Auch du brauchst Zaertlichkeit
wollte ihr glauben, dass ihre Vorwürfe nichts weiter als im Zorn gesprochene Worte waren. “Ich bin nicht daran interessiert, zweite Wahl für jemanden zu sein.”
“Ich weiß. Du hast mir gesagt, dass du mich liebst, und ich bin nicht darauf eingegangen. Ich habe dich schrecklich behandelt. Ich schäme mich, und ich habe Angst.”
“Wovor? Dass ich dich verlassen werde? Weil du beinahe vierzig bist und ich lieber mit einer Zwanzigjährigen zusammen wäre?”
“Das auch, aber das ist nicht das Wesentliche.”
Er seufzte. “Was ist denn dann das Wesentliche?”
“Darren. Ich habe Angst, dass ich dich mehr lieben werde als ihn. Das darf ich nicht, Todd. Ich kann ihn nicht derart betrügen.
Ich muss ihn am meisten lieben.”
Er verstand, was sie ihm sagen wollte. Einerseits freute es ihn maßlos, dass sie glaubte, ihn so sehr lieben zu können.
Andererseits verletzte es ihn, dass sie ihn verlassen wollte, um das Andenken an ihren verstorbenen Mann zu wahren.
“Jetzt weiß ich, warum ich bisher keine festen Beziehungen eingegangen bin. Es ist wesentlich einfacher, so etwas nicht durchmachen zu müssen.”
“Ich weiß.” Ihre Stimme brach. “Es tut mir Leid.”
“Nicht nötig.”
“Doch. Weil ich es dir von Anfang an schwer gemacht habe.
Weil ich nicht an dich und deine Gefühle geglaubt und all deine Geduld aufgebraucht habe. Das war wirklich dumm, weil ich sie jetzt mehr denn je brauche.”
Leider ist dem nicht so, dachte er grimmig. “Du glaubst also, dass ich nur eine bestimmte Menge an Mühe auf mich zu nehmen bereit bin und dann verschwinde? Ich liebe und brauche dich, Beth. Ich habe es ernst gemeint. Nicht nur in guten Zeiten, sondern in jeder Hinsicht. Aber du musst mich auch lieben und brauchen und daran glauben, dass ich für dich da bin. Du musst mir eine Chance geben, die schweren Zeiten zu überstehen.”
“Ich habe Darren wohl noch nicht überwunden.’”
“Ja, sieht ganz so aus.”
“Es tut mir Leid.” Sie weinte. Ihre erstickte Stimme verriet es ihm. “Ich muss damit ins Reine kommen. Ich möchte mit dir zusammen sein, Todd. Ich liebe dich.”
Doch es reichte nicht. Er reichte ihr nicht. “Du hast mir Von Anfang an gesagt, dass du nicht bereit für eine Beziehung bist.
Ich hätte auf dich hören sollen.”
“Ich will dich aber nicht verlieren.”
“Das hast du auch nicht.”
“Du wirst warten?”
“Ja.”
Sie stieß ein ersticktes Lachen aus. “Ich würde dich gern fragen wie lange, aber ich lasse es. Ich tue so, als würde ich dir glauben.”
“Nur so zu tun, reicht nicht. Du musst wirklich daran glauben, dass ich dich liebe und dass du es mir wert bist, auf dich zu warten.”
“Glaubst du mir denn, dass ich dich liebe?” entgegnete sie.
“Ich möchte es glauben.”
“Oh. Jetzt weiß ich, wie es ist, in deinen Schuhen zu stecken.”
“Ich will dir nicht weh tun.”
Sie seufzte. “Ich weiß. Du sagst nur die Wahrheit.”
Todd räusperte sich. “Ich werde dich für eine Weile in Ruhe lassen und melde mich in ein paar Tagen wieder. In Ordnung?”
“Okay.”
Sie legte den Hörer auf. Er tat es ihr gleich, saß dann allein im Dunkeln und fragte sich, wie er ohne sie leben sollte.
“Bin ich verrückt?” fragte Beth.
Cindy nahm einen Schluck Tee und zuckte die Achseln.
“Willst du wirklich eine Antwort darauf?”
“Ja. Ich bin so verwirrt. Und so müde.” Sie seufzte. Es war Donnerstag. Seit dem vergangenen Sonntag hatte sie nicht mehr mit Todd gesprochen. “Ich habe in den letzten Nächten kaum geschlafen. Ich muss ständig grübeln und kann doch nicht klar denken. Bin ich wirklich so furchtbar, wie er gesagt hat?”
“Du bist nicht furchtbar, du bist menschlich. Das ist ein Unterschied.”
“Vielleicht, aber kein sehr großer.” Sie holte tief Luft. “Ich möchte ja glauben, dass er mich liebt und bereit ist, die harten Zeiten durchzustehen. Aber er ist ein so wundervoller Mann, und ich bin nur eine normale Frau im mittleren Alter mit zwei Kindern und einem Teilzeitjob. Was in aller Welt will er mit mir?”
Cindy beugte sich vor. “Du machst mich verrückt, Beth. Du bist eine attraktive Frau. Ich könnte wetten, dass Todd dich großartig im Bett findet.”
“Als ob er das nicht bei einer viel jüngeren, viel hübscheren Frau haben könnte!”
“Mag sein, aber er will dich. Warum akzeptierst du nicht einfach, dass du großes Glück hattest? Todd kann sich ebenfalls glücklich schätzen. Ich glaube kaum, dass eine andere
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