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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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weil ich sie ihnen weggenommen hatte, und ich passte nicht richtig dazu.
    Es hing alles von Martha ab. Wenn sie zu mir gestanden hätte, wäre alles in Ordnung gewesen. Doch das tat sie nicht. Das ist ihre andere Seite. Sie kann sich ohne jeden Grund um 180   Grad drehen. Eine kleine Beleidigung, ob tatsächlich oder eingebildet, und sie ist nicht mehr deine Freundin. Es war ein schlechter Zeitpunkt dafür.
    Während des Abends merkte ich, wie sie sich gegen mich wandte und zur anderen Seite schwenkte. Sobald die anderen das bemerkten, stürzten sie sich wie ein Pack Hunde auf mich. Ob es die Pizza war, die ich auswählte, die Kleider, die ich anhatte – alles, was ich machte, war falsch und durfte lächerlich gemacht werden.
    Martha hat nicht mitgemacht – sie saß nur da, beobachtete uns und genoss die Macht, die sie über die anderen hatte – und über mich. Ich wäre gerne gegangen, doch ich wollte ihnen nicht zeigen, wie sehr sie mir zu schaffen machten, und ich wollte ihre Mum nicht aufregen, die schon eine Menge Ärger hatte.
    Ich entkam dann in Marthas Zimmer, wo ich auf die traf, die schon zu viel von der angereicherten Fanta hatten. Mir war es lieber, angekotzt zu werden, als mich dem unten im Wohnzimmer versprühten Gift weiter auszusetzen. Ich würde einfach hierbleiben. Es aussitzen. Es sah so aus, als würde es eine lange Nacht. Ein, zwei, drei Uhr morgens. Ich hörte, wie Marthas Mum nach unten ging, ein Machtwort sprach und den Fernseher ausmachte. Ich tat so, als würde ich schlafen, als Martha kam, um ihr Bett einzufordern. Die anderen mussten sich irgendwo auf den Boden knallen.
    Ich konnte nicht schlafen. Je mehr ich über alles nachdachte, desto schlimmer wurde es. Es war nicht nur das stickige Zimmer und die Nähe der anderen. Es war ihre Feindseligkeit. Das Zimmer war
ziemlich voll, aber mich umgab ein Sperrgürtel. Die später kamen, stolperten herein, flüsterten, kicherten und achteten übertrieben darauf, ihren Schlafsack nicht neben meinem auszulegen. Mein Schlafsack engte mich ein wie ein Nylonsarg. Ich lag da mit offenen Augen, würgte die Tränen zurück, während die Dunkelheit dichter wurde, sich schwer auf mich legte und mir Nase und Mund wie mit schwarzer Baumwolle verstopfte. Ich konnte nicht atmen. Ich wollte die anderen nicht stören, doch mir war klar, dass ich es hier nicht länger aushalten konnte. Ich musste aufstehen.
    Es war einfacher, als ich gedacht hatte. Sobald ich stand, fiel die Panik von mir ab. Die Dunkelheit wirkte weniger undurchdringlich. Ich konnte zwischen den Körpern einen Weg zur Tür ausmachen. Sobald ich aus der Tür war, ging es mir besser. Die Luft war frisch. Es gab Licht von den Straßenlaternen draußen. Mir fiel ein, wo das Badezimmer war. Die zweite Tür rechts. Ich schlich den Flur entlang, wollte keinen von der Familie wecken.
    Wie spät es war, wusste ich nicht, vermutete aber, dass es auf den Morgen zugehen musste. Ich dachte, dass alle außer mir schliefen, doch aus dem Zimmer am Ende des Flurs schien ein bisschen Licht. Ich weiß nicht, warum, aber ich glitt am Badezimmer vorbei und ging hin, um durch eine Ritze in der Tür zu spähen.
    Rob lag auf dem Bett. Ich wusste nicht, wie alt er war. Siebzehn? Achtzehn? Er war von seinem ersten Einsatz zurückgekommen. Jetzt war er mehr Mann als Junge. Es war eine warme Nacht, und seine Haut schimmerte. Seine Muskeln waren zu sehen – mit Erhebungen und Schatten, wie eine Skulptur. Er hatte eine Unterhose an, doch er hätte ebenso gut nackt sein können. Ich war wie erstarrt.
    Er musste mich gehört, mich gespürt haben – wie auch immer. Er sagte nichts, stieg aber aus dem Bett. Ich stand einfach nur da, als
er an die Tür getappt kam und sie aufmachte. Er lud mich in sein Zimmer ein.
    »Kannst du nicht schlafen?«
    Ich sagte kein Wort und stand einfach nur da.
    »Ich auch nicht. Das ist die Hitze. Willst du was davon?« Er bot mir Apfelwein an, den er neben dem Bett stehen hatte. Ich schüttelte den Kopf.
    »Was ist los? Hat es dir die Sprache verschlagen? Du musst nichts sagen, wenn du nicht willst. Hast du geweint?« Mit dem Daumen wischte er mir eine Träne von der Wange. »Komm her.«
    Er legte die Arme um mich. Er musste gerade geduscht haben, seine Haare waren noch nass. Er roch nach Minze und Marshmallows. Seine Haut war weich. Dann küsste er mich, seinen Mund fest auf meinen gedrückt. Ich bin noch nie vorher geküsst worden, jedenfalls nicht so – von jemandem, der wusste, was er

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