Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
das keine Rolle spielt, aber ich kann ihr weder eine SMS schicken noch sie anrufen, weil ich ihre Nummer nach wie vor nicht habe. Jedes Mal, wenn ich den Klingelton meines Handys oder das Summen einer ankommenden SMS höre, zucke ich zusammen. Ich schlafe mit dem Telefon direkt neben mir für den Fall, dass sie mitten in der Nacht anruft, für den Fall, dass sie mir eine SMS schreibt. Ich bin dran, bevor der erste Ton verklungen ist, sofort wenn das Summen losgeht, doch nie ist es sie. Immer ist es Cal oder einer meiner anderen Freunde. Sobald ich sehe, wer es ist, schalte ich den Anruf ab und rufe auch nicht zurück.
Wenn ich mir vorstelle, dass sie mit mir Schluss gemacht hat, leide ich entsetzlich.
Ich fahre auch nicht zu ihr nach Hause. Ich rede mir ein, dass das nur deshalb wäre, weil sie es nicht gutheißen würde, doch in Wahrheit habe ich Angst davor, wem ich dort begegnen könnte. Ich kann nicht schlafen. Ich habe mir angewöhnt, ganz schnell vom Abendessen aufzuspringen und mit dem Fahrrad rumzufahrenoder einfach einen Spaziergang zu machen. Rund hundert Meter von unserem Haus entfernt fängt die Landschaft an. Da gibt es Wege über die Felder und runter zum Fluss. Ich überlege mir, wie es wohl wäre, immer weiterzugehen und niemals zurückzukehren. Ich winke einem Mann auf einem Traktor zu. Er winkt zurück. Am nächsten Tag sind auf dem Weizenfeld nur noch Stoppeln. Der Sommer geht zu Ende.
Manchmal schlage ich den Weg zum Fluss ein und gehe durch die Stadt zurück. Ich sehe Leute auf dem Weg zur Arbeit: Büroangestellte und Mädchen mit Sommerjobs in den Geschäften. Die Bauarbeiten auf der Brücke richten immer noch ein Verkehrschaos an. Hemdsärmlige Fahrer schwitzen, fluchen, telefonieren mit dem Handy.
Eines Tages sehe ich Rob aus dem mehrstöckigen Parkhaus kommen, das eigentlich gerade saniert wird. Er hat Arbeitsklamotten an und eine Tüte bei sich. Ob er hier einen Job bekommen hat? Es ist schon seit ewigen Zeiten verbrettert. Laut der Lokalzeitung ist dem Sanierer das Geld ausgegangen. Langsam wird es zu einem Schandfleck. Vielleicht fangen sie mit dem Abriss an. Er bemerkt mich nicht.
Gerade als ich ganz sicher bin, abserviert zu sein, kriege ich eine SMS. Sie holt mich heute Abend ab.
Martha ist aus Cornwall zurück, und so veranstalte ich erneut einen Guerillakrieg um das Badezimmer. Sobald ich höre, dass sie aus dem Bad in ihr Zimmer geht, um was zu holen, besetze ich das Bad.
»He! Ich bin noch nicht fertig!«
»Jetzt schon.«
Ich riegele die Tür ab, während sie dagegenhämmert, vor Wut schäumt und nach Mum ruft, als wären wir noch kleine Kinder. Schließlich geht sie weg, und ich rasiere mich weiter. Ich rasiere mich total gern. Ich mag das Ritual. Rob hat es mir beigebracht, so wie Großvater es ihm beigebracht hat. Wir benutzen Pinsel und Seife, nicht diesen blöden Rasierschaum aus der Dose. Meinen Rasierer muss ich verstecken, damit Martha ihn nicht benutzt, um ihre Beine zu rasieren.
Ich fahre mir übers Kinn. Keine Schnitte. Gute Arbeit.
»Jetzt gehört es ganz dir.«
»Wird aber auch Zeit.« Sie kommt aus ihrem Zimmer. »Ich mag nicht daran denken, was du da drin machst.«
»Rasieren. Das machen Männer.«
»Ich wundere mich, dass du das überhaupt machen musst.« Sie schnuppert. »Erwachsenen-Aftershave, was? Ein normales Deo ist wohl nicht gut genug für sie. Ich nehme einmal an, sie ist die Glückliche.«
»Kann schon sein.«
Sie schüttelt den Kopf. »Ich kann es nicht glauben, dass du sie immer noch triffst. Ich dachte, sie hätte dich schon vor Wochen abserviert.«
»Hat sie aber nicht. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss mich fertig machen.«
Ich nehme an, sie nutzt die Gelegenheit, um ins Badezimmer zu gehen, macht sie aber nicht.
»Geht ihr zu ihr nach Hause? Setz dir bloß nicht in den Kopf, das wäre was für dich. Diese Häuser sind ja so was von geschmacklos. Es heißt, sie wären total protzig.«
Mit gekräuselten Lippen blickt sie in unsere gemeinsame Räumlichkeit.»Ich wette, sie hat eine eigene Suite und alles. Keine Kosten gespart.«
»Du liegst völlig richtig. Sie hat. Mit Marmorbadewanne und goldenen Armaturen.«
»Ehrlich?«
»Nein. Das mit den goldenen Wasserhähnen war gelogen.«
Sie kommt mir in mein Zimmer hinterher.
»Stört es dich?« Ich blicke an mir runter. Ich trage nur ein Handtuch.
»Ich kann es einfach nicht fassen, dass du sie immer noch triffst.«
»Das hast du schon mal gesagt.«
»Du solltest dir eine
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