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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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weiß ich nicht, Herr. Der Kaiser drängt sehr auf Eure Rückkehr. Das Lager in Viminacium ist bereits ausgelöscht worden.»
    Diese Meldung klang so unwahrscheinlich, dass Aëtius’ Beunruhigung sich etwas legte. Die Nachricht war in der Aufregung offenbar falsch weitergegeben worden. Angst führte immer zu Übertreibungen, mit der Bezeichnung «Barbarenhorde» konnten ebenso gut ein paar hundert Strauchdiebe gemeint sein.
    «Viminacium ist eine Legionsfestung, Junge», sagte er ruhig. «Die könnte höchstens von einer römischen Legion mit Belagerungsmaschinen eingenommen werden.»
    «Der Nachricht zufolge ist sie gefallen, Herr. An die Skythen. Des Weiteren hat ihr Anführer eine beleidigende Botschaft an den Kaiser im Osten geschickt, des Inhalts, dass die Byzantiner die Grabhügel seines Volkes geschändet hätten.»
    «Grabhügel?»
    «Jawohl, Herr. Das Reich soll dafür um Entschuldigung bitten, fordert er, kniefällig und mit gebeugtem Haupt seine Verzeihung erflehen und Wiedergutmachung zahlen. Grenzenlos anmaßende Worte.»
    «Anscheinend hat er Sinn für Humor. Was für Grabhügel?»
    «In den Gebieten nördlich der Donau, Herr. In Hungvaria.»
    Aëtius legte die Hand auf den Briefbeschwerer aus Basalt vor sich auf dem Schreibtisch. Schriftstücke flatterten leise im Wind, der vom Meer her wehte. «Wie dieser Barbarenanführer heißt, weißt du nicht, Junge, oder?»
    «Nein, Herr.»
    «Nun denn. Sein Name ist Attila, Großer Tanjou, Khan der Khane. König Attila.»
    Der Junge sah seinen General befremdet an.
    «Merk dir den Namen. Du wirst noch Grund dazu haben. Wir alle werden noch Grund dazu haben.»
    Aëtius blickte wieder hinaus auf die tausend flatternden Segel. Auf einmal stimmte der Anblick ihn unendlich traurig.
Wo ist Africa jetzt, das für die ganze Welt wie ein Garten voll herrlicher Freuden war?
Diese Schiffe würden nun niemals gen Africa segeln, um seinen Verlust rückgängig zu machen. Und das wusste auch Attila. Sein alter Freund, mit dem er ein paar kurze Jahre seiner Knabenzeit verbracht hatte. Er fing an, dem verdatterten jungen Optio davon zu erzählen. Wie er mit Attila über die skythischen Grassteppen geritten war, wie sie zusammen auf die Jagd gegangen waren … Nie wieder hatte er solche Freiheit gekannt, nie wieder solche Unschuld … Bis ihm peinlich zu Bewusstsein kam, dass er daherbrabbelte wie ein seniler alter Mann und den jungen Rufus damit nur in heillose Verwirrung stürzte. Er verstummte jäh, entließ ihn dann mit einem kurzen Wink. Der Junge wandte sich um und schlich auf dem Dock davon.
    Es war besser, wenn sein Optio ihn jetzt nicht zu sehen bekam. Er stand auf, das noch am Morgen verspürte Gefühl, wieder jung zu sein, war restlos verflogen. Also: So war sie denn nun angebrochen. Die letzte Stunde. Gerade jetzt, da Rom sich anschickte, seine Kornkammern in Africa mit einer überfälligen, gewaltigen Kraftanstrengung zurückzuerobern und damit zu alter Stärke zurückzufinden, hatte sich Attila zum Angriff entschlossen. Er wusste es.
Er wusste es.
Und wenn dieser Angriff erst einmal begonnen hatte, würde er auch nicht mehr aufhören.
    Der alte Theoderich hatte ihn noch gewarnt. Ein Bündnis zwischen Hunnen und Vandalen zeichne sich ab. Aëtius hatte gelacht, das hielt er für völlig ausgeschlossen. Attila und Geiserich waren einander seit Kindertagen in innigem Argwohn verbunden, sie hassten einander, wie sich nur zwei Tyrannen zu hassen vermochten. Man hatte sie damals zur selben Zeit als Geiseln in Rom gehalten. Während Geiserich und sein Bruder Berich, der inzwischen längst einem «Jagdunfall» zum Opfer gefallen war, schon bald Gefallen an den Freuden und Genüssen Roms gefunden hatten, fühlte sich der Hunnenknabe dort so unwohl, dass er seiner Geiselhaft am Ende entflohen war. Aëtius kannte die Geschichte gut. Er hatte Attilas Weg genauestens beobachtet. Weil er ihn eben von klein auf kannte.
    Mit einem Gefühl, als müsste ihm gleich das spröde alte Herz brechen, gab er Anweisung, das schnellste Schiff für die Abreise nach Ravenna bereitzumachen.
    * * *
    Attila rief Orestes zu sich. «Nimm einen weiteren Brief auf: An unseren geliebten Bundesgenossen, König Geiserich, Herr der Vandalen, Eroberer Africas, Oberherr über das Land der aufgehenden Sonne … Habe ich etwas ausgelassen?»
    «Beherrscher der arianischen Gläubigen?»
    Attila strich sich über den spärlichen grauen Bart. «Ja, das gefällt mir. Schreib es auch mit dazu.»
    Er fuhr

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