Attentat auf Georgia
des
Studios.
»Ich glaube schon.«
»Es wird nicht gar so schlimm
sein«, sagte sie in beruhigendem Ton. »Wir drei, Kay, Sie und ich, sitzen
gemütlich am Tisch und plaudern miteinander. Haben Sie sich die Signale
gemerkt?«
»Sicher — schneller — langsamer
— noch zwei Minuten... Ich erinnere mich sehr genau.«
»Fein«, sagte sie. »Dann wird
Lonny Sie versorgen, während ich mir etwas Feminines anziehe.« Sie blickte an
ihrer dunkelblauen Hose hinunter. »Bei der Arbeit bin ich immer so gekleidet.
Die Leute sagen ohnedies, daß ich hier die Hosen anhabe.«
»Das ist äußerst lustig«,
erwiderte ich in höflichem Ton.
»Und ob!« Sie lächelte süß.
»Ich hebe es mir für meine Memoiren auf. He, Lonny!« schrie sie plötzlich mit
gellender Stimme.
Der junge Herr mit der
Studentenfrisur, der so aussah, als gehöre er nach Wall Street und nicht in ein
Fernsehstudio, kam heran.
»Kümmern Sie sich um Mr.
Wheeler«, sagte Paula Reid zu ihm, »während ich mich umkleide. Ich glaube, er
ist durstig.«
»Das wird gleich erledigt.
Folgen Sie mir, Leutnant.«
Hughes führte mich in einen
privaten Arbeitsraum, öffnete den eingebauten Kühlschrank und schickte sich an,
das schöne Amt eines Mixers auszuüben. »Was darf es sein, Leutnant?«
»Scotch«, erwiderte ich, »und
ein paar Tropfen Soda.«
»Sie sind ein Mann nach meinem
Herzen.« Ein paar Sekunden später reichte er mir mein Glas. »Auf die heutige
Sendung!« Lächelnd stieß er mit mir an. »Es müßte ein Bombenerfolg werden. Und
Sie dürfen von Glück sagen, Leutnant. So nett ist noch niemand behandelt
worden.«
»Was heißt das?« fragte ich.
Sein Lächeln wurde breiter.
»Sonst handelt es sich immer um ein heikles Thema. Und um Personen, die etwas
zu verbergen haben. Paula kennt tausend Tricks, um ihnen ein Bein zu stellen.
Damit sie sich verplappern. Hm.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Sie ist unerhört gerissen,
unsere Paula!« sagte Mr. Hughes. »Wissen Sie, die blaue Note wirkt kolossal.
Alles in Blau - sogar die Begleitmusik ist ein Blues.« Lächelnd schüttelte er
den Kopf. »Aber wir sprachen davon, wie man die Leute dazu kriegt, daß sie ihr Herz
ausschütten, ja?«
»Ich glaube«, sagte ich
vorsichtig.
»Kurz vor der Sendung unterhält
sich Paula mit ihnen. Und fragt sie, ob es irgendeine besondere Sache gibt, zu
der sie sich nicht gerne äußern möchten — dann würde sie nämlich diese
Sache nicht zur Sprache bringen.« Er lachte voller Wohlgefallen. »Nun
dürfen Sie raten, wie die erste Frage lautet, die Paula ihnen stellt.«
»Es geht doch nichts über
innere Moral!« sagte ich.
»Sie kennen unser Metier nicht,
Leutnant. Bei uns hackt eine Krähe der anderen die Augen aus. Das werden Sie
heute abend erleben — wenn wir Kay Steinway als Gast haben.« Plötzlich sah er
ein wenig ernüchtert aus. »Sich vorzustellen, daß Kay Steinway in diese
grauenhafte Mordgeschichte verwickelt war! Daß dieser Fargo sie umbringen wollte!«
»Kennen Sie Kay Steinway?«
»Freilich, Leutnant. Ich habe
mit ihr gefilmt. Ich war Regisseur bei der Excelsior, Norman Coates’
Firma.«
»Ach so!«
»Ja ja. Das waren Zeiten,
Leutnant! Manning ganz oben! Seine Filme müssen Millionen eingespielt haben. Und
nach seinem Tod gingen sie noch besser. Die Leute haben ein krankhaftes
Interesse an Filmstars, die schon tot sind.«
»Vielleicht hat Fargo damit
gerechnet«, warf ich ein.
»Es sollte mich nicht wundern.
Mir tut nur die arme Morgan leid — ich meine die ältere Schwester... Janice! Es
fällt mir leichter, sie so zu nennen, da ich sie zwei Jahre lang unter diesem
Namen gekannt habe. Ein Jammer, daß sie aus dem Fenster gesprungen ist! Hätten
Sie Georgia Brown gekannt, würden Sie mir recht geben, wenn ich sage, Janice
hätte dafür, daß sie sie umgebracht hat, eine Medaille verdient.«
»Möglich«, sagte ich.
»Noch einen Whisky, Leutnant?«
»Danke, nein.«
Er sah nach der Uhr. »Jetzt ist
es Zeit, ans Make-up zu denken.«
»Make-up?«
»Nur keine Bange«, sagte er
lächelnd. »Wir werden Ihnen keinen falschen Schnurrbart ankleben. Nur ein
bißchen Schminke, um die Runzeln zu verdecken.«
»Meine Runzeln?«
Er grinste. »Schon fangen Sie
an, wie ein Star zu reden, Leutnant.«
Die Zeit verrann schnell. Zehn
Minuten bevor die Sendung von Stapel gehen sollte, führte Hughes mich zu dem
Tisch, an dem bereits die beiden Damen Platz genommen hatten.
Paula Reid sah fabelhaft aus in
einem tiefdekolletierten Schuppenkleid. Die
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