Auch Du stirbst einsamer Wolf
lange, packte ich mein Waschzeug und sauste in die erste Etage hinunter. Dort wurde mir gleich die Dusche gezeigt, die nicht gerade eine der saubersten war. In aller Windeseile zog ich mich aus und stellte mich unter die Brause. Ich hatte mich kaum eingeseift, als ein Soldat aus heiterem Himmel vor mir stand und mich anherrschte:
»Beeile dich ein bißchen, du hast die Dusche nicht gepachtet.
Außerdem bist du hier nicht im Hotel, sondern bei der Legion!«
Der schöne Traum von einer ausgedehnten Dusche war also damit im Eimer. So schnell ich konnte wusch ich mir die Haare und seifte mich ab. Als ich den letzten Knopf meines Hemdes zumachte, stand dieser Trottel schon wieder da.
»So, und jetzt gehen wir ins Lager. Dort mußt du dich umziehen!«
Ich wußte nicht, was er damit meinte, und fragte deshalb:
»Wieso umziehen?«
»Halt die Schnauze und komm mit!«
Die Antwort war für mich ausreichend, und ich folgte ihm anstandslos. Wir gingen aus dem Haus in ein Lager, das ein paar Meter weiter entfernt war. Dort mußte ich mich bis auf die Unterhose ausziehen, und meine Kleider wurden gefilzt.
Darauf bekam ich einen hellblauen Trainingsanzug und ein Paar Sportschuhe, die ich anziehen mußte. Meinen Schmuck, den ich anhatte, sollte ich ebenfalls ablegen. Da ich mich aber von ihm nicht trennen wollte, da er ein Geschenk von Rita war, bekam ich auch schon wieder einen Anschiß. Nachdem man meinen Schmuck genau angeschaut hatte, bekam ich ihn wieder zurück. Wenn sie mir gesagt hätten, daß ich ihn wieder zurückbekomme, dann wäre das Heckmeck überflüssig gewesen. Meine Kleider wurden in eine Liste eingetragen, eingepackt und in ein Regal gestellt. Die Liste mußte ich noch unterschreiben, und darauf gingen wir wieder zurück in das Quartier. Dort wurde ich in den Warteraum geführt, in dem ich schon einmal war. Wieder nahm ich dort die Broschüren zur Hand, um mir die Zeit zu vertreiben. Da ich aber den Mist schon kannte, legte ich sie wieder weg und lehnte mich im Stuhl zurück. Dann gingen mir die schönen Zeiten mit Rita durch den Kopf, und daß sie kurz vor der Niederkunft stand.
Die Zeit verging dadurch sehr schnell, und schon war es neun Uhr. Ich wurde von einem Soldaten geholt, in das Büro geführt, in dem ich schon einmal eine Ewigkeit verbracht hatte, und mußte mich wieder auf den Stuhl setzen.
Vor mir saß wieder dieser Scheißtyp, genauso wie am gestrigen Tage und rührte sich nicht, als ich eintrat und mich vor seinen Schreibtisch hinsetzte. Ich dachte schon, daß ich denselben Mist wieder mitmachen müßte. Dem war aber nicht so, denn als ich ungefähr eine Minute da saß und wartete, sagte der Typ auf einmal zu mir:
»Aha, da sind wir ja wieder.«
Arschloch, dachte ich nur und sagte gar nichts.
»Dann wollen wir dich heute ein wenig ausfragen.«
Der elende Schleimscheißer wollte mich also ausfragen, dachte ich mir, und da fing er auch schon an.
»Wann geboren?«
»Fünfzehnten, sechsten, dreiundsechzig.«
»Wo?«
»In Villingen.«
Ich leierte die Personalien runter, genauso kurz angebunden, wie er mich fragte. Dann mußte ich ihm meinen ganzen Lebenslauf herunterleiern, den er sorgfältig mitschrieb. Danach mußte ich ihm noch ein paar Fragen beantworten und ihm versichern, daß ich die Wahrheit gesagt hatte. Dann sagte er mir meine neuen Personalien, und ich war nicht schlecht erstaunt, wie einfach dies anscheinend ging.
»Ab heute heißt du Bernhard Weimer, bist in Rastadt geboren und das am sechzehnten, fünften, dreiundsechzig.
Wenn dich ab jetzt jemand nach dem Namen fragt, dann nennst du deinen Legionsnamen. Deinen alten kannst du vergessen.
Der existiert nicht mehr. Hier hast du einen Zettel, auf den ich dir deine neuen Personalien aufgeschrieben habe. Bis heute abend kannst du sie auswendig! Verstanden?«
»Okay, ich hab verstanden.«
»Also, dann kannst du jetzt abdampfen.«
Ich sprang vom Stuhl auf, drehte mich um und stand schon an der Türe, als er mich noch einmal ansprach:
»Stop, wie heißt du noch mal, ich habe deinen Namen vergessen?«
Der Trottel glaubte wirklich, daß ich auf seinen behämmerten Trick reinfallen würde, und so antwortete ich ihm:
»Bernhard Weimer. Haben Sie vielleicht auch die anderen Personalien vergessen?«
Er schaute mich entgeistert an, lief rot an im Gesicht, da ich ihn unverschämt angrinste und schrie dann: »Mach, daß du rauskommst, aber dalli, bevor ich mich vergesse!«
Ich hatte ihm die Sache von gestern somit heimgezahlt
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