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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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aufgeblasenen Männlein
Attila
, am Flusse Utus entgegenstellen oder hat sich ihnen dort bereits entgegengestellt. Ja, unter Aspar. Wir rechnen in Kürze mit Vollzugsmeldung. Es sieht also ganz so aus» – er lächelte –, «als gebe es für dich hier weiter nichts Nützliches zu tun, Heermeister. Wie üblich. Du kannst ebenso gut nach Sizilien zurückkehren und weiter mit deinen Schiffchen spielen.»
    «Eure Majestät.» Er verbeugte sich. «Mit Eurer Erlaubnis würde ich gerne hierbleiben und mit Euch zusammen auf die guten Nachrichten aus dem Osten warten.»
    Valentinian winkte lässig ab. «Wie du magst.»
    Schon tags darauf war der Kaiser bleich vor Zorn. «Unser Bruder in Konstantinopel wirft uns Feigheit vor! Er sei verwünscht, verwünscht, verwünscht. Verwünscht bis in alle Ewigkeit!»
    Halblaut murmelte er etwas von Lilith und Seth vor sich hin, alten Dämonen der Hebräer.
    Aëtius streckte die Hand aus, um ihn zu beruhigen.
    Er wich heftig zurück. «Er schreibt, wir hätten ihm Hilfe verweigert. Was fällt ihm ein! Hätte er sich an uns gewandt, hätten wir ihn nach Kräften unterstützt. Wir sind keine Feiglinge! Diese Reiter jagen
uns
keine Angst ein!» Er griff nach einem Kissen und zerrte mit seinen schmalen weißen Händen daran herum, als wollte er es entzweireißen.
    Aëtius wandte den Blick ab. Er konnte es nicht ertragen, diese kindischen Wutanfälle mit ansehen zu müssen. Aber er wusste, wer dieses Zerwürfnis listig herbeigeführt hatte. Weder Theodosius noch Valentinian, die wie zwei Marionetten gegeneinander ausgespielt wurden. Sondern ein anderer Herrscher. Ein Herrscher von ganz anderem Schrot und Korn.
    * * *
    In jenen Tagen, damals im Sommer, überstürzten sich die Geschehnisse geradezu. Jede neue Meldung traf ein wie
fama pinnata
, auf den Schwingen des Gerüchts, und brachte neue Hiobsbotschaften.
    Wenige Tage später traf in Konstantinopel noch ein Brief ein, von Aëtius (das weiß ich, weil ich, Priscus, den Brief persönlich in Empfang genommen und gelesen habe). Er enthielt ein ernstgemeintes Hilfsangebot der westlichen Legionen. Ihr geplanter Feldzug nach Africa würde nun doch nicht stattfinden. Sechs der besten Legionen, zwanzigtausend Mann stark, Infanterie und Reiterei, könnten von Sizilien aus unverzüglich in See stechen und in spätestens sieben Tagen Konstantinopel erreichen. Oder auch in Thessalonika an Land gehen, die flachen Ebenen Thrakiens durchqueren und die Hunnen auf ihrem Zug nach Süden von der Flanke her angreifen. Mein Herr jedoch, Kaiser Theodosius, weigerte sich, den Brief auch nur zu lesen. Gab Befehl, ihn zu verbrennen, mit den Worten, er wüsste ja nun, wer seine treuen und ergebenen Freunde seien.
    In jenen Tagen diente am Hof von Byzanz ein gewisser Pytheas als Kammerherr. Ein Mensch, der mir von jeher nicht ganz geheuer war, der aber die Wertschätzung und das volle Vertrauen des Kaisers genoss. Theodosius hatte zwar fleißig die «Charaktere» des Theophrastos studiert, doch um seine Menschenkenntnis war es leider dürftig bestellt. Unser Kaiser verfügte über wenig praktische Lebenserfahrung, sein Wissen stammte hauptsächlich aus Büchern; und bei aller Liebe zu Büchern und Bibliotheken muss ich mit Betrübnis feststellen, dass sie ihm bisher keine guten Lehrer gewesen waren. Dieser Pytheas hatte durch Korruption und Veruntreuung von Geldern der öffentlichen Hand ein riesiges Vermögen angehäuft. Er bekleidete eine Unzahl von Ämtern, dieser Schmarotzer in Staatsdiensten, Sinekuren, etwa als Aufseher über den Marmorankauf für öffentliche Bauten, Minister für Zollbelange des Reiches, Oberster Vorsteher des Amtes für Kaiserliche Freigebigkeit, Leitender Finanzverwalter der Provinz Syrien, Kanzler der Häuslichen Garderobe und so weiter und so fort. Und in jedem dieser Ämter ließ er sich bestechen. Der Löwenanteil seines Reichtums aber stammte aus einer ganz anderen Quelle jenseits der Reichsgrenzen, wovon wir am Hof damals aber noch nichts ahnten. Er arbeitete für Attila.
    Ich erinnere mich an eine Privataudienz, die er beim Kaiser hatte. In meiner Funktion als Oberster Sekretär des Konsistoriums protokollierte ich alles, was gesagt wurde.
    Pytheas zögerte kurz und sagte dann: «Mein Kaiser, es ist meine traurige Pflicht, Euch weitere beunruhigende, aber fraglos unzutreffende Neuigkeiten von der Donaugrenze zu melden.»
    «Sprich», sagte der Kaiser, ohne den Blick von einem Manuskript auf seinem Lesepult zu heben, in das er

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