzurufen.«
Ich bin so froh, daß es dich
gibt..., sang
Juli in der neuen Rille.
»Und ich bin froh, daß es dich
gibt«, sagte ich. »Und so hübsche Puppen wie Kay und Paula. Ihr seid alle drei
wunderbar — aber die beiden anderen sind greifbar.«
Ich hob mein Glas zu einem
stummen Prosit.
Nun aber marsch ins Bett! — wie
der Mann sagte, der durchs Fenster in ein fremdes Schlafzimmer guckte.
SIEBENTES KAPITEL
A m nächsten Morgen Punkt fünf
Minuten nach acht hielt ich mit meinem Healey vor dem Starlight Hotel. Und genau fünf Minuten dreißig Sekunden nach acht kam Janice Jorgens aus der
Tür und auf meinen Wagen zu.
Sie hatte sich entsprechend
angezogen: schwarzes Seidenhemd und eine schottisch karierte Hose, die von der
Stelle an, wo ihre Hüften es erlaubten, bis zu den Knöcheln hinunter schmal
zulief. In der Hand trug sie eine riesenhafte karierte Tasche.
»Fein, daß Sie sich Stullen
mitgenommen haben«, sagte ich, »wir Polizeibeamte sind schlecht bezahlt.«
»Am hellichten Tag...!« Sie sah
sich um. »Es ist doch schon Tag, wie? Eine idiotische Idee von mir, Sie zu
begleiten, Leutnant! Aber mir ist alles lieber, als mir Paulas hysterisches
Gebabbel anhören zu müssen.«
»Das arme Kind«, sagte ich.
»Ist sie noch immer gramgebeugt? Ich meine, weil der Mord ihre Sendung
geschmissen hat?«
»Ja«, erwiderte Janice.
Ich fuhr los und ignorierte den
derben Kommentar des Taxichauffeurs, der heftig bremsen mußte.
Janice kniff die Augen
zusammen, da ihr die schräge Sonne ins Gesicht schien, und nahm eine schwarze
Brille aus der Handtasche.
»Für Sie ist das offenbar ein
ganz neuartiges Erlebnis«, sagte ich. »Endlich einmal einen Morgen sehen! Wie
finden Sie ihn?«
»Greulich«, erwiderte sie kurz.
Damit war für die nächsten zehn
Kilometer die Konversation beendet. Beim elften schien Janice Jorgens’ Laune
sich ein wenig zu bessern.
»Was haben Sie in Long Beach
vor?« fragte
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