Auch Du stirbst einsamer Wolf
Margherita das erstemal in die Arme und küßte sie.
Ihre Lippen waren weich wie Samt, und ich schwebte im siebten Himmel, als ich sie festhielt und ihre Nähe spürte. Ich hatte mich in das Mädchen verliebt, obwohl es sinnlos war, denn ich mußte bald wieder gehen und sie verlassen. Mein Herz klopfte, und das Blut hämmerte in den Adern, als ich sie im Arm hielt und sie den Kopf an meine Brust gelegt hatte.
Dann sagte sie zu mir:
»Ich liebe dich. Schon als ich dich das erstemal gesehen hatte, habe ich es in mir gespürt.«
Mir ging es genauso, aber ich sagte nichts zu ihr, sondern hielt sie weiter in meinen Armen. In mir fing ein Gedanke an zu hämmern, der immer nur sagte: Ich muß sie verlassen, ich muß sie verlassen…!
Nur an das dachte ich, und mir schien, daß ich langsam verrückt wurde. Ich küßte sie noch einmal und ließ sie dann los. Ich war traurig, denn ich wußte, daß ich sie bei Nacht und Nebel verlassen würde, auch wenn ich es nicht wollte.
Den Rest des Nachmittags und den ganzen Abend verbrachte ich mit ihr, und ich hätte die Möglichkeit gehabt, mit ihr zu schlafen. Aber ich ließ die Finger von ihr, denn ich hatte meiner Meinung nach nicht das Recht, ein Mädchen wie sie es war, einfach zu nehmen und dann sitzen zu lassen. Das konnte ich mit anderen machen, aber nicht mit ihr. Ich brachte es nicht übers Herz, denn sie war so lieb und noch unberührt. Nein, sie sollte mich nicht als ein Schwein in Erinnerung behalten. Das wollte ich nicht. Mein Herz war schwer, als ich sie das letzte mal küßte und mich von ihr verabschiedete. Sie wußte nicht, daß es der letzte Kuß war, aber ich dafür um so genauer. Es war fast Mitternacht, als ich zum Strand ging, denn ich wollte auf die Jacht zurück. Rudi wartete schon bei ein paar Leuten, die ein Lagerfeuer gemacht hatten und eine kleine Strandparty veranstalteten. Er hatte eine Stinkwut im Bauch, denn Petra hatte ihn versetzt. Wir paddelten auf das Schiff zurück, und ich sagte Rudi, daß wir noch in der Nacht abfahren würden. Er war ganz überrascht, aber fragte mich nicht warum und weshalb, denn er sah meinem Gesicht an, daß irgend etwas nicht stimmte. Als wir auf der Jacht waren, sagte ich zu Rudi, daß er alles klar machen sollte, denn ich müßte noch etwas erledigen.
Ich ging in die Kajüte. Meine Gedanken waren bei Margherita, und als ich in der Kabine stand, die Schreibutensilien aus einem Fach holte und mich an den Tisch setzte, liefen mir die Tränen herunter. Ich war unendlich traurig und verliebt. Auf einem weißen Bogen Papier schrieb ich einen Abschiedsbrief an sie.
Liebste Margherita
Ich muß dich leider verlassen und bin deswegen sehr unglücklich. Glaube mir, es war eine sehr schwere Entscheidung für mich, und ich habe meine Gründe, die ich dir leider nicht sagen kann. Ich liebe dich von ganzem Herzen, aber es bleibt mir keine andere Wahl. Es war eine sehr schöne Zeit mit dir, auch wenn sie sehr kurz war. Aber bevor sich unsere Liebe in eine hoffnunglose Liebe verwandelt, werde ich gehen, denn wir können niemals zusammenbleiben. Ich bin dazu gezwungen, dies zu machen, denn von alleine würde ich dich nicht verlassen. Du wirst mich nicht verstehen, aber es hätte früher oder später doch so kommen müssen. Dann wäre es viel schlimmer, und das will ich dir und mir ersparen. Es ist schon schlimm genug, denn mir tut das Herz weh. Wenn du diesen Brief liest, werde ich schon fort sein, aber immer noch an dich denken, denn ich habe dich sehr gerne. In Liebe Dein Fritz
Den Brief steckte ich in einen Umschlag und verschloß ihn.
Dann schrieb ich Margheritas Name darauf und ging an Deck.
Rudi hatte das Schiff schon startklar gemacht und wartete auf mich. Ich setzte mich in das Schlauchboot und ruderte an Land.
Dort ging ich zum Strandhaus, vor dem Margheritas Wagen stand. Ich klemmte den Brief unter den Scheibenwischer, daß sie ihn gleich sehen würde, wenn sie aus dem Haus kam. Dann ging ich langsam zum Schlauchboot zurück. Ich war traurig und fühlte mich unendlich alleine gelassen, denn mit jedem Schritt entfernte ich mich von ihr und schritt in die Einsamkeit hinein. Mit dem Boot ruderte ich zur Jacht zurück. Wir setzten sofort die Segel. Rudi war es gerade recht, daß wir losfuhren, weil er eine totale Pleite mit dieser Petra erlebt hatte. Das Schiff nahm langsam Fahrt auf in die schwarze, unendliche Nacht hinein.
18
Ich saß am Ruder und schaute die ganze Zeit auf das kleine Strandhaus, bis es in der
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