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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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sehr hohe Prämien, und ein gewisser Prozentsatz Ihres Soldes kommt auf eine Art Sparbuch. Das Geld bekommen Sie aber bald wieder ausbezahlt und können damit machen, was sie wollen. Den Vertrag kann nur die Legion auflösen. Er kann nicht von Ihnen aufgelöst werden. Sollte die Legion es für richtig halten, Sie zu entlassen, so wird Sie es unverzüglich machen. Sie werden es praktisch erst dann erfahren, wenn Sie Ihre Papiere schon in der Hand haben. Es gibt also keine Kündigungsfrist. Wenn Sie Ihre fünf Jahre Service zu Ende haben, können Sie sich nochmals verpflichten lassen. Wenn Sie bei der Legion zehn bis fünfzehn Jahre Dienst gemacht haben, so erhalten Sie von ihr eine ansehnliche Rente, die auch im Ausland bezahlt wird. Wenn Sie aber einmal von der Legion weg sind, so gibt es für Sie so gut wie keine Möglichkeiten mehr, wieder in sie einzutreten. Aber darüber werden Sie später noch genauer informiert. Sie müssen nun erst einmal die fünf Jahre hinter sich bringen. Das wäre eigentlich alles, was es dazu zu sagen gibt. Hat noch jemand Fragen?«
    Von einem Deutschen, der mit uns auf der Bude lag, wurden ein paar Fragen gestellt.
    »Wie lange dauert es, bis man befördert wird?«
    »Bei uns ist es nicht wie in anderen Armeen, da dauert es schon ein bißchen länger, und vor allen Dingen kommt es auf Ihre Leistung an. In den ersten fünf Jahren, können Sie es bis zum Caporal-Chef bringen und wenn sie ganz gut sind, dann sogar bis zum Caporal. Danach können Sie weiter aufsteigen, aber dazu müßten Sie sich nochmals fünf Jahre verpflichten.
    Und wie gesagt, es kommt immer auf ihre Leistung an. Bringen Sie keine, so bleiben Sie immer bei Ihrem selben Rang. Es liegt nur an Ihnen, meine Herren.«
    »Und wie sieht das mit meinem Namen aus? Muß ich, nachdem ich aus der Legion ausgetreten bin, meinen alten Namen wieder annehmen?«
    »Nein, das brauchen Sie nicht. Sie können nach vier Dienstjahren die französische Staatsangehörigkeit beantragen, die ihnen sicher zugesprochen wird. Sie leben dann, wie jeder andere Bürger, unter Ihrem Legionsnamen in Frankreich.
    Danach können Sie auch im öffentlichen Dienst arbeiten, wie zum Beispiel bei der Polizei oder beim Zoll.«
    »Wie kann ich mich mit meiner Verwandtschaft in Verbindung setzen?«
    »Sie können zwar schreiben, aber nur ohne Absender. Wenn Sie einmal Ihre Identität preisgegeben haben, dann kann Sie die Legion nicht mehr schützen. Sie können also schreiben, aber keine Antwort empfangen.«
    »Und wenn ich meine Identität trotzdem preisgebe?«
    »Da Sie in Deutschland gesetzlich verfolgt werden, würde ich es an Ihrer Stelle nicht tun, denn so können Sie im Urlaub ab und zu nach Deutschland einreisen, ohne gleich verhaftet zu werden.«
    Dann war es eine Weile still im Zimmer, da niemand mehr Fragen stellte. Dann fing der Sergeant an, vor jeden einen Schnellhefter zu legen, den wir noch nicht öffnen durften.
    Jeder bekam noch einen Kugelschreiber, und der Sergent sagte:
    »Möchte nun einer der hier Anwesenden der Legion nicht beitreten? Der soll aufstehen und den Raum verlassen.«
    Es stand aber niemand auf, sondern alle warteten gespannt darauf, die geheimnisvolle Mappe öffnen zu dürfen. Ich selber hatte ein sonderbares Gefühl in mir, und ich wäre vielleicht aufgestanden und aus dem Zimmer gegangen, wenn ich mich nicht innerlich einen Feigling gescholten hätte. Wenn ich gewußt hätte, was ich sonst noch machen könnte, dann wäre ich bestimmt aufgestanden und hätte nicht unterschrieben.
    Aber so blieb mir keine andere Wahl, und ich mußte unterschreiben.
    Keiner wußte, was in der Mappe war, aber wir konnten uns schon unseren Teil denken. Dann sagte der Sergeant auf einmal:
    »Da also niemand dabei ist, der austreten möchte, öffnet jeder den Deckel der Mappe, die vor ihm liegt. Jeder liest das erste Blatt durch, aber niemand schaut, was darunter ist. Nur das erste Blatt habe ich gesagt.«
    Als wir das Formular durchgelesen hatten, mußten wir es unterschreiben. So ging es in einem fort. Ein Blatt nach dem anderen. In der Mappe befanden sich die Verträge, neue Geburtsurkunden, die wir alle mit unserem Legionsnamen unterschreiben mußten. Als wir fertig waren, sammelte der Sergeant die Mappen ein und sagte noch einmal zu uns:
    »Also, wenn sich jetzt einer aus dem Staub macht oder es nur versucht, dann ist das eine Desertion. Meine Herren, Sie unterstehen ab jetzt der Legion. Danke, das wär’s. Auf Wiedersehen.«
    Er drehte sich um

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