Auch Dicke haben Hunger (German Edition)
Raum.
Rüdiger und Simone hielten sie jeweils auf einer Seite am Arm fest und zwangen
sie, sich hinzusetzten.
„Wäre es möglich fortzufahren. Es erwarten mich noch
weitere Klienten“, bat der Anwalt indigniert um Ruhe.
„Ferner soll sie ebenfalls 500.000 Euro in Bar, Fonds und
Aktien erhalten, sowie 40 Prozent der Geschäftsanteile an meiner Firma. Da
meine Tochter Inge ein Betriebswirtschaftsstudium abgeschlossen hat, soll sie
als Geschäftsführerin in der Firma mitarbeiten. Sie ist in dieser Funktion
gleichberechtigt mit meinem Schwiegersohn Rüdiger und soll ein ebenso großes
Gehalt wie dieser erhalten.“
Inge war erschüttert, war ihr Vater verrückt geworden.
Wie sollte sie mit ihren vier Kindern auch noch eine Firma leiten. Einerseits
....
„Das fechten wir an“, erregte sich Rüdiger „Der Mann kann
doch nicht bei klarem Verstand gewesen sein, als er dieses Testament aufsetzte.
Inge als Geschäftsführer, dass ich nicht lache.“
„Aber meine Herrschaften“, langsam wurde es dem Anwalt zu
bunt. „Herr Wickel war sehr wohl bei klarem Verstand, als er dies aufsetzte. Er
hat jeder Tochter einen Brief hinterlassen, in dem er eine genaue Erklärung
seiner Beweggründe angibt. So lassen Sie mich endlich weiterlesen.“
Meinem Schwiegersohn Rüdiger hinterlasse ich 50.000 Euro
in Bar, Aktien und Fonds sowie meinen alten Bentley.
Meinem Schwiegersohn Peter hinterlasse ich ebenfalls
50.000 Euro in Bar, Aktien und Fonds sowie meinen Gelände-Jeep.
Meinen Enkelkindern Sandra, Sabine, Simone, Florian und
Felix hinterlasse ich jeweils 200.000 Euro über die sie ab ihrem 21. Lebensjahr
frei verfügen können.
Nun verlas der Anwalt noch einige Klauseln und fragte die
Anwesenden „Meine Herrschaften nehmen sie das Testament an.“
Sophie und Lydia nickten zufrieden. Ihrer Meinung nach
war alles bestens für sie geregelt. Aber Rüdiger und Elvira konnten den Verlust
des Hauses, dessen sie schon so sicher waren, nicht hinnehmen.
„Hierüber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Inge
kriegt das Haus und wird Geschäftsführer, da kann ich doch nur lachen. Der Mann
kann nicht bei klarem Verstand gewesen sein“, plusterte sich Rüdiger auf.
„Das Testament ist absolut lächerlich“, giftete Elvira.
„Dass ihr euch nicht schämt“, empörte sich nun Sophie.
„Wenn ich noch einmal die Worte höre, der Mann kann nicht bei klarem Verstand
gewesen sein, enterbe ich euch zwei. Ich fasse es nicht, anstatt ihr Vater für alles was er geschaffen hat
und euch hinterläßt dankbar seid, führt ihr euch auf wie zwei Hyänen.“
Inge saß wie versteinert da. Erst als Peter und die
Kinder auf sie einredeten kam sie zu sich. „Das habe ich doch alles gar nicht
gewollt“, flüsterte sie leise.
„Komm lass uns gehen!“, versuchte Peter Inge
weiterzuziehen, „bevor deine Schwester dich zerfleischt.“
Aber so leicht sollten sie Elvira und Rüdiger nicht aus
den Fängen geraten. „Erbschleicher“, war noch das angenehmste Wort mit dem
Elvira ihre Schwester Inge betitelte. Erst als der Anwalt sich einmischte und
mit einem Hinauswurf drohte, verließ der Familienclan das Büro.
Als Inge nach Hause kam lagen ihre Nerven völlig blank
und sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Peter und die Kinder
umringten sie ratlos. „Mama, warum weinst du denn? Wir haben alle so viel von Opa geerbt. Freust du
dich denn gar nicht ein bißchen darüber?“, wollte Florian wissen.
„Oder bist du noch immer traurig über Opas Tod“,
kuschelte sich Felix an seine Mutter.
„Ach, es ist alles so furchtbar. Wie konnte Papa mir nur
das Haus vererben, wo er doch wusste, dass Elvira und Rüdiger scharf darauf
waren. Und dann soll ich auch noch Geschäftsführer werden, Rüdiger wird mich
nie akzeptieren und mich schikanieren wo er nur kann.“
„Lass dich von diesem Blödmann nur nicht unterkriegen. 40
Prozent der Firma gehören schließlich dir“, versuchte Sandra ihre Mutter
aufzumuntern.
„Elvira wird mich nie mehr anschauen“, heulte Inge vor sich hin.
„Darauf kannst du auch verzichten. Es bleibt dir viel
erspart, wenn du ihr dummes Gerede nicht mehr mit anhören musst. Außerdem
beruhigt sie sich eh wieder“, tröstete Sabine.
„Ich glaube ihr lasst eure Mutter einfach mal in Ruhe.
Sie soll sich zuerst Opas Brief durchlesen. Vielleicht sieht sie die Sache dann
etwas anders.“
„Danke, dass ihr so rührend um mich besorgt seid. Peter
du hast Recht, ich brauche einfach Zeit zum
Weitere Kostenlose Bücher