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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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Instinkte wähle ich sie. Außerdem, was sollte ich denn machen? Wo sollte ich hingehen? Zurück nach Hause zu einer schadenfrohen Martha? Oder Cal und meine Kumpel treffen, die alle meinen: »Ich hab’s dir ja gesagt«? Ich rühre mich nicht von der Stelle. Ich bleibe im Wagen.
    Sie sagt nichts. Sieht mich nicht einmal an. Fährt einfach los.
    Ich frage sie nichts mehr, höre nur der Musik zu. Lauter Bands, die ich mag. Ich schaue zu ihr rüber.
    »Hast du das für mich gemacht?«
    »Für wen sonst?« Sie wendet den Blick nicht von der Straße. »Ist nicht ganz mein Ding.«
    »He, danke.« Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.
    »War mir ein Vergnügen«, antwortet sie. Dann lächelt sie mich an.
    Danach ist es mir ganz egal, wohin wir fahren. Ich möchte einfach nur fahren. Manchmal ist das genug. Ich möchte nicht ankommen. Ich weigere mich, darüber nachzudenken, was Martha mir erzählt hat. Ich dränge es aus meinem Kopf. Im Moment gibt es nur Caro und mich, und wir fahren durch den dunklen Tunnel der Nacht, der nur von den Scheinwerfern erleuchtet wird. Ich möchte über gar nichts nachdenken.
    Ich sehe zu ihr rüber, um einen kurzen Blick auf ihr Profil zu werfen, darauf, wie sich ihre Haare hinter den Ohren locken, den Schwung ihres Nackens, darauf, wie sich ihre Muskeln unter der Haut bewegen, wenn sie das Lenkrad bewegt oder den Gang wechselt. Sie trägt das gepunktete Kleid, das ich mag, und dünne silberne Armreifen. Während sie fährt, gleiten die an ihren Armen auf und nieder. Ich bin viel zu vertieft darin, um auf unsere Richtung zu achten. Dann sind wir auf der Autobahn.
    »Dann also nichts in der Nähe?«
    »Wir fahren an die Küste«, sagt sie und lacht.
    Bis dahin sind es auf dem kürzesten Weg mindestens hundert Meilen, aber ich mache keine Einwände. Wir halten an einer Tankstelle, die die ganze Nacht geöffnet ist, tanken und trinken Kaffee, um wach zu bleiben. Danach geht es wieder durch die Nacht. Ich schlafe ein, kämpfe dagegen an und schlafe wieder ein. Ich träume, dass wir auf Fahrrädern einen steilen Berg runterrasen. Sie, ich und ein Typ, den ich nicht sehen kann. Wir fahren nebeneinander. Die Straße vor uns ist eingebrochen. Hölzerne Barrieren sperren eine tiefe, dunkle Spalte ab. Nichts kann uns stoppen.
    Mit einem Ruck wache ich in dem Moment auf, als ich durch die Absperrung breche und über die Kante gehe. Ich entschuldige mich, dass ich eine Zeitlang geschlafen habe, während sie gefahren ist.
    »Du hast geschnarcht. Und gesabbert.«
    Ich wische mir das Kinn ab, trinke etwas Wasser und biete es ihr an. Sie nimmt die Flasche und trinkt daraus.
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Sind wir bald da?« Ich klinge wie ein Kind, das in die Ferien fährt.
    »Rund acht Meilen.«
    Ich schlafe wieder ein, und als ich aufwache, zittere ich. Es ist früher Morgen, und wir sind da.
    Ich kenne die Stelle.
    »Als wir Kinder waren, sind wir oft hierhergekommen«, sage ich. »Cal und ich waren letztes Jahr zum Zelten hier.«
    Wir haben uns gut amüsiert. Nach der mittleren Reife. Auf dem Strand unten war jeden Abend Party. Ich hatte ein Mädchen kennengelernt, sie hieß Nia. Sie ist hier aufgewachsen. Ich mochte sie echt.
    Den ganzen Weg nach Hause habe ich ihr eine SMS nach der anderen geschickt und war dann jeden Abend auf Facebook. Wir machten Pläne, uns zu treffen, aber nach kurzer Zeit hörte sie auf, mir Nachrichten zu schicken. Ihre Facebookseite zeigte sie mit irgendeinem anderen Typ am Strand. In der nächsten Woche war sie da mit wieder einem anderen. Die Party ging bei ihr immer noch weiter – auch ohne mich.
    Ich fange an, Caro davon zu erzählen, während sie zum Hafen fährt, doch sie wirkt nicht besonders interessiert.
    »Warte mal kurz.«
    Sie steigt aus und verschwindet. Mit Kaffee und Schinkenbrötchen kommt sie zurück.
    »An dem Kai, an dem die Fischerboote festmachen, gibt es eine Verkaufsbude.«
    Sie nimmt einen Bissen von ihrem Brötchen. Soße und Fett sickern ihr über das Kinn. Auch sie war offensichtlich schon hier gewesen, doch sie scheint nicht die Absicht zu haben, davon zu erzählen. Wir sitzen da und beobachten, wie die Nacht verblasst und der Tag heraufsteigt. Die See glitzert wie Pailletten, als die ersten Sonnenstrahlen über das Wasser rieseln. Die Stadt erwacht langsam zum Leben, und sie lässt den Wagen an.
    »Und wohin jetzt?«
    »Zum Strand, weiter unten an der Küste.«
    Sie fährt am Hauptstrand vorbei, dessen Campingplatz voller bunter Nomadenzelte

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