Attentat auf Georgia
funkelnden Saphire ihres Halsbandes
betonten das klare, tiefe Blau des Stoffs.
Kay Steinway trug ein
bronzefarbenes Kleid, das auf den ersten Blick unansehnlich wirkte, sich aber,
wenn man näher hinsah, als sehr elegant und sehr kostbar entpuppte. Es war um
gute fünf Zentimeter tiefer ausgeschnitten als Paula Reids Kleid — eine
Garantie dafür, daß man näher hinsah.
Ich setzte mich auf den leeren
Stuhl zwischen den beiden, und Kay lächelte mir zu. »Ich habe Sie lange nicht
gesehen, Al«, sagte sie mit ihrer tiefen, etwas heiseren Stimme. »Sie waren
wohl sehr beschäftigt.«
»Und ob er beschäftigt war!«
warf Paula Reid ein. »Ich mußte ihn überreden, in der heutigen Fernsehsendung
aufzutreten...« Sie lachte tief in der Kehle. »Als der Bösewicht.«
»Als Bösewicht?« fragte Kay
Steinway.
»Aus dem guten alten
Melodrama«, sagte Paula Reid. »Aber er verlangte seinen Tribut. Einen sehr
altmodischen Tribut, ja, allerdings!« Wieder lachte sie. »Ein toller Kerl,
dieser Al Wheeler, habe ich recht?«
»Toll«, sagte Kay Steinway.
»Ich warne Sie, liebes Kind«,
sagte Paula Reid in vertraulichem Ton. »Wenn man erst einmal seine Wohnung
betreten hat, läßt er kein Nein mehr gelten.«
Kay Steinway wandte sich
lebhaft zu mir. »Ach, Al, haben Sie noch immer diese Wohnung? Ich meine, es ist
schade ums Geld, seit Sie so gut wie ständig bei mir wohnen.«
»Sie übertreiben, liebe Kay«,
sagte Paula Reid. »Ich weiß, daß Al keinen schlechten Geschmack hat.«
»Und ich weiß, daß er nicht
blind ist«, erwiderte Kay Steinway. »Er hat Sie längst durchschaut.«
Hughes kam lächelnd an den
Tisch. »Noch fünf Minuten, meine Herrschaften. Alles in Ordnung?«
»Alles in schönster Ordnung«,
stieß Kay Steinway zwischen den Zähnen hervor. »Die Familie ist versammelt.
Eine glückliche Familie.« Sie deutete mit graziöser Gebärde auf Paula Reid.
»Darf ich Ihnen die liebe Mutti vorstellen?«
Hughes zog sich schleunigst
zurück, und ich hätte mich ihm gerne angeschlossen.
Ein dumpfes Schweigen senkte
sich auf uns herab und dauerte bis zum Beginn der Sendung. Eine Sekunde bevor
die Kameras zu surren anfingen, setzten die beiden Damen ein strahlendes Lächeln
auf...
Als die Sendung dann im Gange
war, kam es mir nicht mehr so schlimm vor. Ich konnte mich auf Paula Reid
konzentrieren und hätte beinahe die aufdringlichen Kameras und die grellen
Scheinwerfer vergessen. Sie machte ihre Sache perfekt. Dieses Programm,
erklärte sie dem Publikum, sei eine Direktsendung aus Pine City, der Stadt, die
in den letzten zweiundsiebzig Stunden eine Reihe erschütternder Ereignisse habe
über sich ergehen lassen müssen: zwei brutale Mordtaten, einen Selbstmord, die
Entdeckung, daß Lee Manning vor drei Jahren einem Morde zum Opfer gefallen war.
Noch in diesem Augenblick treibe sich in den Mauern der Stadt ein gefährlicher
Killer umher — Kent Fargo...
Alles sehr wirksam. Nachdem sie
genügend Spannung erzeugt hatte, stellte sie Kay Steinway vor und fragte sie
nach jenem denkwürdigen Abend, da Fargo und sein Handlanger Dunn in ihr Haus
eingedrungen waren.
Kay Steinway zeigte sich dem
Anlaß gewachsen. Sie schilderte die Vorgänge, und man sah förmlich die Angst in
ihren Augen, als Dunn wieder auf sie zuging... Aus mir machte sie einen wahren
Helden, einen Übermenschen. Sie benützte mich geschickt als Folie für ihren
eigenen Anteil an der Affäre.
Ich warf rasch einen Blick auf
meine Uhr und stellte fest, daß bereits zwanzig Minuten verstrichen waren. Nach
einer kurzen Unterbrechung, in der Reklame gesendet wurde, wandte Paula Reid
sich zu mir.
Ich erzählte meine Geschichte
so schnell und knapp wie nur möglich. Als ich bei dem Augenblick angelangt war,
da der verhaftete Hilary Blain die Entstehung des Erpresserfotos schilderte,
unterbrach mich Paula Reid und bedankte sich lächelnd. »Eine grauenhafte, aber
faszinierende Geschichte, Herr Leutnant«, sagte sie. »Haben Sie noch etwas dazu
zu bemerken?«
»Es hat sich heute im Laufe des
Tages allerlei ereignet«, antwortete ich. »Vielleicht möchten Sie es hören.«
»Selbstverständlich, Herr
Leutnant. Bitte, erzählen Sie.«
Ich schilderte hastig, was sich
abgespielt hatte — zwischen einem Gespräch mit Dr. Murphy und dem Augenblick,
da Mr. Chuck Finleys Unternehmen ein jähes Ende fand.
Als ich verstummte, sah Paula
Reid mich eine Weile mit leicht verdutzter Miene an.
»Verzeihung, Leutnant«, sagte
sie dann, »aber ich weiß nicht recht,
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