Auch Du stirbst einsamer Wolf
wir schon einige Kilometer hinter uns gebracht.
In dem Ort, in dem wir waren, suchten wir uns einen Schlafplatz. Da es keine Hotels in diesem kleinen Ort gab, füllten wir unsere Wasserflaschen und suchten uns außerhalb eine Gelegenheit zum Pennen. Konserven und Lebensmittel hatten wir noch genug bei uns, und so konnten wir uns auch ein anständiges Abendessen kochen. Außerhalb des Dorfes fanden wir eine schöne Stelle, an der wir unser kleines Zelt aufbauten, ein Feuer machten und uns ein Essen zubereiteten.
Es war herrlich, so durch die Gegend zu ziehen und wie ein Wanderhirte zu leben. Auch wenn wir ab und zu in einem Hotel schliefen, konnte ich mir das Leben im Urwald gut vorstellen. Rudi und ich sprachen fast nur noch davon, und was wir dort alles machen und bauen wollten. Eine Stereoanlage oder einen Fernseher vermißten wir nicht, und wir waren zufrieden mit dem, was wir hatten. Als es dunkel wurde, gingen wir in unser Zelt, hauten uns in die Schlafsäcke und pennten gleich ein, denn ein Autotrip durch diese Gegend ist ganz schön anstrengend.
Am nächsten Morgen kochten wir uns einen anständigen Kaffee und studierten ein wenig die Landkarte. Danach gingen wir ins Dorf und füllten unsere Wasserflaschen auf, denn wir wollten wieder den ganzen Tag durchfahren und uns nirgendwo aufhalten.
So machten wir es, und am Nachmittag merkte man, daß wir der Wüste immer näher kamen. Das Land wurde kahler, man sah Kamele, und das Gras war so vertrocknet, daß ein Funke genügt hätte, um es in Brand zu setzen. Für uns war das sehr aufregend, denn wir hatten noch nie so etwas gesehen. Die Leute waren alle sehr freundlich, und teilweise luden sie uns auch zum Essen ein. Da es so viele waren, schlugen wir alle Einladungen aus, denn wir wollten keinen von ihnen beleidi-gen, indem wir eine annahmen und die anderen ausschlugen.
Aber als wir später eine Einladung von einem richtigen Wanderhirten bekamen, nahmen wir an, denn wir waren neugierig, und ich wollte gerne wissen, wie dieser Mann lebte.
Da er kein Haus hatte, sondern nur ein Zelt, das außerhalb des Dorfes stand, und er nur in dem Ort war, weil er etwas kaufen wollte, mußten wir noch ein Stückchen laufen. Als wir aber auf seine Behausung zuliefen, war ich sehr erstaunt und überrascht.
Es war ein riesiges Zelt und sah von weitem aus wie eine große Halbkugel, die man einfach auf die Erde gelegt hatte. Vor dem Zelt war ein großer Hund, der anschlug, als er uns sah. Sofort kamen ein paar Menschen aus der Halbkugel heraus. Als wir beim Zelt waren, ging das große Händeschütteln los. Der Hirte stellte uns vor und machte uns mit den anderen bekannt. Sie freuten sich wahnsinnig, daß wir ihre Einladung angenommen hatten. Da der Wanderhirte französisch sprach, stellte er mir die ganzen Leute vor, die dort waren, und ich bekam einen Schreck, als ich hörte, daß dies alle seine Kinder waren, bis auf eine Frau, die nicht alt aussah, aber auch nicht mehr ganz jung.
Eine Frau hatte der Hirt verloren, und dies war seine zweite.
Sie hatte ihm ebenfalls schon drei Kinder geschenkt. Die anderen waren alle von seiner ersten Gattin. Als ich mich etwas umsah, stellte ich fest, daß hinter dem großen Zelt noch zwei kleinere standen. Acht Kinder waren es, vielleicht waren es auch mehr.
Ein paar hundert Meter weiter standen ein paar Kamele, die ebenfalls dem Hirten gehörten. Wir gingen in das große Zelt hinein. Es sah sehr gemütlich aus und war mit schweren Tüchern unterteilt. In der Mitte des Zeltes befand sich eine kleine Feuerstelle. Ich fand die Sache sehr toll. Wir setzten uns im Kreise um das Feuer, und der Mann fing an zu erzählen, da ich ihm einige Fragen gestellt hatte. Die Frau kochte nebenher etwas zu essen, aber mischte sich nicht in unser Gespräch ein, denn das durfte sie nicht, außer wenn sie etwas gefragt wurde.
Der Mann zog schon sein ganzes Leben durch die Gegend, wie es schon sein Vater und die anderen Vorfahren gemacht hatten.
Die ganze Familie zog mit, und sie waren anscheinend glücklich, denn ich sah nicht, daß auch nur einer den Kopf hängen ließ oder traurig über sein Leben war. Nein, alle sagten, daß sie zufrieden mit ihrem Leben wären, und es nicht bereuten, Wanderhirten zu sein. Mir würde es auch gefallen, wie diese Leute durch die Gegend zu ziehen. Ich fragte mich aber, von was sie eigentlich lebten, und so fragte ich den Mann danach. Sie hatten Schafe, die gerade im Dorf waren, weil einige von ihnen geschoren wurden und
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