Auch Du stirbst einsamer Wolf
wir noch ungefähr hundert Meter vom Land entfernt waren, legte ich das Boot um, so daß es nach Süden fuhr, stellte den Motor ab und setzte mich mit Rudi in das Schlauchboot. Dann machte ich die Leine los, und wir paddelten in Richtung Land. Unsere Jacht entfernte sich sehr schnell von uns, und es tat mir leid, sie verloren zu haben.
Kaum waren wir an Land, entluden wir das Boot, holten es aus dem Wasser, nahmen ein großes Tauchermesser, zerstachen und zerlegten es und vergruben die Teile, damit sie niemand finden konnte, schnappten die Seesäcke, von denen ich zwei nehmen mußte und setzten uns in Bewegung. Wir marschierten einfach landeinwärts, um auf eine Straße zu stoßen, wo uns jemand bis zur nächsten Ortschaft mitnehmen konnte, in der wir untertauchen konnten, denn man würde uns bestimmt suchen. Wir kamen schnell auf eine Straße, und es nahm uns auch gleich der erste Wagen mit, in dem zwei Weiber saßen, die nicht alle Tassen im Schrank haben mußten, denn sie kicherten ununterbrochen vor sich hin. Aber mir sollte es egal sein, denn ich wollte nur aus dieser Gegend verschwinden. Wir fuhren an der Küste entlang und konnten unser Schiff nochmals sehen. Es lag auf einem Riff, und ein anderer Segler näherte sich der gestrandeten Jacht. Dann fuhren wir ins Landesinnere. Etwas Besseres, als in die Mitte der Insel zu fahren, konnte uns gar nicht passieren, denn dort würden sie uns zuletzt suchen. Vielleicht dachten sie auch, wir wären ertrunken, denn den nächtlichen Sturm mußten sie auch an Land mitbekommen haben.
In der nächsten Ortschaft suchten wir uns erst Hotelzimmer, gingen darauf in eine Wechselstube und wechselten etwas Geld, denn wir hatten fast kein italienisches Geld mehr. Dann gingen wir in ein Schreibwarengeschäft und kauften eine Landkarte von Sardinien. Wir setzten uns in ein Café und studierten die Karte. Als uns der Wirt auf der Karte zeigte, wo wir uns befanden, stellten wir fest, daß wir noch nicht einmal die Hälfte der Insel hinter uns gelassen hatten.
Rudi und ich beschlossen, bis an das untere Ende der Insel zu fahren, dort ein neues Boot zu klauen und die Insel zu verlassen. Unsere nächste Station würde erst wieder Afrika sein. Rudi machte den Vorschlag, per Anhalter hinunterzufahren, denn so würde man am wenigsten auffallen. Es bestand immerhin die Gefahr, daß wir gesucht wurden, und deshalb mußten wir vorsichtig sein.
Wir gingen etwas essen und dann wieder zurück ins Hotel, denn wir waren hundemüde und mußten uns aufs Ohr legen, bevor wir im Sitzen einschliefen. Bevor ich einpennte, dachte ich an Margherita, die meinen Brief schon gelesen haben mußte. Sie war bestimmt traurig, genauso wie ich, weil wir uns verloren hatten. Arme kleine Margherita, dachte ich noch und mußte dann eingeschlafen sein.
Ich war immer noch nicht der hartgesottene Mann, der ich sein wollte. Es machte mir weiterhin zu schaffen, wenn ich ein Mädchen verließ, das ich gerne hatte. Wenn das so weiterging, dann würde ich nie einer von den Männern werden, denen es nichts ausmachte, ein Mädchen zurückzulassen, ohne später auch nur eine Minute an es zu denken, oder es zu vermissen.
Am nächsten Morgen marschierten wir mit unserem Gepäck aus der Stadt hinaus, setzten uns dort auf eine Mauer, die die Straße entlangführte und warteten auf ein Auto. Aber wir schienen zu früh unterwegs zu sein, denn es kam nicht ein einziger Wagen vorbei. Einmal kam ein Radfahrer, der mich aber nicht mitnehmen wollte, was auch verständlich war. In Sardinien schienen die Leute ziemlich spät munter zu werden, und deshalb blieben wir auf der Mauer sitzen und warteten.
Nach einer ganzen Weile kam endlich einmal ein altes, klappriges Auto angefahren, das sofort auf unser Zeichen anhielt. Am Steuer saß ein alter Mann, der genauso alt aussah wie sein Wagen. Aber er nahm uns mit, auch wenn er nicht bis ans untere Ende der Insel fuhr. Drei Dörfer weiter stiegen wir aus dem Wagen. Wir stellten uns wieder an die Straße und warteten. Schon nach ein paar Minuten hielt ein junger Typ an, der uns mitnahm. Leider schien er uns nicht ganz verstanden zu haben, denn als wir ausstiegen, merkten wir, daß der Fahrer wieder zurückgefahren war. Wir hatten es nicht bemerkt, da er über eine andere Straße fuhr. Ich biß mich vor lauter Wut fast selber in den Arsch.
Aber wir gaben nicht auf, sondern stellten uns noch einmal an die Straße, in der Hoffnung, daß uns jemand mitnehmen würde. Diesmal hielt eine ältere
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