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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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einer Beziehungsstörung leide, die dem Stockholm-Syndrom nahe käme, bei dem die Opfer eine positive Beziehung zum Täter entwickeln. Ich sage ihr dann, dass sie sich ihre superschlaue Psychologie sonst wohin stecken soll.
    Ich schaue in ein paar Kneipen nach. Die meisten meiner Freunde sind schon fort oder in einen Club gegangen. Es gibt nur zwei in der Stadt, und bei beiden ist es eigentlich sinnlos, doch ichversuche es trotzdem. Warte in der Schlange, gebe noch mehr Geld aus. Irgendwie hoffe ich, dass ich Caro finde, doch es ist nichts von ihr zu sehen. Ich komme zu dem Schluss, dass ich nur noch mehr Zeit an einen sowieso schon beschissenen Abend verschwende und besser nach Hause gehe.
    Als ich am Rathaus vorbeikomme, sehe ich ihn auf einer Bank sitzen. Caro ist bei ihm. Ich überlege nicht, warum sie da ist. Ich weiß nur, dass ich ihn in dem Zustand, in dem er sich befindet, nicht alleine lassen kann.
    »Geht es ihm gut?« Ein Mann kommt auf uns zu. Fluoreszierende Jacke. Schwarz und weiß aufflammende Polizeilichtblitze. Er hockt sich hin.
    »Ja, ihm geht’s gut. Es geht ihm bald wieder gut. Wir kümmern uns um ihn.«
    »Sind Sie sicher?«
    Es geht ihm nicht gut und der Bulle weiß das, aber es ist Zeitverschwendung. Er blickt auf. Seine fragenden Augen bitten um Erlaubnis, uns verlassen zu dürfen. Schreie am anderen Ende der Straße. Ein Mädchen kreischt. In den höchsten Tönen, aufgeregt. Irgendetwas ist dort los. Der Polizist eilt fort. Es gibt eine ganze Menge, das ihn auf Trab hält.
    Rob beugt sich vor. Ich glaube, er übergibt sich, doch er spuckt nur einen Mundvoll Blut und Schleim aus. Seine Lippe ist aufgeplatzt. Sein linkes Auge schwillt langsam zu. Blut sickert aus der Nase und tropft auf den Boden. Die Blutflecken, die im Licht der Straßenlaternen wie Granat schimmern, bilden langsam einen kleinen Teich. Sein blaues Hemd ist an der Schulter zerrissen und auf der Brust dunkel verschmiert. Er hält sich die Rippen, als hätte er dort Schmerzen. Er muss einen Tritt abbekommenhaben. Seine rechte Hand wirkt geschwollen, und über den Knöcheln ist die Haut aufgeplatzt. Ein paar muss er erwischt haben, bevor sie ihn überwältigt haben.
    Sie blickt mich erwartungsvoll an, als wüsste ich, was zu tun wäre.
    Ich blicke über den Bürgersteig, der glitschig vom Erbrochenen ist, die Straße glitzert vor Glassplittern, die Rinnsteine sind voller Dönerschachteln und vollgekleckert mit weggeworfenem Salat. Ich fühle mich hilflos.
    »Es ist sein Bein«, sage ich. »Er kann nicht rennen. Wahrscheinlich haben sie ihn eingekreist.« Ich zucke mit den Schultern.
    »Wieso bist du bei ihm?«
    »Ich bin nicht bei ihm«, sagt sie vorsichtig. »Ich war auf dem Weg zu einem Taxistand und hab ihn da sitzen sehen. Ich hab ihn aus dem Club wiedererkannt und bin hingegangen, um zu helfen. Wollte sehen, ob ich was tun kann.«
    »Was ist mit dem Typ passiert, der bei dir war?«
    Jetzt war sie an der Reihe, mit den Schultern zu zucken.
    »Er ist der Kunstlehrer, stimmt’s? Der, der gefeuert worden ist?«
    »Ja, ist er.« Sie wendet mir das Gesicht zu. »Ich nehme an, Martha hat dir auch das alles erzählt.«
    Aus ihrer Tasche holt sie eine Wasserflasche und ein paar Papiertaschentücher. Dann gießt sie Wasser über Robs Kopf und Gesicht. Der Schreck darüber scheint ihn ein bisschen wiederzubeleben. Sein Kopf zuckt zurück, und sie macht sich daran, ihm das Blut von Mund und Nase zu wischen. Ihre Berührungen sind sanft, doch ich hebe die Hand. Sie soll damit aufhören. »Vorsichtig«, sage ich. »In dem Zustand, in dem er ist, schlägt er vielleicht um sich.«
    »Er kommt mir ziemlich ruhig vor.«
    Wir sprechen über ihn, als wäre er ein Tier. Er sitzt still da, sackt wieder nach vorne. Die Arme baumeln zwischen seinen Knien.
    Ich überlege gerade, wie wir ihn zu einem Taxistand bringen könnten und ob einer der Fahrer bereit wäre, ihn reinzulassen, als ich einen Schrei und das Geräusch von rennenden Füßen höre. Mit dem Rücken zu Rob und Caro springe ich auf. Ich mag Prügeleien nicht, aber ich kann auf mich aufpassen. Das hat mir Rob beigebracht. Es ist derselbe Haufen, der immer noch hinter ihm her ist, und ich werde sie nicht an ihn ran lassen, ich werde nicht zulassen, dass sie ihn noch mehr zurichten. Wenn es dazu kommt, werde ich für ihn kämpfen. Er ist mein Bruder. Sie müssen erst an mir vorbei.
    Das müssen sie sein. Sie haben sich über die Straße verteilt, kommen in einer Reihe, lassen sich

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