Attentat auf Georgia
ob ich den Sinn Ihrer Darstellung
begriffen habe. Würden Sie die Güte haben, sich präziser zu äußern?«
»Im Grunde genommen ist es sehr
simpel«, erwiderte ich. »Die vermißte Rita Tango war die Blondine, die in jener
Mietwohnung in die Luft gesprengt wurde. Nicht Georgia Brown. Die wirkliche
Georgia Brown hatte sie als Lockvogel engagiert. Wahrscheinlich beabsichtigte
sie, Rita Tango zu beseitigen — aber Janice Jorgens kam ihr zuvor.«
»Einen Augenblick, Leutnant!«
sagte Kay Steinway mit gepreßter Stimme. »Sie sagten, der Mann — wie heißt er?
Finley? — behaupte, ich hätte ihn angerufen und die junge Frau
engagiert. Das ist eine Lüge.«
»So?« erwiderte ich. »Nachdem
ich Blains Bericht gehört hatte, wollte mir eines nicht einleuchten: das
Georgia Brown mutwillig auf ihre ausgezeichnete Erpressungsmaschinerie
verzichten wollte. Dafür konnte es nur einen denkbaren Grund geben. Falls sie
bereits genügend Geld eingeheimst hatte — nicht nur mit ihren Erpressungen,
sondern auch auf andere Weise — , mochte sie sich vielleicht vorgenommen haben,
die Sache abzublasen. Aber wenn sie mit ihren Erpressungen einfach aufhörte,
lief sie weiterhin Gefahr, daß Fargo sie eines schönen Tages erwischte.«
»Jetzt verstehe ich, was Sie
meinen, Herr Leutnant«, sagte Paula Reid atemlos. »Einer toten Georgia Brown
würde niemand mehr nachspüren. Deshalb engagierte sie Rita Tango, ließ sie als
Georgia Brown auftreten und räumte sie nachher aus dem Weg.«
»Sehr richtig.«
»Damit wollen Sie sagen, Herr
Leutnant...« Paula zögerte eine Sekunde lang und fuhr dann mit zitternder
Stimme fort: »... daß Kay Steinway und Georgia Brown identisch sind.«
»Das ist nicht wahr!« schrie
Kay Steinway.
»Sieht aber fast so aus«, sagte
ich, ihren Protest ignorierend. »Fargo erzählt, Kay Steinway habe ihn angerufen
und wider besseres Wissen behauptet, das Negativ befinde sich im Besitz Norman
Coates’. Finley erklärt, es sei Kay Steinway gewesen, die ihn anrief und Rita
Tango engagierte...«
»Lügen!« Kay Steinway zerfloß
in Tränen. »Lauter Lügen!«
»Und wenn Sie sich erinnern«,
fuhr ich fort, mich stets an Paula Reid wendend, »haben Sie mir gleich zu
Anfang mitgeteilt, daß Georgia Brown die Absicht habe, in der Sendung bestimmte
Namen zu nennen — und zwar vier Namen... Fargo, Blain, Coates und — Kay
Steinway.«
»Ich erinnere mich sehr genau,
Leutnant!« erwiderte Paula Reid in erregtem Ton. »Das waren die vier Namen...«
Ihre Stimme verebbte.
Plötzlich herrschte
Totenstille.
Kay Steinway hörte zu weinen
auf und hob langsam den Kopf; die tränenfeuchten Augen waren weit aufgerissen.
Ich sagte: »Richtig. Aber es
war nicht Georgia Brown, die Ihnen die Namen genannt hat. Es müßte also Rita
Tango gewesen sein. Unmöglich! Woher sollte Rita Tango die vier Namen kennen?
Nur die richtige Georgia Brown hätte diese vier Personen mit Namen nennen
können.«
Paula Reid schüttelte
unmerklich den Kopf. »Ich — finde mich nicht mehr zurecht«, murmelte sie. »Die
Aufregung — es wird mir zuviel...«
»Sie haben es sehr, sehr schlau
angepackt«, sagte ich. »Sie haben nicht nur Ihr Äußeres, sondern auch Ihre
Personalien verändert. Durch eine plastische Operation haben Sie sich ein neues
Gesicht verschafft, und mit Hilfe dieses Fernsehprogramms — mit dem Akzent auf
der blauen Farbe — ist es Ihnen gelungen, eine neue Figur zu schaffen — einen
anderen Menschen — Paula Reid. Blau! Da alles von dieser Couleur ist, wird
niemand sich darüber wundern, daß Sie Ihre Haare blau färben lassen. Es paßte
vortrefflich in den Rahmen.«
»Sie sind wohl nicht ganz bei
Verstand, Leutnant!« sagte Paula Reid.
»Sie sind immerhin eine so gute
Schauspielerin, daß Sie Kay Steinways Stimme nachahmen konnten — als Sie Finley
anriefen, um Rita Tango zu engagieren — und Fargo, um Coates zu denunzieren...
Janice Jorgens aber hat Ihnen einen bösen Strich durch die Rechnung gemacht —
dadurch, daß sie hinging und Rita Tango auf eigene Faust aus dem Weg räumte. Sie
glaubte, den Tod ihrer Schwester zu rächen.«
Paula Reid biß sich heftig auf
die Unterlippe.
Ich fuhr fort: »Nach Janice
Jorgens’ Selbstmord sind Sie sehr kaltblütig aufgetreten. Sie tischten mir ein
Märchen auf: Janice Jorgens — Mandy Morgan — hätte Ihnen einst einen
versiegelten Umschlag zum Aufheben gegeben und sie wollten ihn gleich holen.
Sie begaben sich in Ihr Appartement, legten das Negativ in ein Kuvert,
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