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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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Bushaltestellen.
    Vanessa Carington ist eine SCHLAMPE
    Was ging das mich an? Ich war das nicht. Sie konnten ja nicht einmal meinen Namen richtig schreiben. Ich war mir ziemlich sicher, dass Martha dahintersteckte, auch wenn sie nie irgendwas direkt zu mir sagte. Sie hatte den Samen gelegt. Niemand wusste, was ich tatsächlich gemacht hatte oder mit wem ich zusammen gewesen war, um diese Beschimpfung zu verdienen, doch das kümmerte keinen. Das Geklatsche kreiert seine eigene Wirklichkeit. Ich bin eine Schlampe, weil alle sagen, dass ich eine bin. Es ist unmöglich, sich dagegen zu wehren, also kümmerte ich mich nicht darum. Es amüsierte mich, dass die Leute mich so nannten, ohne genau zu wissen, warum. Das war nicht die Reaktion, die Martha erwartet hatte. Der Feldzug wurde intensiviert. Es funktionierte nicht, weil ich mich schlicht nicht darum kümmerte.
    Als ich das Jamie erzählte, log er und sagte, das spiele keine Rolle. Ich wusste nicht, ob ich ihn deshalb lieben oder hassen sollte. Ich sollte mit ihm Schluss machen. Jetzt. Aufhören, es hinauszuzögern. Jedes Mal, wenn ich ihn treffe, verletze ich ihn. Das hat er nicht verdient. Ich habe ihm immer noch nicht alles erzählt. Das würde es endgültig
beenden, und ich brauche ihn. Er ist mein Magnet, der Kompass, der mir die Richtung zur Normalität zeigt. Ich bin noch nicht bereit, ihn loszulassen. Ich will es bei ihm wiedergutmachen, also lade ich Musik runter: The Vaccines, Arcade Fire, Cold War Kids, Friendly Fires, Crystal Castles – zusammen mit anderen Sachen: Libertines, Smiths, Stone Roses. Die Musik, von der ich glaube, dass er sie mag.
    Ich habe ihm nicht erzählt, dass Rob und ich uns weiter getroffen haben. Eines Tages war er vor der Schule und wartete auf Martha. Er hatte ein Auto und sollte sie irgendwo hinbringen. Er ist mit mir nach Hause gefahren. Wir haben angefangen, uns zu treffen. Heimlich. Damals hatte er eine Freundin, und so spielte sich das alles nur sehr im Verborgenen ab. Alles sehr geheim. Die Heimlichkeiten machten es nur noch aufregender. Wir nahmen Kontakt auf, wenn er auf Urlaub zu Hause war. Ich bekam eine SMS und wir trafen uns. Dann fuhren wir irgendwo hin, wo uns niemand sehen konnte, wie zum Beispiel in die Hütte im Schrebergarten oder ins Freie auf der Insel. Manchmal in ein billiges Motel an der Umgehungsstraße oder draußen an der Autobahn.
    Wenn er weg war, schickte er mir immer wieder etwas. Videotagebücher. Er ist kein großer Schreiber. Die frühen waren lustig – Montagen, mit dem unverblümten schwarzen Humor eines Soldaten zusammengestellt. Sie wurden zunehmend weniger witzig, bis sie schließlich nur noch erschütternd waren. Brutal wie ein Bajonett.
    Und dann hörte ich gar nichts mehr von ihm. Von Martha erfuhr ich schließlich, dass er zu Hause war. Zu der Zeit machte sie bei
Avon gegen den Krieg
mit. Wie die in Whitehall und Washington gezittert haben! Sie organisierte Petitionen und ging zu Demonstrationen. Ich habe da auch mitgemacht, nur um sie zu ärgern. Dagegen
konnte sie nichts machen, diese Vereinigungen sind für alle aus der Schule offen. Einige von den Lehrern hatten ihre Bedenken gegenüber der Politik (sie gehörten eher zu den Konservativen), aber sie waren erpicht auf alles, das die Mädchen anregte, an etwas anderes als an Jungs, Partys, MTV und geistlose Fernsehserien zu denken. Rob war Marthas wichtigstes Beweismaterial. Seht, was meinem Bruder passiert ist. Sein Bein ist zertrümmert, er hat eine posttraumatische Belastungsstörung. Vielleicht wird er niemals wieder normal.
    Innerlich lächelte ich. Wer sagt denn, dass er vorher normal war? Dann musste ich daran denken, wie er wohl reagieren würde, wenn er wüsste, dass sie der ganzen Schule von ihm erzählte.
    Er wird nicht mehr an die Front zurückkehren, sagte sie und fixierte uns mit ihrem stählernen Blick. Andere werden zurückgehen. Jungs wie er. Um brutal zu handeln und zu brutalisieren im ewigen Kreislauf des Kriegs.
    Damit hat sie recht, doch Petitionen und friedliche Proteste ändern niemals etwas. Kein Mensch nimmt sie ernst. Sogar Martha hat sich anderen Dingen zugewandt: Ökoproblemen, Windparks, CO 2 -Bilanzen . Darum muss man sich kümmern.
    Die Frontlinie verläuft immer irgendwo anders. Niemals hier.
    Aber sie rückt näher.
    Es ist an der Zeit, sie direkt zurück nach Hause zu holen.

24
    Ich höre nichts von ihr. Das ist wegen der Sachen, die sie mir erzählt hat. Es muss daran liegen. Ich möchte ihr sagen, dass

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