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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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der »Caporal« das Glas mit dem komischen Inhalt hin und sagte:
     
    »Da, trink das! Es wird dir helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Nach einer halben Stunde meinst du, daß du Bäume ausreißen kannst.«
    Ich sagte darauf nichts, sondern nahm das Glas, setzte es an und trank es in einem Zug leer. Als ich das Glas absetzte, meinte ich, daß mir jeden Moment die Eingeweide hoch-kommen müßten, so ekelhaft schmeckte das Zeug. In meinem Bauch rumorte es auf einmal, als wenn dort drinnen eine Silvesterparty mit Feuerwerk stattfände.
    Aber nachdem ich den Kaffee getrunken hatte, ging es mir besser, denn die Übelkeit war verschwunden, und die Kopfschmerzen ließen auch nach. Der »Caporal« erklärte mir, was sich nach dem Frühstück abspielen würde.
    Ich sollte von einem Chef aus Straßbourg geholt und in die Hauptmeldestelle gebracht werden. Dort würde ich untersucht und aufgeklärt werden, was in Zukunft sein wird.
    Ungefähr nach einer halben Stunde tauchte auch schon dieser Chef auf, so wie es der »Caporal« gesagt hatte. Der musterte mich von oben bis unten, als wenn ich ein Weltwunder wäre.
    Danach verlangte er meine Papiere, die er sich aufmerksam durchlas. Darauf ging er mit mir in ein Büro, in dem er meine Personalien aufnahm und ein paar Fragebögen ausfüllte. Ich mußte meine Tasche auspacken, und er trug sämtliche Kleidungsstücke in eine Liste ein, die ich unterschreiben mußte. Dann fragte er mich noch ein paar Sachen und interessierte sich besonders für meine körperliche Gesundheit.
    Zuallerletzt mußte ich noch ein paar Formulare unterschreiben, die ich nicht durchlas. Der Chef schien mit mir zufrieden zu sein, denn er sagte:
    »Dann ist alles in bester Ordnung.«
    Gegen Mittag verabschiedeten wir uns und fuhren nach Straßbourg in dieses Hauptquartier.
4
    Der alte Renault, in dem wir saßen, klapperte mit hundert Sachen über die schäbige Autobahn und drohte jeden Moment auseinanderzubrechen.
    Ich saß auf dem Rücksitz und rauchte gemütlich eine Zigarette nach der anderen. Da es mir langweilig war, versuchte ich, mit dem Fahrer ein Gespräch anzufangen. Der hatte aber anscheinend keine Lust, mit mir zu reden, denn er sagte kein einziges Wort. Obwohl ich ihn mehrmals ansprach, glotzte er nur auf die Straße und saugte an seiner Zigarette, die nicht brannte, aber dennoch die ganze Zeit in seinem Mundwinkel hing. Als mir die Sache zu dumm wurde, hielt ich eben auch meinen Rand und schaute auf die Landschaft, die draußen vorüberzog.
    Gegen drei Uhr fuhren wir durch das große Tor des Hauptquartiers und blieben vor einem riesigen Gebäude stehen.
    Ich mußte aussteigen und dem Fahrer in das Haus folgen. Dort wurde ich mit einem feuchten Händedruck empfangen und in einen Warteraum geschoben. Aber ich war der einzige, der in dem Raum war. Es standen eine ganze Menge Stühle herum, auf einem Tisch lagen ein paar Broschüren, und an der Wand hing ein großes Brett, an dem ein paar Zettel mit Reißzwecken festgemacht waren. Sofort stürzte ich mich neugierig auf die Aushänge und fing an sie zu lesen. Sehr informationsreich waren diese Freßzettel nicht, und so nahm ich eine der Broschüren zur Hand. Darin stand alles mögliche, besonders die siegreichen Schlachten, die die Fremdenlegion geschlagen hatte. Leider stand darin nichts über das, was ich in Zukunft zu erwarten hatte. Trotzdem las ich den Mist sehr aufmerksam durch, damit die Warterei schneller verging.
    Nach einer Weile wurde ich von einem Soldaten geholt, der mich in ein Büro brachte, in dem ein Mann am Schreibtisch saß und einige Formulare studierte. Ich mußte mich auf einen Stuhl setzen, der vor dem Schreibtisch stand. Neugierig saß ich vor dem Mann und wartete, was nun kommen würde. Es wurde aber nichts gemacht, denn die Type hinter dem Schreibtisch schaute weder zu mir noch gab er zu verstehen, daß er mein Erscheinen wahrgenommen hatte. So saß ich mindestens vier bis fünf Minuten da, bis es mir zu dumm wurde. Ich fing an mich zu räuspern, um den Typ auf mich aufmerksam zu machen. Er bekam es mit und sagte ganz frech:
    »Ich habe dich schon bemerkt, aber das ist noch lange kein Grund, einen Aufstand zu machen. Also halt die Schnauze und bleib sitzen.«
    Als er das gesagt hatte, schaute er mich weder an noch machte er sonst eine Bewegung. Er saß da und las, als wenn ich nicht vorhanden wäre. In mir fing es an zu kochen, was meiner Meinung nach auch verständlich war. Aber dennoch hielt ich meinen Rand und blieb

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