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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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nur Orestes – der sich seine schmerzende Wunde hielt – sprang vom Pferd und hob das Schwert auf. Schließlich war es ja das Schwert von Sawasch.
    * * *
    Das nördliche Heer unter dem Oberbefehl Geukchus war durch die Täler der Mosa und der Scaldis gezogen und hatte, neben vielen anderen, die Städte Tornacum und Cameracum zerstört. Dann waren sie nach Lutetia weitergezogen, das auf einer Insel in der Sequana im Land der Parisii lag. Attilas Heer näherte sich in der Zwischenzeit von Osten.
    Auch hier ist Geschichte bereits zur Legende geworden, und dennoch ist es eine erwiesene Tatsache, dass die Hunnen schlussendlich Lutetia nicht einnahmen oder zerstörten, sondern daran vorbeiritten und nach Süden weiterzogen. Die Männer der Stadt, so heißt es, hätten ihre Flucht vorbereitet, da sie der Anblick nicht nur einer, sondern gleich zweier Staubwolken am Horizont in Angst und Schrecken versetzt habe. Doch die Frauen der Stadt, die aus widerstandsfähigerem Holz geschnitzt schienen, beharrten darauf, dass eine heilige Jungfrau namens Geneviève gelobt hatte, dass die Stadt niemals in die Hände Attilas geraten würde.
    «Eine heilige Jungfrau!», spotteten die Männer. Was verstanden heilige Jungfrauen von Krieg und von Kriegern?
    Die Frauen behaupteten, sie bete sogar jetzt noch, ganz ruhig und entschieden, zu Gott, und zwar im kreisförmigen Baptisterium von St.-Jean-le-Rond. Einige der Männer gingen hin, um sich selbst davon zu überzeugen, und tatsächlich: Es war, wie die Frauen gesagt hatten.
    Auf der anderen Seite des Flusses rotteten sich bereits Attilas Horden zusammen. Die bescheidenen Verteidigungsmauern der Stadt und der leicht zu überwindende Fluss boten nur wenig Schutz. Dies galt aber auch für die Gebete eines vergeistigten Mädchens namens Geneviève. Dennoch hatte sich eine große Schar Frauen mit ihr im Baptisterium verschanzt und sang Kirchenlieder und Psalmen. Schließlich stießen auch die Männer hinzu und versammelten sich vor dem Baptisterium. Die Frühlingsluft war erfüllt von vielen Stimmen zur Ehre des Himmlischen Vaters, des Gottes von Abraham, Isaak und Jakob. Und als sie wieder über die Ebene blickten, sahen sie, dass die Horden Attilas wundersamerweise verschwunden waren.
    Es ist unmöglich, die Wahrheit von der Legende um Geneviève zu trennen. Doch aus irgendeinem Grund machten die Hunnen einen Bogen um Lutetia. Vielleicht lag es daran, dass Attila so schnell wie möglich nach Süden weiterziehen wollte. Er wollte einen weiteren Feind beseitigen, bevor dieser sich der römischen Armee anschließen konnte. Er war auf direktem Weg nach Tolosa unterwegs.

5. DAS RÄTSEL DES WOLFES
    A ëtius’ Legionen marschierten die sechshundert Meilen von Aquileia nach Gallia Narbonensis in sechsundzwanzig Tagen. Jeder Legionär trug sein fast fünfundzwanzig Kilo schweres Marschgepäck. Es regnete häufig unterwegs, zuweilen schneite es heftig. Rückblickend musste Aëtius feststellen, dass sie Ordentliches geleistet hatten.
    Als sie sich Tolosa näherten, befahl er seinen Männern, außerhalb der Stadtmauern zu warten, während er und seine Befehlshaber hineinritten. Es wäre nicht angebracht gewesen, wenn plötzlich unangekündigt ein ganzes Heer von fünfundzwanzigtausend Soldaten aufgetaucht wäre. Der leicht reizbare König Theoderich hätte das sicherlich nicht gutgeheißen.
    Nur wenige Augenblicke nachdem sie sich am östlichen Tor hatten ankündigen lassen, hörten sie frenetisches Hufgeklapper auf der steilen gepflasterten Straße, die von innen her aufs Tor zuführte. Mit strahlenden Gesichtern standen die beiden Prinzen Theoderich und Thorismund auf ihren weißen Streitrössern vor ihm.
    «Endlich, jetzt machen wir Attila gemeinsam den Garaus!», riefen sie.
    Aëtius begegnete ihnen mit ernster Miene. «Erst muss ich mit eurem Vater sprechen.»
    * * *
    Der alte Theoderich trug einen weißen Pelzumhang. Er empfing ihn in einer kleinen Kammer, die von einem Kohlebecken beheizt wurde. Er streckte ihm seine Bärenpranke entgegen und drückte ihm ganz fest die Hand. Unter seinem Bart lächelte er hervor.
    «Weiß Gott, du hast meinen Jungs ja unvergessliche Tage beschert da drüben im Osten! Mein Ältester hätte beinahe den Arm eingebüßt, und wenn es so weit gekommen wäre, hätte ich persönlich dir den deinen abgehackt, das kannst du mir glauben! Aber jetzt geht es ihm wieder gut: junges Fleisch und junge Knochen, das wächst gut zusammen. Setz dich. Trink etwas! He,

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