Auch Du stirbst einsamer Wolf
war, sich zu rasieren:
»Das Mädchen habe ich vorhin in der Hotelhalle getroffen.
Sie muß die ganze Nacht im Hotel herumgeirrt sein, weil sie den Ausgang nicht gefunden hat. Sah ganz schön fertig aus, die Kleine.«
Dann mußte er lachen und ich stimmte mit ein.
»Du hast also schon gewußt, daß sie heute nacht bei mir geschlafen hat.«
»Ich habe sie sogar gesehen.«
»Aber wie denn?«
»Ich wollte dich wecken, und sie lag noch mit dir im Bett. Du hast vor lauter Eile wieder einmal vergessen, die Tür abzuschließen.«
»Scheiße, immer vergeß ich das.«
»Das ist doch nicht schlimm. Du bist doch erwachsen.«
»Aber es ist dein Geld, das ich verhure.«
»Ich habe dir schon einmal gesagt, daß mein Geld auch deins ist, solange wir zusammen sind.«
Dann klopfte ich ihm auf die Schulter und sagte:
»Wir treffen uns nachher in der Disco.«
Ich drehte mich um und verließ das Zimmer. Mir blieb noch genug Zeit, um ein wenig spazieren zu gehen. Ich schaute mir die Ortschaft an und merkte dabei nicht, wie die Zeit verging.
Als ich auf die Uhr schaute, stellte ich fest, daß ich fast zwei volle Stunden durch die Gegend gelaufen war. Ich schickte mich, damit ich schnell in die Disco kam, denn Rudi wartete schon auf mich. Als ich hineinkam, saß er schon mit seinem Mädchen im Arm da. Ich blieb nicht lange in der Disco, sondern verschwand bald wieder, weil mir schlecht war.
Deshalb machte ich noch einen kleinen Spaziergang und versank dabei in Gedanken. Später ging ich ins Hotel zurück und knallte mich in die Falle, denn ich wollte für den nächsten Tag fit sein und nicht wieder verschlafen und in diesem Ort hängen bleiben.
Am nächsten Tag erreichten wir den unteren Teil der Insel und gingen als erstes an den Strand. Am späten Nachmittag machten wir uns dann auf die Suche nach einem Schiff, das irgendwo in einer Bucht stand und leicht zu stibitzen war. Wir fanden auch etwas, nur stand die Jacht genau vor einem Campingplatz, auf dem ein Haufen Leute waren. Man konnte das Ding nicht einfach wegfahren, denn das hätten sie bemerkt.
Also setzten wir uns auf einen Felsen und beobachteten die Jacht sowie die Leute auf dem Campingplatz. Wir mußten die Sache zuerst bei Tag und dann bei Nacht beobachten, um dann im richtigen Augenblick zuzuschlagen. Es war ein sehr schönes Schiff und wie es schien auch robuster gebaut als unser letztes.
Auch ein wenig größer schien es zu sein, und ich konnte mir gut vorstellen, daß es einem Sturm ohne weiteres trotzte. Die Jacht konnte bestimmt einiges aushaken, und so beschloß ich, sie und keine andere zu klauen. Bis in die Nacht hinein saßen wir dort und beobachteten alles, was sich um die Jacht herum abspielte. Wir fanden die Besitzer heraus, die oberhalb des Campingplatzes ihre Villa stehen hatten. Aber bis spät in die Nacht hinein waren die Leute auf und machten weiß Gott was.
Erst gegen drei Uhr morgens wurde es ruhig, und man sah keinen mehr. Daraus mußte ich schließen, daß man erst gegen Morgen das Schiff klauen konnte, wenn alle schliefen und niemand etwas merken würde. Die Besitzer würden sowieso nichts merken, und das einzige Problem war, daß wir es nicht vom Strand aus stehlen konnten, denn wir mußten vom Meer herkommen. Also mußten wir noch nach einem Boot suchen, mit dem wir an das Schiff herankamen. Vom Campingplatz konnten wir keines nehmen, und so mußten wir uns am nächsten Tag in einer anderen Bucht danach umsehen.
Ganz einfach würde die Sache nicht werden, denn ich hatte noch nie ein Schiff geklaut, wenn ein paar hundert Menschen, nur einige Meter weit davon entfernt, in ihren Zelten schliefen.
Deshalb bestand die Gefahr, daß wir eventuell gesehen werden könnten. Nur was derjenige, der uns sah, dann machte, darauf kam es an. Aber ich rechnete damit, daß er glaubte, wir seien die Besitzer und wollten schon im Morgengrauen auslaufen.
Vielleicht würde uns auch niemand sehen, und so hätten wir dann ganz großes Glück gehabt.
Wir heckten den Plan ganz genau aus und jeder wußte, was er machen mußte, wenn es soweit war. Den Zeitpunkt legten wir nicht fest, denn wir wollten noch zwei Tage warten und uns auf der Insel ein wenig vergnügen.
19
Nachts um halb zwei Uhr stand ich auf und machte mich bereit. Dann ging ich zu Rudi ins Zimmer, der ebenfalls schon angezogen war. Wir schnappten unser Gepäck und verließen das Hotel. Mit Sack und Pack marschierten wir zur Bucht, in der wir das kleine Boot und den Motor zuerst stehlen
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