Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
denn wir mußten erst ein paar Kilometer laufen, um aus der Stadt herauszukommen. Autos fuhren eigentlich genug herum, aber keiner hatte angehalten, da niemand wußte, wohin wir wollten. Wir mußten erst auf die richtige Straße stehen, damit jemand anhielt.
    Dort fanden wir schnell einen Wagen, der uns mitnahm. Wir schafften es, noch am selben Tag nach Oran zu kommen.
    Dort war es nicht anders als in Algier, denn es gab genausoviel Elend und Reichtum. In einem Café beschlossen wir, daß wir von Oran aus mitten durch die Sahara fahren wollten. Da wir nicht auffallen durften, wollten wir dies per Autostop machen. Man brauchte nämlich für Algerien ein Visum und eine ganze Menge anderer Papiere, die wir nicht hatten, da wir illegal im Land waren, und so mußten wir vor einer Polizeikontrolle auf der Hut sein.
    Die eine Nacht blieben wir im Hotel, am nächsten Morgen wollten wir uns dann auf unseren Trip in den Süden machen.
    Ich hatte Rudi einmal gesagt, daß ich in den Urwald wollte, um dort zu leben. Er war davon so begeistert, daß er nun ebenfalls mit wollte. Er fragte mich, ob ich nichts dagegen hätte, wenn er mitgehen würde, und ich hatte beschlossen, mit ihm zusammen in das große Abenteuer Urwald zu gehen.
    Da wir eine ganze Menge Whisky in unseren Taschen hatten, hatten wir vor, uns einen Richtigen anzusaufen. So machten wir es auch, und bevor es Mitternacht war, hatte ich einen Rausch im Gesicht, der nicht mehr normal war. Wie ich in mein Bett kam, wußte ich nicht, aber als ich morgens aufwachte, lag ich zumindest darin. Ich schwang mich aus dem Bett, und als ich mich gewaschen hatte, ging ich zu Rudi ins Zimmer, der überraschenderweise ebenfalls auf war und fröhlich vor sich hin pfiff. Ich stellte fest, daß es bei ihm in der Bude verdammt merkwürdig roch, und deshalb sagte ich zu ihm:
    »Hier stinkt es wie in einem sibirischen Männerpuff.«
    »Ein Puff ist es gerade nicht, aber es hat etwas damit zu tun.«
    Ich blickte nicht durch, und deshalb fragte ich ihn:
    »Was soll denn das heißen?«
    »Ganz einfach, ich hab heute Nacht eine Hure im Bett gehabt.«
    Als ich das hörte, zog es mir fast die Socken aus, obwohl ich keine anhatte.
    »Wann hast du dir die Alte geholt?«
    »Als du vom Stuhl gekippt bist, weil du blau warst wie tausend Russen, habe ich dich ins Bett gelegt, bin aus dem Hotel, habe so ein Flittchen auf der Straße angequatscht, sie mitgenommen, anständig durchgenudelt, weil ich es wieder einmal nötig hatte, und sie dann gegen Morgen wieder rausgeschmissen.«
    Normalerweise ist es in Algerien verboten, eine Hure zu sein, aber dennoch praktizieren einige Frauen das horizontale Gewerbe, das sogar eines der ältesten auf der Welt sein soll.
    Ich sagte nur noch zu Rudi:
    »Hoffentlich hast du aufgepaßt. Wenn nicht, dann hast du dir bestimmt einen Tripper eingefangen, und den bringst du im Urwald nicht weg, weil es dort nämlich kein Krankenhaus oder so was ähnliches gibt. Aber vielleicht findest du einen Medizinmann, der dir ein paar faule Wurzeln auf den Schwanz legt, damit er nicht abfault.«
    Er lachte sich halb kaputt, als er das hörte, aber er wußte auch, daß ich nicht unrecht hatte, denn wenn er sich bei der Alten etwas eingefangen hatte, mußte er sich zwei Spritzen verpassen lassen, die wir nicht hatten.
    Als wir gefrühstückt hatten, machten wir uns auf den Weg in die Sahara. Als erstes mußten wir wieder die richtige Straße finden, damit wir überhaupt aus der Stadt herauskamen. Ich hatte nämlich keine Lust, eine Ewigkeit an der Straße zu stehen, wie wir es in Algier gemacht hatten. Schon die ersten Wagen hielten alle an, aber wir konnten nur in einen einsteigen. Also suchten wir uns den aus, der am weitesten fuhr und stiegen dort ein.
    Ich freute mich richtig, denn nun kam ich meinem Ziel näher.
    Auch wenn ich ein wenig Angst hatte vor dem Urwald, weil es dort nur so von Gefahren wimmeln soll. Aber was soll’s, ich würde nun bald meine Ruhe haben vor dieser verdammten Scheißwelt, die nichts Gutes für einen übrig hatte. Wir fuhren ein ganzes Stück mit dem Fahrer mit. Als wir ausstiegen, spürten wir aber noch nichts von der Wüste. Im Gegenteil, um uns herum blühten die Kakteen, und die Olivenbäume waren grün.
    Wir wollten an diesem Tag soweit wie möglich in Richtung Wüste fahren, und so machten wir gleich mit dem Autostop weiter. Wir fanden wieder einen Wagen, auch wenn die Straße nicht mehr so lebendig war wie die der Küste. Als es Abend wurde, hatten

Weitere Kostenlose Bücher