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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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Zeit, stolzieren mit geballten Fäusten. Die Mädchen, die bei ihnen sind, bilden einen Haufen, schreien Beleidigungen, hauptsächlich gegen Caro gerichtet, stacheln ihre Macker auf. Ich glaube, dass ich erledigt bin, aber ich weiche nicht und hoffe, dass keiner von ihnen eine Waffe dabeihat.
    Sie werden schneller. Wie Raubtiere, die eine leichte Beute einkreisen. Man hört einen neuen Schrei und rennende Füße. Robs Kumpel. Der Haufen, der es auf uns abgesehen hat, wirft einen Blick nach hinten und schwenkt in eine andere Richtung ab, um neuen Zoff zu suchen. Die Mädchen stolpern ihnen auf ihren hohen Absätzen hinterher, schreien immer noch Beleidigungen, ob gegen uns oder sie bleibt unklar.
    »Wie geht’s dir denn?« Bryn fasst Robs Kinn und dreht sein Gesicht zum Licht. »Siehst ja ziemlich schlimm aus.« Er wendetsich an mich. »Wir haben in der Bar seine Spur verloren. Er war hinter irgendeinem Mädchen her, und dann konnten wir ihn nicht mehr finden. Wir kümmern uns jetzt um ihn.«
    Er gibt zwei der anderen ein Zeichen, die Rob zwischen sich nehmen, als würde er nicht mehr wiegen als ein Kind.
    Bryn geht an den Bordstein, um nach einem Taxi zu winken. Der erste Fahrer gibt Gas, als er Robs Zustand sieht, der nächste bremst ab, als Bryn mit einem Zwanziger wedelt. Sie schieben Rob auf den Rücksitz und steigen danach selbst ein.
    Ich gebe dem Fahrer Großvaters Adresse. Der Fahrer zuckt mit den Schultern. Er kann kaum Englisch und weiß nicht, wo das ist.
    Bryn flucht und winkt mich heran. »Du wirst es ihm zeigen müssen. Steig ein!«
    »Und was ist mit ihr?«
    Ich will Caro nicht alleine zurücklassen, aber es ist kein Platz mehr.
    »Da kommt ein Taxi«, sagt sie und lächelt. »Ich komme gut klar.«
    Widerstrebend steige ich ein. Ich hatte gehofft, sie nach Hause bringen zu können, hatte gehofft, aus diesem ziemlich bescheuerten Abend könnte noch etwas Gutes werden. Das Taxi fährt los. Sie winkt mir zu. Ich winke zurück, doch dann wird mir klar, dass sie nur einem Taxi winkt.

9

    Der hat wohl rumgefragt. Hat weiter nachgeforscht. Ich bin sicher, Martha und ihre kleine Bande haben ihn über den Skandal mit Charlie voll informiert. Nicht, dass mir das was ausmacht. Das hätte sie wohl gerne, das hätten sie wohl alle gerne. Doch das Gegenteil ist der Fall: Mir macht mein schlechter Ruf Spaß. Ganz bestimmt hat sie ihm erzählt, dass ich rausgeflogen bin. Die Story ist viel zu gut, um sie wegzulassen. Dann war es nur gut, dass mich der Direx in den Sechsuhrnachrichten gesehen hat – so was lieben doch alle.
    Ich bin von der Uni aus mit dem Bus gefahren. Von der Schule wollte niemand mitkommen, also bin ich alleine hingegangen. Es war ein toller Tag. Sobald wir alle am Sammelpunkt waren, weiß ich noch, wie ich gedacht habe: Das ist es, wonach ich gesucht habe. Das ist es. Es hat ganz ruhig und friedlich angefangen. Enttäuschend normal. Die Menge bewegte sich langsam, schlenderte dahin, redete und lachte. Es wurde besser, als die Sprechchöre, die Trommeln und Pfeifen anfingen. Da kam das Gefühl auf, wir wären alle ein Teil von etwas, dass uns die Straße gehörte, die ganze Stadt. Es war wie ein Festival, ein Umzug, an dem alle teilnehmen konnten. Ein Karneval für die breite Masse.
    Das Schreien weiter vorne ging in Buhrufe und Pfiffe über, die sich mit dem Sprechchor verbanden, der laut und deutlich weiterging:
Schämt euch! Schämt euch!
Ich arbeitete mich nach vorne, wollte sehen, was ablief, dahin, wo was los war. Die Menge rückte enger zusammen, bewegte sich wie eine Woge auf die Frontlinie zu. Ich sah das Aufblitzen fluoreszierender Polizeijacken, das Glitzern von Plexiglas. Die Polizisten rückten von hinten verstärkt vor, stießen mit den Schilden, schlugen mit den Knüppeln um sich, zogen Einzelne heraus und traten sie zu Boden.
    Die Gewalt kam nicht nur von einer Seite. Um mich herum packten die Leute alles, was ihnen unter die Finger kam: Plakatstangen, Plastikpylone, eiserne Absperrgitter. Alles wurde auf die Polizei geschmissen. Wenn ein Polizist zu Boden ging, jubelten alle. Seine Kollegen zogen ihn dann nach hinten, formierten sich zu einem Keil und starteten einen neuen, verstärkten Angriff. Die Menge strömte jetzt auf den Platz und ich wurde vorwärts geschoben, kam den stoßenden Schilden und den dreschenden Knüppeln immer näher. Da spürte ich Hände auf meinen Schultern. Ich kämpfte gegen die zupackenden Finger an, doch wir waren so eng zusammengepresst, dass ich

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