Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
suchen, die … besser passt. Lee mag dich wirklich«, sagt sie und setzt sich auf das Fußende meines Betts. »Mit ihr wärst du besser dran.«
»Lee ist ein nettes Mädchen«, antworte ich unverbindlich. Unvorstellbar. Das wäre, wie eine Harley-Davidson gegen einen Roller zu tauschen. »Was kümmert es dich, mit wem ich ausgehe?«
»Ich kümmere mich eben. Es geht mir um dich.«
Ich lache. »Seit wann?«
»Du bist mein Bruder. Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst.«
»Zweimal gelacht.«
Ich kann ihr ansehen, dass ihr noch etwas auf der Seele liegt. Ich nehme etwas Gel und beginne damit, es mir in die Haare zu arbeiten.
»Sie trifft sich noch mit jemand anderem.«
Nicht für eine Sekunde höre ich auf, an meinen Haaren rumzumachen, doch innerlich fühle ich mich plötzlich so benommen,als hätte ich ein großes Stück Eis geschluckt, das sich jetzt irgendwo dicht bei meinem Herz eingenistet hat.
Ich schaue weiter in den Spiegel, bis sich unsere Blicke treffen.
»Wenn das eine Verarsche ist oder irgend so ein Getratsche von deinen gehässigen Freundinnen, bringe ich dich um. Und deine Freundinnen.«
Sie schüttelt den Kopf. »Lee hat es gesagt, und sie ist nicht so. Sie sagt, sie hätte jemanden gesehen.«
»Ich hab nie gesagt, dass wir exclusiv wären.« Ich versuche, so zu tun, als wäre ich völlig unbeeindruckt. »Und wer ist es? Nicht der Kunstlehrer. Vom dem weiß ich.«
»Nein.« Sie schüttelt den Kopf. »Nicht Charlie Hands.«
»Woher weiß Lee das?«
»Sie wohnt in ihrer Nähe. Sie ist mit dem Hund rausgegangen oder so was, und da hat sie gesehen, wie er gegangen ist.«
»Ich hab gar nicht gewusst, dass sie einen Hund hat.«
»Na, sie hat eben einen.«
»Geht sie jeden Morgen mit ihm?«
»Woher soll ich das wissen? Was spielt das auch für eine Rolle? Sie hat jemand gesehen, der aus Caros Haus kam und … «
»Das könnte auch ich gewesen sein«, sage ich.
»Das hat sie auch gedacht. Zuerst. Ihr seht euch ziemlich ähnlich.« Sie schaut mich an. »Zumindest aus der Entfernung.«
Alle sagen, wie sehr ich meinem Bruder gleiche. Das ist der Todesschuss.
»Ich meine, sie konnte ja nicht ganz sicher sein, aber … ich dachte nur, dass du das wissen solltest. Das ist alles.« Jetzt bewegt sie sich auf die Tür zu. »Hoffentlich hast du nicht mein Shampoo benutzt. Das hab ich dir schon mal gesagt.«
Ich höre Caros Auto, kann mich aber nicht überwinden, mich zu beeilen. Ich überprüfe meine Taschen: Schlüssel, Handy, Geldbeutel. Die Benommenheit breitet sich in mir aus, macht es mir unmöglich, mich schnell zu bewegen.
Ich steige in den Wagen.
»Du hast dir Zeit gelassen.«
Ich zucke mit den Schultern.
»Was ist los?«
»Nichts.«
»Gut.« Sie lächelt. »Weil ich eine Überraschung für dich hab.«
»Schön«, antworte ich.
Sie startet den Wagen, dann würgt sie den Motor ab.
»Was ist los?«
»Nichts, hab ich doch schon gesagt.«
»Na, da ist doch was. Erzähl’s mir.«
»Nichts. Wie gesagt.«
Als ich in den Wagen gestiegen bin, hab ich über die Möglichkeiten nachgedacht, wie ich sie damit konfrontieren könnte. Doch jetzt, wo es so weit ist, fällt mir nicht ein, wie ich es anstellen soll.
»Dann bleiben wir einfach hier.« Sie legt beide Hände auf das Lenkrad.
»Es ist, also, es ist was, das Martha gesagt hat.«
»Ach, Martha.« Sie trommelt mit den Fingern auf das Steuer. Sie hat die Nägel rot lackiert. »Und was hat Martha gesagt?«
»Sie hat gesagt, du triffst dich mit jemandem. Jemand anderem.«
»Hat sie auch gesagt, wer dieser jemand anderes vielleicht ist?«
»Also, nicht so genau. Es war mehr so eine Andeutung.«
»Aha. Und was hat sie angedeutet?«
»Sie hat angedeutet, dass es Rob sein könnte.«
Einen Moment lang bleibt sie still und verarbeitet die Information. »Und woher hat sie das?«
»Lee hat es ihr erzählt.«
Sie nickt langsam und lässt sacken, was ich erzählt habe.
»So, du hast das also von Martha, die mich hasst, und der traurigen kleinen Lee, die verzweifelt ihre Freundin sein will, während sie ebenso verzweifelt dich anhimmelt. Ich verstehe. Ziemlich unvoreingenommene Quellen, alle beide.«
»Wenn du das so siehst … «
Sie bietet mir einen Ausweg, und ich bin schnell dabei, ihn anzunehmen.
»Also wer jetzt? Die beiden oder ich?«
Sie startet den Motor, lässt ihn aber im Leerlauf laufen. Tief in meinem Inneren weiß ich, dass Martha recht haben könnte, doch gegen besseres Wissen, gegen alle meine
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