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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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gehoben wurde. Ich schaute sofort aus dem Fenster, um zu sehen, warum der Mann so hart abgebremst hatte. Da traf mich fast der Schlag, und es wäre mir recht gewesen, wenn Rudi und ich sofort im Erdboden versunken wären. Vor dem Wagen standen nämlich zwei Polizisten. Der eine schaute sich die Karre an, und der andere lief um sie herum an den Wagenschlag des Fahrers. Mein Herz klopfte rasend schnell, und ich wußte, wenn man uns nach den Papieren fragen würde, daß es aus war mit unserem Leben im Urwald. Der Polizist sprach den Fahrer auf arabisch an, was ich nicht verstehen konnte. Aber der Fahrer griff gleich in das Handschuhfach und holte seine Papiere raus. Dann streckte er sie dem Bullen durch das geöffnete Fenster hin. Ich betete zu Gott, daß der Bulle unsere Papiere nicht verlangte, auch wenn ich in Wirklichkeit nicht gläubig war und die Bibel verfluchte.
    Mit den Papieren lief der Bulle um das Fahrzeug herum und schaute sich die Nummernschilder an und ein paar andere Kleinigkeiten. Ich dachte schon, daß es bloß eine Autokontrolle wäre, als mich der Bulle auf einmal anschaute, als wenn ich gerade vom Mond eingetroffen wäre. Rudi schlief noch immer, und ich wunderte mich, warum er durch das scharfe Bremsen nicht aufgewacht war. Auf einmal machte mir der Bulle ein Zeichen, daß ich die Scheibe runterkurbeln sollte, was ich auch sofort machte. Mein Herz hämmerte wie wild, und ich dachte, es würde gleich zerspringen. Aber trotzdem verhielt ich mich ganz normal, als wenn wir nichts zu befürchten hätten. Dann sagte der Bulle zu mir, daß er meine Papiere sehen wollte und die von dem anderen auch, der hinten im Wagen lag. Er sprach mich auf französisch an, und deshalb machte ich so, als wenn ich ihn nicht verstanden hätte und zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte ihn aber sehr gut verstanden. Damit es überzeugender wirkte, sagte ich ihm ein paar deutsche Wörter, die er wiederum nicht kapierte. Auf einmal versuchte er es mit der Zeichensprache, aber ich stellte mich so dumm an, daß er bald verzweifelte. Dann ging dem Bullen die Hutschnur durch, und er forderte mich mit einer deutlichen Handbewegung auf, aus dem Wagen zu steigen. Mir wackelten regelrecht die Knie, und wenn es so weitergegangen wäre, hätte ich bestimmt die Hosen voll gehabt. Der Bulle quatschte mich immer wieder auf französisch an, und er schien zu wissen, daß ich ihn verstand, denn er ließ nicht locker. Dann sprach er ein paar Worte mit dem Fahrer, ging zum Kofferraum und holte unsere Taschen heraus. Auch Rudi war aus dem Wagen ausgestiegen und stand nun verschlafen neben mir. Aber ich wußte, daß er gar nicht mehr so verschlafen war, wie er vorgab. Auf einmal lud der Bulle unsere Klamotten in den Polizeiwagen, der nur ein paar Meter weiter entfernt stand. Der andere Sheriff schaute uns die ganze Zeit skeptisch an, als wenn wir von einem anderen Stern wären. Vielleicht sahen wir auch wie die grünen Männchen aus, denn nun ging es uns an den Kragen. Bei dem Fahrer waren die Papiere anscheinend in Ordnung, denn der durfte sich wieder in den Wagen setzen und abhauen. Nun wußte ich genau, daß unser Traum vom Urwald endgültig im Eimer war, denn wenn sie uns mit zur Wache nahmen, würden sie uns nicht eher gehen lassen, bevor wir ihnen nicht unsere Papiere gezeigt hätten, die wir nicht vorzeigen konnten, denn wir hatten keine für Algerien. Man führte uns zum Polizeiwagen und setzte uns hinein, als wenn wir aus Porzellan gewesen wären. Der eine Bulle hockte sich an das Steuer und der andere auf den Beifahrersitz. Wir saßen hinten im Wagen, und nun ging die Fahrt los. Ich fing an, mich mit Rudi in Deutsch zu unterhalten.
    »So, jetzt haben sie uns am Arsch, wir kommen nicht mehr weg.« »Ich täte nur zu gerne wissen, was sie nun mit uns machen wollen«, sagte Rudi.
    »Als erstes werden sie uns mit auf die Wache nehmen und uns von oben bis unten durchchecken. Wenn sie dann festgestellt haben werden, daß wir keine gültigen Papiere haben, werden sie uns wahrscheinlich auf der Wache behalten. Wenn wir Glück haben, kommen wir nicht in den Knast, und sie rufen die Botschaft an, die uns dann gleich übernimmt und nach Deutschland abschiebt. Dort werden wir auch gleich verhaftet und können eine Weile hinter schwedischen Gardinen sitzen.«
    »Mann, das hört sich aber nicht gerade verlockend an.«
    »Das ist es auch nicht. Rudi, was meinst du, sollen wir versuchen zu türmen?«
    »Wenn wir die Gelegenheit kriegen, würde es ein

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